Marintec China
Grüne Technologie und globale Kooperationen

5. Dezember 2025

Die Marintec China geht heute in Shanghai zu Ende. Zwei Themen standen in Vordergrund: grüner, nachhaltiger Schiffsbau und die Herausforderungen durch die instabile geopolitische Lage. China entwickelte sich in immer mehr Bereichen zur weltgrößten Schiffbaunation. Dies gibt jedoch den etwa hundert deutschen Unternehmen, die in Shanghai ihre neuesten Technologien präsentierten, auch neue Geschäftsmöglichkeiten.

China größte Schiffsbaunation der Welt

Da der Großteil der weltweiten Schiffbauten und Aufträge derzeit auf China entfällt (in CGT gemessen), bleibt China der Schlüsselmarkt für Zulieferer. Damit ist die Marintec wichtigste Plattform für internationale Anbieter. Nach Angaben der China Association of the National Shipbuilding Industry waren Chinas drei zentrale Schiffbauindikatoren in der ersten Hälfte des Jahres 2025 weltweit führend. Das fertiggestellte Bauvolumen, die Neubestellungen und der Auftragsbestand erreichten Marktanteile von 51,7 Prozent, 68,3 Prozent und 64,9 Prozent.

Mit Blick auf die Zukunft werden günstige Faktoren wie die Verschrottung von Schiffen, die Nachfrage nach umweltfreundlichen Nachrüstungen und der begrenzte kurzfristige Ausbau der Kapazitäten im qualitativ hochwertigen Schiffbau die Schiffspreise weiterhin hochhalten. Gleichzeitig berichtet die Plattform „Alternative Fuels Insight“ von DNV, dass die Neuaufträge für Schiffe mit alternativen Kraftstoffen im ersten Halbjahr 2025 im Vergleich zum Gesamtjahr 2024 um 78 Prozent gestiegen sind, was das starke Wachstumspotenzial grüner Technologien unterstreicht.

Die Marintec China nutzt ihre Markenbekanntheit und die Dynamik des globalen Schiffbaubooms, um als Zentrum für Wissensaustausch und gemeinsame Innovation zu dienen. Auf elf Messehallen mit einer Rekordfläche von 110.000 Quadratmetern präsentierte sich die Veranstaltung mit über 2.200 Ausstellern aus mehr als 40 Ländern und Regionen, darunter 16 nationale und regionale Pavillons wie beispielsweise von Dänemark, Norwegen und Deutschland. Internationale Teilnehmer stellen 43 Produzent der gesamten Aussteller. Etwa 100.000 Fachbesucher aus mehr als 100 Ländern und Regionen besuchten die Messe, meldeten die Veranstalter.

Deutschland präsentiert größte ausländische Beteiligung

Der „German Pavilion“ funktioniert als gemeinsamer Auftrittspunkt für viele deutsche Zulieferer und Systemhäuser. Das stärkt das Label „Made in Germany“, senkt Einstiegshürden, vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen, und erhöht die Sichtbarkeit gegenüber chinesischen Werften und Reedereien. Der offizielle German Pavilion ist mit 75 deutschen Unternehmen groß aufgestellt. Damit bleibt Deutschland der größte nationale Pavillon aus dem Ausland. Der Pavilion wird gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWK) im Rahmen seines Auslandsmesseprogramms. Ziel ist, „Made in Germany“-Produkte und -Dienstleistungen der maritimen Industrie zu bündeln und international zu präsentieren, so das BMWK.

