Städtepartnerschaft Hamburg Shanghai - 
Neue Möglichkeiten für weiterführende und zukunftsgerichtete Kooperationen

 
Eiserne Seidenstraße als Verbindung für eine sektorübergreifende Zusammenarbeit für grüne Zukunftstechnologien

24. März 2025

Die Welt steht vor großen Herausforderungen. Klimapolitik, Zukunftstechnologien und Sicherung des Wohlstands durch Wirtschaftskooperationen erfordern noch mehr internationale Zusammenarbeit. Chinas Politik schlägt dabei mit den Beschlüssen des Volkskongresses, welche die Richtung für die nächsten Jahre vorgeben, eine grundlegende Neuorientierung ein. Angesichts von Abschottungstendenzen und Zollmauern verfolgt das Land eine Gegenstrategie und möchte sich noch mehr öffnen. Die Spitzenforschung, aber auch die breite Bildung werden ausgebaut. China setzt auf Förderung des Binnenkonsums, wodurch dort neue Märkte entstehen. Für den Logistik-, Wirtschafts- und Forschungsstandort Hamburg entstehen dadurch neue Kooperations- und Geschäftsmöglichkeiten.

Dazu kann die Städtepartnerschaft Hamburgs mit der 25 Millionen-Einwohner- Metropole Shanghai einiges beitragen, für die Ende vergangenen Jahres ein neues Memorandum über eine städtepartnerschaftliche Zusammenarbeit für die Jahre 2024-2027 vereinbart wurde. Die Städtepartnerschaft wurde am 29. Mai 1986 geschlossen; das 40-Jahrige Jubiläum steht bevor. Das bietet auch die Möglichkeit eine Bilanz zu ziehen, auf den vielen erfolgreichen Projekten aufzubauen und von weniger erfolgreichen zu lernen. Das neue Memorandum zeigt die wichtigen aktuellen Kooperationsbereiche auf. Diese müssen mit praktischen und zukunftsgerichteten Inhalten gefüllt werden.

Politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit

Die Städtepartnerschaft basiert auf der politische Zusammenarbeit, dem Austausch der Parlamente: der Hamburgischen Bürgerschaft und dem Ständigen Ausschuss des Volkskongresses Shanghai. In die Projekte sind Behörden und Organisationen eingebunden wie die Behörde für Wirtschaft und Innovation, die Behörde für Umwelt und Energie, die Handelskammer auf Hamburger Seite und die Handelskommission, die Kommission für Wirtschaft und Informationstechnik und die Kommission für Verkehr in Shanghai, um nur einige zu nennen. Gemeinsame Projekte finden in den Bereichen Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft und Forschung, Tourismus und Stadtmarketing, Kultur, zivilgesellschaftliche Organisationen, Stadtplanung und Städtebau, Justiz und öffentliche Sicherheit, Sport, Rechnungsprüfung, digitale und nachhaltige Mobilität, überregionale Zusammenarbeit und Wasserangelegenheiten statt.
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Bildung, Wissenschaft und Forschung

Das Projekt silkrail möchte insbesondre auch die praktische Kooperation im Bereich Wissenschaft und Forschung unterstützen. Bei einigen grünen Zukunftstechniken, wie Elektromobilität oder Batterietechnik hat China einen Vorsprung von etwa zehn Jahren. Kooperationen können daher der im Neubaugebiet Oberbillwerder geplanten Hochschule bei diesen Zukunftstechniken einen großen Impuls geben. Zudem kann in Shanghai gesehen werden, wie solche Technologien schnell in kommerzielle Projekte und kommunale Strukturen einfließen.

Das neue Memorandum zeigt im Bereich Bildung, Wissenschaft und Forschung folgende bestehende Kooperationen auf:

- Die Universität Hamburg und die Fudan University in Shanghai werden ihre Strategische Partnerschaft weiter pflegen. Die beiden Partnerhochschulen bilden bereits mit der Macquarie University ein aktiv gelebtes trilaterales strategisches Netzwerk (Hamburg: Universität Hamburg; Shanghai: Fudan University).Die Universität Hamburg und die East China Normal University werden die laufende Kooperationsvereinbarung zum akademischen Austausch der Studierenden weiter fortsetzen (Hamburg: Universität Hamburg; Shanghai: East China Normal University, ECNU).

