20. Februar 2025
Täglich starten etwa zwei Züge von Hamburg-Billwerder nach China. Kurz hinter der Stadtgrenze von Hamburg fahren sie durch Friedrichsruh. Dort, am Altersruhesitz von Bismarck, gibt es einiges zur deutsch-chinesischen Geschichte zu sehen.
Im historischen Bahnhof Friedrichsruh ist der Sitz der Bismarck-Stiftung. Sie ist eine der sieben Politikergedenkstiftungen des Bundes, die außerdem Reichspräsident Friedrich Ebert, Bundespräsident Theodor Heuss sowie den Bundeskanzlern Konrad Adenauer, Willy Brandt, Helmut Schmidt und Helmut Kohl gewidmet sind. Außerdem ist die Stiftung Mitglied in der AG Orte der Demokratiegeschichte.
Seit 2000 präsentiert die Stiftung in ihrem Stiftungssitz, dem Historischen Bahnhof Friedrichsruh, die Dauerausstellung „Otto von Bismarck und seine Zeit“. Die Ausstellung ist sehr sehenswert, informativ und wird von vielen Gruppen und Schulkassen oder individuell besucht.
Auch Besucher aus China finden immer wieder den Weg in den Sachsenwald. Der Oberbürgermeister von Shanghai und einige Minister aus China mit ihren Delegationen waren hier, genauso wie chinesische Familien oder Studenten. Im Februar begrüßen die Bismarck-Stiftung und silkrail dort eine kleine Delegation des Konfuzius Instituts und der Hamburger Kulturszene.
Viele Chinesen sind sehr geschichtsinteressiert, kennen Bismarck. Und: den Weg nach Friedrichsruh fand auch Li Hongzhang (1823-1901). Er war einer der mächtigsten Staatsmänner der späten Qing-Dynastie (1840-1911) und einer der wichtigsten Persönlichkeiten im Modernisierungsprozess Chinas. In Friedrichsruh suchte er bei Bismarck nach Ideen für Chinas Modernisierung. Am Ende der Dauerausstellung ist auch eine Vitrine mit Dokumenten und Fotos von diesem Besuch zu sehen.
Im nahen Bismarck-Museum ist eine weitere Ausstellung. Dort ist nicht nur ein Original des Gemäldes „Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches (18. Januar 1871)“ von Anton von Werner zu sehen, das in vielen Schulbüchern abgedruckt ist, oder das Arbeitszimmer von Bismarck. Auch im Bismarck-Museum steht eine Vitrine mit Dokumenten und Fotos des Besuchs von Li Hongzhang. Im angrenzenden Raum ist ein großer Elfenbeinzahn zu sehen mit kunstvoll-filigranen Schnitzereien chinesischer Motive. Ein Geschenk der chinesischen Kaiserin Cixi an Bismarck.
Besonders bei schönen Wetter bietet sich von Friedrichsruh ein Waldspaziergang zurück nach Aumühle an, von wo die Bismarck-Stiftung gut mit der S-Bahn zu erreichen ist. Am idyllischen Mühlenteich, neben dem Hotel Waldesruh am See, liegt etwa versteckt ein Denkmal mit eher unguter Vergangenheit: das Deutsch-Ostafrika-Ehrenmal für Paul von Lettow-Vorbeck. Bevor er als Kommandeur der deutschen „Schutztruppe“ in Afrika war, verdient es sich in China seine ersten blutigen Sporen. 1900/01 nahm er als Adjutant der 1. Ostasiatischen Infanterie-Brigade an der Zerschlagung der sogenannten Boxerbewegung in China teil, wofür er zum Hauptmann befördert wurde.
In Aumühle gibt es jedoch auch viel Schönes zu entdecken. Nicht zuletzt grenzt dort das größte Waldgebiet Norddeutschlands unmittelbar an den Bahnhof. Auf der anderen Seite des Bahnhofs lohnt sich ein Bummel durch uralte Baumalleen mit ehrwürdigen großartigen Villen in vielen verschiedenen Baustilen - ein kleines Architekturmuseum.
ASIA MEDIA SERVICE, Dr. Thomas Kiefer
Links
Otto-von-Bismarck-Stiftung
Video: Die Otto-von-Bismarck-Stiftung stellt sich vor...
Li Hongzhang
Bismarck. Gespräch mit dem Vizekönig Li Hongzhang, Friedrichsruh
Sonderausstellung: „Li Hongzhang – ein Bismarck des Fernen Ostens? Das Reich der Mitte und Deutschlands Hinwendung nach Ostasien 1860-1914″
Ein Geschenk der chinesischen Kaiserin Cixi an Bismarck
Paul von Lettow-Vorbeck
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