China und die Macht der Geschichte –
Jahresauftaktveranstaltung der Chinesisch-Deutsche Gesellschaft

 
31. Januar 2025

Die Chinesisch-Deutsche Gesellschaft lud am 30. Januar zu einer spannenden Veranstaltung in die Räume der Wirtschaftskanzlei Graf von Westphalen in der historischen Alten Post ein. Prof. Dr. Thomas Fröhlich von der Universität Hamburg gab einen umfassenden und kurzweiligen Überblick nicht nur zu Chinas langer Geschichte. 

Chinas Geschichtsbewusstsein ist eng mit dem nationalen Selbstverständnis verbunden. Das Land betrachtet sich als die einzige Nation mit einer ununterbrochenen Geschichte von über 5000 Jahren, eine Kontinuität, die von der Regierung betont wird, um ein zusammenhängendes Bild der Vergangenheit zu schaffen. Geschichte spielt dabei eine wichtige Rolle in der Formung der kulturellen Identität und im Verständnis von Tradition und Entwicklung.

Die chinesische Regierung beeinflusst maßgeblich die Darstellung historischer Ereignisse, um das kollektive Gedächtnis der Bevölkerung zu prägen. Bestimmte historische Narrative werden betont, um das Gefühl von nationaler Einheit und Stolz zu stärken. Diese Geschichtsbilder wirken sich auch auf die Wahrnehmung von China in der Welt aus und beeinflussen, wie das Land seine Beziehungen zu anderen Ländern gestaltet.

Insgesamt ist die Geschichtsschreibung in China nicht nur ein Thema der Vergangenheit, sondern ein wichtiger Bestandteil der kulturellen Identität, der das Selbstverständnis der Nation prägt und die Verbindung zur Geschichte der Nation stärkt.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Frage, welchen Blick die VR China auf seine eigene Geschichte hat, wie Politik und Ideologie historische Narrative prägt und welche Auswirkungen dies auf das Selbstverständnis der Nation und ihre Außenpolitik hat, so das Einladungsschreiben zu der Veranstaltung.

Der Abend bot jedoch noch mehr, jenseits eines trockenen Geschichtsseminars. Gerade in den gegenwärtig unruhigen Zeiten ist es wichtig einen Blick auf und in die Geschichte zu werfen. Es ging auch um Grundsätzliches, darum was Geschichtsschreibung ist, wie sie sich nicht nur in China, sondern auch bei uns im Laufe der Zeit verändert. Was sagt sie über Zeitbezüge?

Der Abend moderierte Timm Rohweder, Präsident der Chinesisch-Deutsche Gesellschaft der die Gäste auf Chinesisch mit Glückwünschen zum Chinesischen Neuen Jahr der Schlange begrüßte. Er eröffnete den Themenabend in Form eines Fragendialogs, gab eine kurze Einführung zum Thema und stellte den Referenten vor.

Prof. Thomas Fröhlich unterrichtet nicht nur als Professor der Sinologie in Hamburg, sondern ist auch Vorstandsmitglied der Hamburger Sinologischen Gesellschaft und zahlreicher Wissenschaftsorganisationen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem auch bei Themen wie der Wahrnehmung des Westens in der chinesischen Geschichte, dem modernen Konfuzianismus und des derzeitigen politischen Denkens in China. Ein breites Themenfeld, das Prof. Fröhlich in unterhaltsamer und anschaulicher Form präsentierte. Auch für Chinakenner war einiges neues zu hören, kamen Denkanstöße. Die Fülle der Themen kann hier nicht aufgeführt werden. Einiges kann in seinen zahlreichen Veröffentlichungen nachgelesen werden oder vielleicht ergibt sich die Gelegenheit diese Themen bei weiteren Veranstaltungen weiterzuführen.

Der moderierte Vortrag ging in einen Fragendialog mit dem Publikum über. Das setzte sich in dem anschließenden lockeren Empfang weiter fort, in dem sich viele Bekannte trafen, aber auch neue Kontakte geknüpft wurden.

Asia Media Service, Dr. Thomas Kiefer


Links

Chinesisch-Deutsche Gesellschaft e.V.

Prof. Dr. Thomas Fröhlich, Universität Hamburg - Fakultät für Geisteswissenschaften - Asien-Afrika-Institut - Sprache und Kultur Chinas

Confucian Philosophy and the Challenge of Modernity

Staatsdenken im China der Republikzeit (1912–1949). Die Instrumentalisierung philosophischer Ideen bei chinesischen Intellektuellen

In Erwartung der Bürger. Antizipatorische Bürgerbegriffe im modernen China.

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