28. Februar 2025
Nicht nur seit den Schlagzeilen um DeepSeek sind Zukunftstechnologien aus China in Deutschland ein breit diskutiertes Thema. Fast täglich finden dazu Veranstaltungen statt, oft mehrere an einem Tag. An vielen Meetings, auch in China. kann dabei mühelos und ohne großen Zeitaufwand online teilgenommen werden. So ging es am 27. Februar gleich in zwei Seminaren über KI aus China.
KI aus China: die Praxis zählt
Das Interessante vorweg. Dr. Hans Joachim Fuchs, Geschäftsführer von China Brand stellte in seiner Präsentation nicht nur die Grundzüge von KI in China dar, sondern zeigte auch viele bestehende Kooperationen und Projekte auf. Gefahren, wie Datenschutz lassen sich meistern, so Fuchs. Die politische Diskussion spielte bei ihm weniger eine Rolle und dürften auch für Unternehmen, die in China an KI-Themen arbeiten, nicht das Problem sein. Bei dem anschließenden Seminar des Ifw-Kiel standen jedoch diese politischen Themen eher im Vordergrund. Die Referentin der FU Berlin zeigte sich durch China-Sachverstand aus, und zeigte, wie diese sensiblen Themen in der Wissenschaftszusammenarbeit zwischen China und Deutschland behandelt werden. Der zweite Referent der Kieler Veranstaltung, der als KI-Experte auftrat, hatte jedoch von den praktischen Entwicklungen in chinesischen Forschungseinrichtungen oder von internationalen Schutzvereinbarungen, welche Dr. Fuchs sehr anschaulich zuvor präsentierte, scheinbar wenig Ahnung.
Sicherheit, Schutz vor Missbrauch und regulatorische Anforderungen
Die Sicherheitsaspekte sind grundlegend und lassen sich vorweg lösen, so Dr. Fuchs. „Als Unternehmensberater konzentrieren wir uns primär auf die praktische Anwendung von KI in Unternehmen, insbesondere auf Sicherheit, Schutz vor Missbrauch und regulatorische Anforderungen. Die geopolitische Dimension und gesellschaftliche Debatte zu KI haben wir im Blick, sind aber keine Kernaspekte unserer Beratung, da wir keine politischen Analysen, sondern praxisnahe
Lösungen für Unternehmen bieten,“ so Fuchs.
Dabei setzt China auf internationale Zusammenarbeit und verbindliche Regeln auch bei Fragen der ethischen Rahmenbedingungen. „China positioniert sich in der globalen KI-Debatte mit einem starken Fokus auf technologische Zusammenarbeit und ethische Rahmenbedingungen, was durchaus im Kontrast zur öffentlichen Wahrnehmung in manchen Ländern steht. Unternehmen in China und weltweit stehen dabei vor der Herausforderung, KI verantwortungsvoll und im Einklang mit regulatorischen Vorgaben einzusetzen – ein Thema, das für uns in der Beratung von großer Bedeutung ist,“ berichtet Fuchs.
Um den Anschluss nicht zu verlieren sind Kooperationen unvermeidlich. Eine Basis, wie sie für KI-Forschung in China vorhanden ist, lässt sich in Europa kaum in absehbarer Zeit aufbauen. 1,8 Millionen kleine KI-Unternehmen, überwiegend Neugründungen gibt es in China. 506 Hochschulen bieten dort KI-Abschlüsse an. China hat dadurch weltweit die meisten KI-Patente.
Eine weitere Eigenart ist das offene Forschungsklima. DeepSeek ist eine Opensource und viele Grundlagenforschungen werden offen, für alle zugänglich betrieben. Das spart nicht nur sehr viel Geld, sondern auch Zeit.