- Die Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg und die School of Education der East China Normal University werden die Themenforschungen und den akademischen Austausch von Personal fortsetzen (Hamburg: Universität Hamburg; Shanghai: East China Normal University, ECNU).

- An der Technischen Universität Hamburg soll die bestehende Zusammenarbeit im Be­ reich Energietechnik zwischen dem Dekanat Maschinenbau und der School of Mechanical Engineering der Tongji-University Shanghai weiter fortgeführt werden. Das Institut für Geotechnik und Baubetrieb möchte die Forschungskontakte mit dem College of Civil Engineering der Tongji University vertiefen, mit der Möglichkeit, in diesem Rahmen Bachelor- und Master-Studierende sowie Doktoranden gemeinsam auszubilden. Zudem soll der akademische Studierendenaustausch in Zusammenarbeit mit dem Chinesisch-Deutschen Hochschulkolleg (CDHK) an der Tongji University weitergeführt werden. Des Weiteren wird der Kontakt zu ehemaligen Studierenden der TU Hamburg, die nun in Shanghai leben, aufrechterhalten werden (Hamburg: TU Hamburg; Shanghai: Tongji University).


- Das Institut für Regelungstechnik an der TU Hamburg (TUHH) wird mit der East China University of Science and Technology (ECUST) hinsichtlich gemeinsamer Ausbildung van Studierenden (Doktorandenprogramme) zusammenarbeiten. Des Weiteren wird eine Delegation der ECUST die TUHH besuchen, um über Möglichkeiten der weiteren Zusammenarbeit zu diskutieren (Hamburg: TUHH; Shanghai: East China University of Science and Technology).

- Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) wird mit der University of Shanghai for Science and Technology (USST) am ,,Shanghai Hamburg College" (SHC) gemeinsam Fachkräfte nach dem Studiengangmodell der anwendungsorientierten akademischen Qualifizierung ausbilden und insbesondere die Zusammenarbeit mit Unternehmen deutscher Herkunft, die in China investieren, und Unternehmen chinesischer Herkunft, die in Deutschland investieren, weiter verstärken (Hamburg: HAW Hamburg; Shanghai: USST).

- Die Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) und das Shanghai Conservatory of Music werden ihre Kooperation weiter fortsetzen. Beide Seiten werden das Joint Program for Advanced Performer's Certificate weiter fordern (Hamburg: Hochschule tor Musik und Theater (HfMT); Shanghai: Shanghai Conservatory of Music).

- Das am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ansässige Hanse Merkur Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin, die Akademie für Bildung und Karriere des UKE und die TCM-Universität in Shanghai werden ihre Zusammenarbeit fortsetzen und das sich an Arztinnen und Arzte richtende berufsbegleitende Studienangebot weiter ausbauen (Hamburg: Hanse Merkur TCM-Zentrum Hamburg, Akademie tor Bildung und Karriere des UKE; Shanghai: TCM-Universität Shanghai).

- Die zuständigen Bildungsbehörden der beiden Seiten werden gegenseitige Besuchs- und Austauschprogramme zwischen beiden Städten fordern und insbesondere den seit 1986 durchgeführten Schüleraustausch weiterentwickeln. (Hamburg: Behörde für Schule und Berufsbildung; Shanghai: Kommission für Bildungswesen).

- Beide Seiten werden weiterhin den Austausch und die Kooperation hinsichtlich verschiedener Bildungsaktivitäten fördern, insbesondere in den Bereichen Schule, Berufsbildung, Hochschule und Weiterbildung. (Hamburg: Behörde für Schule und Berufsbildung; Hamburger Institut für Berufliche Bildung, Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V.; Shanghai: Kommission für Bildungswesen).

- Das Hamburger Konservatorium und das Shanghai University Music College sind bereit, ihre Zusammenarbeit fortzusetzen. Über die genaue Form der Zusammenarbeit werden beide Parteien in Zukunft entscheiden. (Hamburg: Hamburger Konservatorium; Shanghai: Shanghai University).

- Die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwissenschaften, Abteilung Naturschutz koordiniert fortgehend mit der East China Normal University, Shanghai Municipal Institute for Lifelong Education das Cluster ,,Bildung für nachhaltige Entwicklung"(BNE). (Hamburg: Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft; Shanghai: East China Normal University, ECNU).