Zudem sind deutsche Schiffbauer, mit großen eigenen Ständen oder über ihre chinesischen Tochtergesellschaften vertreten. Becker, ein weltweit führender Anbieter von Manövrier- und Energieeffizienzsystemen, hat bereits Anlagen auf mehr als 9.000 Schiffen installiert. Auf der Marintec 2025 vergab Becker erstmals den „Manufacturer Quality Award“ – eine globale Auszeichnung, mit der sie die hervorragende Qualität und Prozesssicherheit ihres chinesischen Kooperationspartners Nantong Ocean Ship Equipment Co. Ltd. (Cosco YP) auszeichnen. Die langjährige Kooperation hat sich von wenigen Schiffslieferungen auf über 60 komplette Schiffssätze und über 40 Ruderanlagen-Sätze ausgeweitet. Auch Energy-Saving-Devices (ESD) wurden integriert und lokal in Nantong gefertigt. Das zeigt, dass deutsche Zulieferer wie Becker mit lokalen Herstellern in China in Bereichen wie Qualitätssicherung, Entwicklung und Lokalisierung langfristig zusammenarbeiten.

Anschütz ist der weltweit führende Hersteller von Navigations- und Brückensystemen für Handelsschiffe, Offshore- und Forschungsschiffe, Kreuzfahrtschiffe und weitere Komplettsysteme. Das Spektrum reicht von Gyrokompassen, Autopiloten, Radaren über ECDIS bis hin zu integrierten Brückensystemen. Mit integrierten Navigationssystemen („Integrated Bridge Systems“) erfüllt Anschütz die Nachfrage nach zuverlässiger, klassifikationskonformer Navigation auf aktuellen Schiffstypen.

Die TGE Marine Gas Engineering GmbH ist auf Gas-Brennstoffsysteme (z.B. LNG, Ammoniak etc.) für Schiffe spezialisiert. Auf der Marintec präsentiert das Unternehmen unter anderem seine Gas- bzw. Kraftstoffsysteme für maritime Anwendungen. Dies ist besonders relevant im Kontext der maritimen Branche, die zunehmend auf alternative Treibstoffe und umweltfreundlichere Lösungen setzt. Dies ist ein Trend, den die Marintec ausdrücklich als Teil des Themas „Green & Low-Carbon / Maritime Sustainability“ umsetzt.

Warum deutsche Unternehmen stark vertreten sind

Viele der deutschen Firmen haben lokale Niederlassungen oder Repräsentanzen (z.B. in Shanghai oder über chinesische Tochtergesellschaften), was Marktanbindung und Service erleichtert (Becker, Anschütz, TGE etc.). Deutsche Technologie ist in China nach wie vor gefragt.

Technologischer Vorsprung / Spezialisierung: Gerade auf Gebieten wie Energie- und Manövrier-Effizienz, Gas-Treibstoffsysteme, Navigation oder Brückentechnik besitzen deutsche Anbieter langjährige Expertise und etablierte Produkte — gefragt bei Reedereien und Werften, die Flotten modernisieren oder neue Schiffe bauen.

Positionierung als Export- und Kooperationsmarkt: Der German Pavilion zeigt, dass der Auftritt nicht nur Export, sondern oft Kooperation bedeutet — mit lokalen Unternehmen, Werften oder Ausrüstungslieferanten. Der Qualitätspreis von Becker etwa signalisiert Partnerschaft und Fertigungsqualität bei chinesischen Partnern.

Nachhaltigkeits- und Zukunftsthemen: Mit LNG/Gas-Systemen, effizienter Rudertechnologie, modernen Brückensystemen etc. adressieren die Anbieter globale Trends wie Dekarbonisierung, Regulierung und effiziente Operationen — was gerade für Neubauten relevant ist.

Deutschland ist nicht nur Exporteur, sondern strategischer Partner für chinesische Werften und Reedereien. Gerade angesichts der globalen Dynamik im Schiffbau und in der maritimen Nachhaltigkeit bleibt die Marintec eine wichtige Bühne für „Made in Germany“ im internationalen Schiffbauumfeld.

Unstete Weltlage erschwert nachhaltige Geschäfte

Die zunehmenden Unsicherheiten in der globalen Schifffahrtsbranche unterstrichen die Notwendigkeit, Herausforderungen durch den Aufbau stärkerer Partnerschaften gemeinsam zu begegnen, „Als maritime Nation sind wir es gewohnt, uns in dieser geopolitischen Welt zurechtzufinden, doch in den vergangenen Jahren ist dies zunehmend schwieriger geworden“, sagte Mie J. Jakobsen, stellvertretende CEO und Leiterin der Maritimen Abteilung bei der Danish Export Association gegenüber Radio China International.