Global China Conversation
Das Seminar aus München war gerade zu Ende, da konnte man online gleich in Kiel das Thema aus einer weiteren Perspektive betrachten. China hat sich in den letzten Jahrzehnten von der „Werkbank der Welt“ zu einer technologischen Großmacht entwickelt. Insbesondere im Bereich Künstliche Intelligenz, Halbleitertechnologie und digitale Plattformen treibt die chinesische Regierung mit gezielten Strategien und massiven Investitionen den technologischen Wandel voran. Doch wie nachhaltig ist dieser Aufstieg? Welche Rolle spielen politische Steuerung, Marktmechanismen und internationale Herausforderungen?
In der Themenreihe Global China Conversation diskutierten Prof. Dr. Genia Kostka (Freie Universität Berlin) und Fabian Westerheide (Unternehmer, Autor, Investor) über Chinas technologischen Ambitionen, regionale Entwicklungsunterschiede und globale Auswirkungen. Moderiert von Fabian Peltsch (China.Table) bietete das Gespräch spannende Einblicke in aktuelle Entwicklungen und langfristige Perspektiven, so die Seminarbeschreibung.
KI-Entwicklung in China nach Plan
Prof. Genia Costa zeigte auf, dass die KI-Entwicklung in China nach Plan verläuft: Der Entwicklungsplan von 2017. Doch bietet dieser lediglich einen Rahmen, zeigt Ziele auf. Lokale Regierungen spielen eine große Rolle bei der Umsetzung. Dadurch sind vielfältige Projekte möglich, wobei gescheiterte Projekte aussortiert werden. Lokale Projekte der Halbleiter-Produktion kommen beispielsweise nicht in Schwung oder nicht funktionierende Smart Cities sind Beispiele für gescheiterte Projekte. Doch daraus wird gelernt, berichtete Costa.
Das Thema Datenschutzprobleme in autoritären Systemen muss durchaus kritisch betrachtet werden. Doch die chinesischen Sichtweisen sind in Afrika und Schwellenländern durchaus beliebt und als Teil der wirtschaftlichen und technologischen Zusammenarbeit ein Exportschlager. Da sollte vor Arroganz des Westens gewarnt werden, so Costa.
Arroganz des Westens
Fabian Westerheide, Unternehmer, Autor, Investor, empfahl keine Hard- und Software aus China zu benutzen. Wichtig sei es zu wissen, was mit den persönlichen Daten geschieht, Missbrauch auszuschließen. Praxisbeispiele fehlten leider weitgehend in dem Referat. Die Onlinekonferenz wurde über ein US-amerikanisches System abgewickelt und kaum einer der Teilnehmer dürfte wissen, was mit seinen Daten in den USA geschieht. Google hatte beispielsweise weniger Tage zuvor mitgeteilt, dass sich das Unternehmen nicht mehr an Verhaltenskodexes gebunden fühlt und seine gewonnenen Daten gegebenenfalls für kriegerische Zwecke genutzt werden. China unterzeichnete etwa Zeitgleich auf dem KI-Gipfel in Paris die Verpflichtung zu ethischen Grundsätzen bei der Anwendung von KI und deren Verbot für kriegerische Zwecke.
„Im Herzen, mit meinem Bauchgefühl traue ich chinesischer Technologie nicht, ich würde nie ein chinesisches Elektroauto kaufen, auch wenn das billiger wäre,“ so Westerheide. Doch was ist mit den von Tesla geschürften Daten für seine KI? Das flott gehaltene Referat war etwas faktenleer und realitätsfern. Der Rückstand Deutschlands im Bereich KI und anderen Technologien dürfte auch daran liegen, dass solche substanzlosen Aussagen als Expertenaussagen in manchen Medien zitiert werden und von Politikern als Referenz für Entscheidungen herangezogen werden. Hier wären Praktiker aus Unternehmen gefragt und bei Chinathemen sollten auch mehr Experten aus China gehört werden.
Deutschland muss seine Forschungsstrukturen verbessern
In einem waren sich die Referenten und der Moderator einig: Das wahrscheinlich größte Problem liegt bei uns. Startups müssten besser und unkomplizierter gefördert werden. Das Bildungssystem gehört ausgebaut, aber konkret werden Mittel gekürzt.
ASIA MEDIA SERVICE, Dr. Thomas Kiefer
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