- Die Fudan Universität wird weiterhin mit diversen Institutionen in Hamburg zusammenarbeiten und die gesunde stabile Entwicklung des Konfuzius-Instituts in Hamburg unterstutzen (Hamburg: verschiedene Institutionen; Shanghai: Fudan University).

Die TU Hamburg (TUHH) und die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) haben eine Vielzahl von erfolgreichen, praktisch angelegten Projekten, deren Erfahrungen und Kontakte in die Studiengänge der neu geplanten Hochschule in Neuallermöhe einfließen könnten und weitere praktisch angelegte Kooperationen anregen könnten. 

Kultur  und Digitalprojekte

Auch die Partner der Kooperationen im Kulturbereich sind vielfältig. Zukunftsweisend ist das Projekt eCulture: „Beide Seiten werden über den Aufbau von digitalen Wegen der Kulturvermittlung („eCulture") in einen Erfahrungsaustausch eintreten, Kultureinrichtungen beider Städte miteinander in Kontakt bringen und digitale Projekte auf den Weg bringen (Hamburg: Behörde für Kultur und Medien; Shanghai: Amt für Kultur und Tourismus).“ Im digitalen Zeitalter können solche Projekte viel mit überschaubaren Mittelaufwand bewegen. Das Projekt könnte in zwei Richtungen ausgeweitet werden, um der Städtepartnerschaft zusätzlichen Schwung und Transparenz zu verleihen. Zum einen könnten sich Online alle Akteure der Städtepartnerschaft vernetzen und dadurch den Erfahrungsaustausch intensivieren und manche Wege abzukürzen. Zum andern könnten in einer „eStädtepartnerschaft“ die vielfältigen Projekte und Veranstaltungen der Vergangenheit in einer digitalen Bibliothek zusammengefasst werden und dadurch für die laufenden und zukünftigen Kooperationen wertvolle Erfahrungen und Kontakte bereitgestellt werden. Dazu reicht jedoch kein technisches System. Viele gute Inhalte und eine übersichtliche nutzerfreundliche Struktur wären dafür erforderlich.

Stadtplanung und Städtebau

Für das Projekt silkrail sind die Projekte der Stadtplanung besonders interessant. Hier führt das Memorandum folgende Bereiche auf:

- Der Austausch zu Strategien und Instrumenten einer nachhaltigen Stadtentwicklung im Sinne der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen soll vertieft werden. Die HafenCity, der Bau der fünf neuen Stadtteile in Shanghai, die Ökostadt von Shanghai, die Schwammstadt im neuen erweiterten Gebiet von Lingang und weitere Themen eignen sich sehr für einen gegenseitigen fachlichen Austausch zur Stadtentwicklung und zum Ökologischen Bauen (Hamburg: Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung; Shanghai: Amt für Planung, Land und Ressourcen, Kommission für Wohnen und Bau, China (Shanghai) Pilot Free Trade Zone Lin-Gang Special Area Administration).

- Beide Seiten beabsichtigen, im Bereich ,,Digitale Stadt" einen fachlichen Austausch, u.a. zur Abstimmung der Digitalstrategie, internationaler Standards, Best Practices und Effizenzgewinnen, durchzuführen sowie die Zusammenarbeit im Bereich der Forschung und Innovation auszubauen (Hamburg: Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung; Shanghai: Amt für Planung, Land und Ressourcen, Kommission für Wohnen und Bau).

Kooperationsvorschläge von silkrail: zukunftsgerichtet, ganzheitlich und sektorübergreifend

