Transkaspische Internationale Transportroute

Ausbau der Route fördert Wirtschaftskooperationen / Neue Strecken im Bau

5. März 2025

Die Seidenstraße ist keine Line, sondern war schon immer ein Netz von Handelsrouten. In jüngster Zeit gewinnt der Mittlere Korridor, die Transkaspische Internationale Transportroute (TITR), an Bedeutung. Sie verläuft über China, Kasachstan, das Kaspische Meer, Aserbaidschan und Georgien in die Türkei. Von dort gehen verschiedene Routen in die EU und in Arabische sowie afrikanische Länder. Auf der Route können bis zu 10 Millionen Tonnen Fracht pro Jahr transportiert werden, darunter bis zu 200.000 Container. Die Route wird laufend modernisiert und neue Strecken sind im Bau. Der Mittlere Korridor ist im Vergleich zum Nördlichen Korridor als Handelsroute zwischen Europa und Asien wirtschaftlicher und schneller. Er ist 2.000 km kürzer, hat günstigere klimatische Bedingungen und verkürzt die Reisezeit.

Die Erwartung eines stark steigenden Frachtaufkommens auf dem Mittleren Korridor erfordert massive Investitionen in die Transport- und Logistikkapazitäten in allen Transitländern. Dies gilt besonders für die kasachischen Häfen am Kaspischen Meer. Gleichzeitig werden Frachtschiffe und Container benötigt. Der Investitionsbedarf wird auf 18,5 Milliarden Euro bis 2027 veranschlagt. Zudem ist eine neue Route im Bau, die in Kashgar beginnt und die Fahrzeit erheblich reduzieren wird.

Eine weitere Modernisierung ist dringend erforderlich. Die wachsenden Warenströme erfordern eine bessere Vernetzung von Bahn, Straße und Seetransport auf allen Teilen der Trasse, eine koordinierte Investitions- und Tarifpolitik der beteiligten Partnerländer sowie eine Digitalisierung von Transport- und logistischen Prozessen.

Die Anrainerstaaten haben Durchlässigkeit und Schnelligkeit auf dem Mittleren Korridor bereits deutlich verbessert. Dennoch sind weiterhin Kapazitätsengpässe für den Warenumschlag sowie tarifäre und nichttarifäre Hemmnisse abzubauen, so die gtai.

Anrainer schließen sich für effizientere Transittransporte zusammen
Hierfür verabschiedeten hochrangige Vertreter Kasachstans, Aserbaidschans, Georgiens und der Türkei bereits 2022 einen Plan. Dieser fokussiert den Abbau von Engpässen und bürokratischen Hürden auf der Route bis 2027.

Branchenexperten beziffern die aktuellen und bis 2027 geplanten Investitionen in mehr Kapazitäten und in eine effektivere Frachtabfertigung auf 6,5 Milliarden US-Dollar. Eine 2023 als Flagship-Projekt der EU-Initiative „Global Gateway“ veröffentlichte Studie schätzt die Gesamtkosten entlang des Mittleren Korridors auf weit höhere 18,5 Milliarden Euro.

Ende 2023 hatten die staatlichen Eisenbahngesellschaften von Aserbaidschan, Georgien und Kasachstan ein Joint Venture gegründet, das multimodale Transporte auf dem Mittleren Korridor vereinfachen soll. Seitdem vereinbarten regionale Bahnunternehmen weitere Kooperationsprojekte, um den Transit-Schienengüterverkehr zu beschleunigen. Aserbaidschan und China unterzeichneten Anfang Juli 2024 ein Memorandum, das die Kapazität von Containerzügen auf der transkaspischen Transportroute erweitern sowie deren Abfertigung und Verladung beschleunigen soll.

Aserbaidschan, Turkmenistan, Georgien und Rumänien kündigten im Juli 2024 die Errichtung einer stabilen und leistungsfähigen Seeroute über das Kaspische und Schwarze Meer an. Staatliche Eisenbahnen Georgiens (Georgian Railway, GR) und Bulgariens (Bulgarian State Railways, BDZ) sowie die bulgarische Schifffahrtsgesellschaft P.N.A. gaben im Juli 2024 bekannt, die Wiederinbetriebnahme des Fährverkehrs zwischen Georgien und Bulgarien vereinbart zu haben.

Weltbank erwartet Verdoppelung des Warenumschlags bis 2030
Das Warenvolumen auf dem Mittleren Transportkorridor dürfte 2024 gegenüber dem Vorjahr um etwa 50 Prozent auf 4,3 Millionen Tonnen gestiegen sein, so das kasachische Transportministerium. Im 1. Halbjahr 2024 stieg das Transportvolumen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um beachtliche 65 Prozent auf 2,1 Millionen Tonnen.