„China ist die weltweit führende Schiffbaunation. Für norwegische Hersteller und Unternehmen ist es äußerst wichtig, auf diesem Markt präsent zu sein, um Kooperationen auszubauen und gemeinsam Lösungen für den grünen Wandel zu entwickeln“, sagte Marianne Sivertsen Naess, norwegische Ministerin für Fischerei und Ozeanpolitik.

„Ich denke, es ist wichtiger denn je: Partnerschaften sind der Weg nach vorn. Das ist die Richtung, die wir insgesamt einschlagen müssen. Zusammenarbeit, Kooperation und Partnerschaften bilden das Fundament, um weiter voranzukommen“, betonte Jakobsen.

Grüne Produktion, grüne Schifffahrt

Im Einklang mit globalen Herausforderungen stehen kohlenstoffarme und kohlenstofffreie Technologien im Mittelpunkt der Marintec China. Erstmals wurde die Marintec Innovation – Energytec Zone präsentiert, in der führende Unternehmen der maritimen erneuerbaren Energiewirtschaft innovative Lösungen vorstellten. In Halle N4 befand sich zudem ein eigens eingerichteter Networking-Hub, der von DNV, CATL und Lloyd’s Register betrieben wurde und in dem Podiumsdiskussionen zu alternativen Kraftstoffen, Elektrifizierung, natürlichen Energiequellen und Kernenergie stattfanden – ein ausgewogenes Verhältnis zwischen technischer Innovation und wirtschaftlicher Zusammenarbeit.

Die Marintec Cruise Interiors Zone in Halle N3 hatte sich unterdessen verdoppelt und ein komplettes Ökosystem von Innenausstattern und führenden Designexperten präsentiert. Ein ausgewähltes Programm mit Fachvorträgen im The Theatre beleuchtete Designtrends, Nachhaltigkeit und die Zukunft des Passagiererlebnisses. Darüber hinaus bot The Deck, ein exklusiver Networking-Bereich von Team Norway und ABB, zahlreiche Möglichkeiten für wertvolle Kontakte und Kooperationen.

Parallel zur Ausstellung behandelte das Senior Maritime Forum die Thema „Intelligente Navigation, grüne Koexistenz, integrierte Innovation“ in fünf Sitzungen: Keynote-Berichte, Schiffbau und Offshore-Engineering, Schifffahrt und Häfen, Maritime Finanzen und Recht sowie Schiffs- und Offshore-Ausrüstungstechnologie.

Die Veranstaltungen rücken Digitalisierung, grüne Innovationen und energieeffiziente Technologien in den Fokus. Insbesondere die Veranstaltung „Maritime Finanzierung und Recht“ brachte führende Persönlichkeiten aus den Bereichen Finanzen, Recht, Wissenschaft und Handel zusammen, um aktuelle Schiffsfinanzierungsstrategien und das rechtliche Risikomanagement zu erörtern.

Neben dem Hauptforum fanden Hunderte Veranstaltungen führender Organisationen statt, darunter Foren, Fachseminare, Produktpräsentationen, Unterzeichnungszeremonien und Preisverleihungen. Zu den Höhepunkten zählten die Technologie-Innovationswoche der China State Shipbuilding Corporation und die Pudong Shipping Week unter der Leitung der Regierung der Neuen Zone Pudong.

Die Marintec China hat sich in über vier Jahrzehnten zu einer unverzichtbaren globalen Plattform entwickelt. In diesem entscheidenden Moment des Branchenwandels bot die Ausgabe 2025 eine maritime Veranstaltung von Weltrang, die globale Visionen, chinesische Besonderheiten und Branchenführerschaft vereint, um die internationale Zusammenarbeit zu vertiefen und eine nachhaltige Zukunft für den globalen maritimen Sektor zu gestalten, so die Messeveranstalter.