Was neu für die Städtepartnerschaft sein könnte und was wir mit silkrail anregen möchten, ist ein in Shanghais Stadtplanung zu findendes sektorenübergreifendes, ganzheitliches Entwicklungskonzept. Ausgangspunkt für silkrail ist die eiserne Seidenstraße, welche über DB Duss und die Hamburger Hafen und Logistik AG hochwertige Güter zwischen Nordeuropa und Asien transportiert und zusammen mit der Hafenwirtschaft, anderen Umschlagseinrichtungen und Logistikunternehmen ein wichtiges Standbein der Handelsstadt Hamburg bildet. Doch die nordeuropäischen Logistikstrukturen ändern sich zurzeit grundlegend. Dies kann für Hamburg mit neuen Kooperationsansätzen eine große Chance sein. Mit den hochwertigen, schienengebundenen Güterverkehren entstehen nachgelagerte Geschäftsbereiche, wie Marketing, Vertrieb oder Servicedienste. Viele der Firmen, welche die Handelsruten aus China nutzen, suchen hier eine Europazentrale. Mache sondieren Produktionsmöglichkeiten in Europa. Mit den grünen Hochtechnologien aus China kommen Zukunftstechnologien, welche unsere Hochschulen und Forschungseinrichtungen für einen Technologiesprung nutzen können. Und nicht zuletzt ist die Initiative silkrail eine Kulturinitiative, denn bei aller Zusammenarbeit gilt: der Mensch steht im Mittelpunkt.

Ausstellungen und Veranstaltungen fördern Vernetzung

Silkrail möchte solche zukunftsgerichtete Kooperationen und Vernetzungen unterstützen und in den nächsten Monaten weitere Veranstaltungen und Ausstellungen organisieren. Dazu laden wir alle interessierten Akteure ein und stimmen dies eng mit den bestehenden Städtepartnerschafts-Initiativen und anderen Akteuren ab.

Gespräche vor Ort erforderlich

Im April sind wir auf der wohl wichtigsten Automesse, der Auto Shanghai, die unter anderem von dem Council for the Promotion of International Trade Shanghai und dem Shanghai Municipal People's Government organisiert wird. Gerne würden wir in Shanghai, von der Stadt Hamburg und dem Generalkonsulat der VR China Hamburg offiziell vereinbart, ein Gespräch mit Mitarbeitern des Shanghaier Büros für Städtepartnerschaft führen. Es ginge uns zunächst darum, unsere Ideen vorzustellen, Vorschläge von Shanghaier Seite zu hören und auch die Struktur unserer Imitative als unabhängige Organisation zu erläutern. Kosten für Hamburg oder Shanghai wären mir dieser selbstfinanzierten Reise nicht verbunden. Um gute Projekte und spannende Inhalte auch für das 40-järliche Jubiläum zu entwickeln, sind jetzt bereits solche Dialoge erforderlich.

40 Jahre Städtepartnerschaft anhand einer 40-jährigen chinesisch-deutschen Freundschaft

Neben den Projekten unserer silkrail-Initiativen haben wir auch noch ein persönliches, poetisches Freundschaftsprojekt. Mit unseren chinesischen Freunden, mit den wir seit fast vierzig Jahren zusammenarbeiten und in Hamburg einige gut besuchte Veranstaltungen während einiger CHINA TIME durchführten, welche zum Teil auch von Hamburg im Ramen der Städtepartnerschaft offiziell gefördert wurden, würden wir im Städtepartnerschafts-Büro Shanghai auch gerne darüber reden, ob wir diese persönliche künstlerische Freundschaft und wissenschaftliche Zusammenarbeit über Jahrzehnte als ein begleitendes Thema zum vierzigjährigen Städtepartnerschaft-Jubiläum ausarbeiten können.

Hamburg noch mehr als Knotenpunkt der Seidenstraße ins Blickfeld rücken

Von Shanghai reisen wir durch Eurasien mit dem Zug entlang der eiserne Seidenstraße zurück nach Hamburg und möchten darüber möglichst mit Bezug auf Hamburg auch in den wichtigen Leitmedien der Logistik berichten. Auch dies soll dazu beitragen, das Hamburg zukünftig wieder auf möglichst allen Karten der Seidenstraßen-Logistik zu finden ist.

Weitere Anregungen und Kritik zu unseren Initiativen können Sie uns gerne zusenden.

ASIA MEDIA SERVIVE, Dr. Thomas Kiefer


Links

20. November 2024. Neues Memorandum Städtepartnerschaft Hamburg Shanghai / Shanghai-Delegation besucht Hamburg / 38 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Shanghai

14. März 2024. China - Nationaler Volkskongress. Wachstum durch mehr Binnenkonsum, Forschungsinitiativen, Zukunftstechnik und weitere Öffnung

1. Januar 2025. Ein Blick zurück für eine gute und friedliche Zukunft, Hamburger China-Wochen vor dreißig Jahren

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Blick vom Shanghai Tower

Foto: Thomas Kiefer

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