Die Weltbank prognostiziert auf dem Mittleren Korridor für 2030 ein Umschlagvolumen von mindestens 12 Millionen Tonnen, davon 4 Millionen Tonnen Containerfracht. Derzeit liegt die jährliche Durchleitkapazität des Korridors bei etwa 6 Millionen Tonnen. Das für 2030 erwartete Gesamtaufkommen von 12 Millionen Tonnen Fracht über den Mittleren Korridor kommt zu einem großen Teil aus Kasachstan. Die prognostizierte Gesamtfracht setzt sich laut Weltbank wie folgt zusammen:

6 Millionen Tonnen aus Kasachstan,
3 Millionen Tonnen aus der Transitroute China - Zentralasien - Südkaukasus - Europa,
3 Millionen Tonnen aus Usbekistan, Aserbaidschan und Georgien.

Die Türkei positioniert sich über die Organisation Türkischer Staaten (OTUR) für den Mittleren Korridor als wichtiger Akteur zwischen China und Europa; der Güterverkehr hat sich im letzten Jahrzehnt versechsfacht. Seit 2022 verstärkt auch China sein Engagement in den Projekten des Mittleren Korridors und unterzeichnete Abkommen mit Kasachstan, Georgien und Aserbaidschan zum Ausbau der Infrastruktur entlang der Route.

Neue Route China/Kirgistan/Usbekistan im Bau

Besonders für die Zentralasiatischen Staaten ist der Ausbau der länderübergreifenden Logistik entscheidend für die Wirtschaftsentwicklung und in die nationalen Konzepte der Modernisierung der Wirtschaft eingebunden. Die China-Kirgisistan-Usbekistan-Eisenbahn (CPU), die in der einen oder anderen Form seit den 1990er Jahren diskutiert wird, erhielt nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 einen Schub. Die CKU-Eisenbahnstrecke soll die Strecke von China nach Europa um 900 Kilometer verkürzen und die Transitzeiten für Fracht um schätzungsweise acht Tage verkürzen und dabei russisches Territorium und die Transsibirische Eisenbahnstrecke umgehen. Da das Interesse an dem Projekt wiedererwacht war, verhandelten die Seiten bis 2023 über die Durchführbarkeit und die Streckenführung.

Im Juni 2024 unterzeichneten die Parteien eine Kooperationsvereinbarung für das Projekt, in der unter anderem ein Finanzierungsplan festgelegt wurde. Gemäß dieser Vereinbarung würden die drei Länder ein gemeinsames Unternehmen in Kirgisistan gründen, um das Projekt zu koordinieren, wobei China einen Anteil von 51 Prozent und Kirgisistan und Usbekistan jeweils einen Anteil von 24,5 Prozent halten. Zu diesem Zeitpunkt erklärte der Leiter der kirgisischen Eisenbahn, Azamat Sakiev, dass die chinesische Regierung ein zinsgünstiges Darlehen in Höhe von 2,35 Milliarden US-Dollar zugesagt habe, womit die Hälfte der geschätzten Baukosten von 4,7 Milliarden US-Dollar finanziert werden könne. Die restlichen Kosten würden entsprechend der jeweiligen Anteile aufgeteilt, wobei China 1,2 Milliarden US-Dollar und Kirgisistan und Usbekistan jeweils etwa 573 Millionen US-Dollar übernehmen.

Die chinesische Eisenbahngesellschaft China Railway veröffentlichte auf ihrer Internetseite bereits die erste Ausschreibung für den Bau einer Teilstrecke in Kirgisistan, berichtete die „South China Morning Post“. Demnach geht es um Investitionen in Höhe von 33,9 Milliarden Yuan (4,44 Milliarden Euro). Bereits 2030 sollen die Arbeiten auf dem Abschnitt abgeschlossen sein.
Die geplante Eisenbahnstrecke wird in Kashgar in der chinesischen Region Xinjiang beginnen und am Torugart-Pass Kirgisistan erreichen. Sie wird weiter nach Makmal und Jalalabad in Kirgisistan führen, bevor sie die Grenze nach Andižan in Usbekistan überquert. Insgesamt wird die Bahnstrecke 486 km lang sein. Da 311,75 km der Bahnstrecke in Kirgisistan verlaufen werden, wird der Großteil der Bauarbeiten dort stattfinden. Im Rahmen der getroffenen Vereinbarungen wird China die notwendige Bahnstrecke auf seinem Territorium bauen, um eine Verbindung nach Kirgisistan herzustellen, das neue gemeinsame Unternehmen wird den kirgisischen Teil verwalten und Usbekistan wird seine bestehende Bahnstrecke ausbauen. In Kirgisistan werden insgesamt 20 Bahnhöfe, 42 Brücken und 25 Tunnel gebaut, andere Quellen nannten 18 Bahnhöfe, 81 Brücken und 41 Tunnel.

Obwohl die Zeremonie im Juni 2024 in Tosh-Kutchu als Baubeginn angekündigt wurde, ist der Baubeginn laut einer Mitteilung der chinesischen Regierung zur Zeremonie erst für Juli 2025 geplant: "Nach dem aktuellen Stand des Projekts soll der Bau des kirgisischen Abschnitts des Eisenbahnprojekts im Juli 2025 beginnen und sechs Jahre dauern", heißt es in einer Mitteilung der chinesischen Projektpartner. Als nächste Schritte werden die vollständige Gründung der China-Kirgisistan-Usbekistan-Eisenbahngesellschaft und die Beschleunigung der Arbeiten an Bauzeichnungen, Umweltverträglichkeitsprüfungen, Landerwerb und Umsiedlungen genannt.