Ökologischer Wandel: Rückkehr zur Vernunft

Der Umbau der Schifffahrtsbranche in Richtung Nachhaltigkeit ist kein Schlagwort, sondern bereits bereits voll in Gange, berichtet Branchenexperte Zhao Hangyu aus von der Marintec aus Shanghai. "Obwohl die Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) im Oktober dieses Jahres keinen Konsens über ein Rahmenabkommen zur CO2-Neutralität erzielen konnte, was innerhalb der Schifffahrtsbranche erhebliche negative Reaktionen hervorrief, zeigte die Shanghai Maritime Exhibition, dass die Branche nach der anfänglichen Schockwelle wieder zur Vernunft zurückgekehrt ist. Der ökologische Wandel bei Schiffskraftstoffen schreitet weiter voran und entwickelt sich von einer optionalen Wahl zu einer zwingenden Notwendigkeit.

Die Methanol-Dual-Fuel-Hauptmotortechnologie hat einen hohen Reifegrad erreicht, wobei sowohl Everlance als auch CSSC ihre weiterentwickelten Methanol-Hauptmotoren vorstellten; Ammoniak-Motoren werden derzeit weiter optimiert.
Eine umfassende Industriekette für Methanol, Ammoniak und Kraftstoffsysteme nimmt in der Schifffahrt Gestalt an – sie umfasst nicht nur Motoren, sondern das gesamte Spektrum von der Produktion, Lagerung und dem Transport von grünem Methanol und Ammoniak bis hin zur Bunkerung, neben dem Design von Bordtanks, Kraftstoffhandhabungssystemen und Sicherheitsüberwachung. Eine Komplettlösung entwickelt sich zu einem ausgereiften kommerziellen Anwendungsrahmen.

Für Werften ist die Fähigkeit zum Bau „grüner Schiffe” zu einer neuen zentralen Herausforderung geworden. Es versteht sich, dass der Bau eines mit Methanol betriebenen Dual-Fuel-Schiffes weit über die einfache Installation eines mit Methanol betriebenen Dual-Fuel-Hauptmotors und den Bau eines Methanol-Kraftstoffsystems hinausgeht. Er umfasst spezielle Schweißtechniken, strenge Sicherheitsprotokolle, neuartige Inspektionsstandards und sogar neue Anforderungen an die Belüftung von Werkstätten und die Abgrenzung explosionsgeschützter Bereiche.

Umweltfreundlichkeit wird zunehmend zu einer Voraussetzung für die Zulassung von Werften. Chinesische Werften haben mit entsprechenden Prozessforschungen und Personalschulungen begonnen, um sich für den künftigen Bau umweltfreundlicher Schiffe zu qualifizieren und sich auf die nächste Welle von Aufträgen für umweltfreundliche Schiffe vorzubereiten", so Zhao.

Diese Entwicklung gibt auch neue Möglichkeiten für internationale Kooperationen. Besonders auch deutsche Zulieferer können dabei ihre Spitzentechnologie einbringen. Umgekehrt sollte Deutschland noch offener für den Einsatz von grüner maritimer Technologie werden. Nur zusammen sind die Herausforderungen des notwendigen Umbaus der maritimen Wirtschaft zu meistern.

Links

Marintec China

Marintec China - Ausstellerübersicht

Marintec China -Deutscher Pavillon

Fotogalerie: Marintec China 2025 startet in Shanghai

Insider der globalen Schifffahrtsbranche fordern engere internationale Zusammenarbeit

Die Flaggschiff-Produktpalette von ABB wird auf der China International Maritime Exhibition 2025 präsentiert

Becker verleiht Herstellerqualitätspreis auf der Marintec

Wilhelmsen Ships Service auf der Marintec China 2025


ASIA MEDIA SERVICE, Dr. Thomas Kiefer
Foto: Marintec

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