"Die Eisenbahnlinie China-Kirgisistan-Usbekistan ist nicht nur ein Verkehrskorridor, sondern eine wichtige strategische Brücke, die die Länder des Ostens und des Westens verbinden wird. Genauer gesagt wird der neue Eisenbahnkorridor zum südlichen Bindeglied der eurasischen Kontinentalbrücke und öffnet den Weg zu den Märkten Südostasiens, Westasiens und des Nahen Ostens. Diese Route wird die Lieferung von Gütern von China nach Kirgisistan sowie in die Länder Zentralasiens und des Nahen Ostens, einschließlich der Türkei, und weiter in die Europäische Union sicherstellen. Das Projekt wird die interregionalen Beziehungen stärken, zur Diversifizierung der Transportrouten beitragen und die Wettbewerbsfähigkeit der Region als internationale Transport- und Transitdrehscheibe erhöhen, was den Zielen der zentralasiatischen Länder entspricht. Und für Kirgisistan ist dieses Projekt von vielfältiger Bedeutung! Erstens wird der Bau dieser Eisenbahn die wirtschaftliche Entwicklung des Landes beschleunigen. Die Umsetzung des Projekts wird unsere Rolle als Transitknotenpunkt auf dem eurasischen Kontinent stärken, und es wird ein deutlicher Anstieg des Güterverkehrs erwartet. Zweitens wird dieses Projekt die Entwicklung der Regionen unseres Landes sicherstellen. Die neue Infrastruktur wird die Entwicklung von Handel, Tourismus und Industrie beschleunigen und die verkehrstechnische Erreichbarkeit von schwer zugänglichen Gebieten verbessern. Darüber hinaus werden in allen Phasen des Baus und des Betriebs der Eisenbahn Tausende von Arbeitsplätzen geschaffen, was sich positiv auf die sozioökonomische Situation des Landes auswirken wird. Es wird eine Eisenbahnlinie von Balykchy nach Makmal gebaut, die an diese Strecke anschließt. Auch unser Norden und Süden wird durch die Bahnlinie verbunden sein," sagte der Präsident der Kirgisischen Republik, Sadyr Japarov bei der Vertragsunterzeichnung.

China verlängert die eiserne Seidenstraße in die ASEAN-Länder

China treibt den Ausbau seines internationalen Eisenbahnnetzes in verschiedene Richtungen massiv voran. Laut dem Magazin „Caixin“ sollen 2025 gleich vier grenzüberschreitende Strecken in Richtung Kirgisistan, Vietnam, Thailand und die Mongolei in Bau gehen. Die Bahnverbindungen zwischen China und Südostasien sind eine logische Folge der engen Handelsbeziehungen zwischen beiden Regionen, so „Caixin“. Auch südostasiatische Staaten planen, die Strecken für ihre Exporte nach Europa über die China-Europa-Bahn zu nutzen. Die zweite Eisenbahnverbindung zwischen China und der Mongolei dient hauptsächlich dem Export mongolischer Kohle nach China.

Besonders in diesen turbulenten weltpolitischen Zeiten können diese eurasischen Schienenverbindungen viel zur Sicherung der Lieferketten beitragen. Für die Länder, durch die sie führen sind sie jedoch auch ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung ihrer Wirtschaft. Der damit verbundene Anstieg der Wirtschaftsleistung erfordert wiederum mehr und bessere Logistiknetzwerke. Hamburg kann bei diesen Logistik- und Wirtschaftsprojekten einiges beitragen, war auf der hochrangigen Konferenz „New Routes, New Markets: Global Gateway and Potential Markets along the Middle Corridor“ in der Hamburger Handelskammer zu hören. „In einer Welt, die täglich neue Herausforderungen bereithält, ist es umso wichtiger, alternative Handelsrouten zu erkunden und neue Partnerschaften zu stärken", betonte Handelskammer-Vizepräses Stephan Schnabel in seiner Eröffnungsrede. Die ‘Middle Corridor’-Region biete enormes Potenzial für Unternehmen, das wir nicht ungenutzt lassen sollten.

ASIA MEDIA SERVICE, Thomas Kiefer


Links

Mittlerer Korridor: Alternative zum Transit über Russland?

Vom Desinteresse zur strategischen Priorität: Chinas veränderter Ansatz für den Mittleren Korridor

Der ‚Mittlere Korridor‘: EU und China streben nach Einfluss auf neue Handelsroute

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Ausbau der Eisenbahnlinie CKU in Kirgisistan. Neue, internationale Strecke zwischen China, Kirgisistan und Usbekistan geplant.

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New Routes, New Markets. Global Gateway and potential markets along the ‘Middle Corridor’ | Konferenz in Hamburg

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