IAA München
World New Energy Vehicle Conference
Grüne Wege zur Weltrettung interessieren Europa nicht

12. September 2025

Schon vergessen? Elektromobilität und Modernisierung der Industrie sollten die zentralen Bereiche zum Umbau der Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung einer CO2-emmissionsfreien Welt werden. Dies gelingt nur in einer globalen Zusammenarbeit. Die World New Energy Vehicle Conference möchte dazu Wege und Kooperationsmöglichkeiten aufzeigen. Doch in den europäischen Medien ist über die Konferenz, die jetzt auf der IAA zum zweiten Mal stattfand, nichts zu lesen. Dabei stellten dort die drei Vorsitzenden der größten deutschen Autokonzerne, Zulieferer und chinesische Konzerne ihre Zukunftskonzepte vor.

Europäische Politik verweigert Dialog

Die deutsche, die europäische Politik fehlte auf der Konferenz. Zuvor machte Bundeskanzler Friedrich Merz bei seinem Messerundgang einen Bogen um die reichlich vertretenen Aussteller aus China. Bei seinem Weg vom VW-Stand war vor ihm der Xpeng-Stand, den er nur kurz stirnrunzelnd mit einem verstohlenen Blick streifte. Für Merz ist China zunächst eine Gefahr; das Land wolle die Welt dominieren, Seine Außenpolitik richtet er in Asien eher auf Indien oder Indonesien aus, die ein Gegengewicht zu China bilden sollen.

Das China die Welt erobern möchte scheint in der westlichen Fachwelt fast Konsens zu sein. Doch basiert dies kaum auf Fakten. In einem aktuellen Beitrag in „International Security“ untersuchten die Autoren die Aussagen chinesischer Politiker in den offiziellen chinesischen Medien. Die Autoren bezeichnen China als "eine Status-Quo-Macht, die sich um die Regimestabilität sorgt und weiterhin mehr auf nach innen als auf nach außen fokussiert ist". Stabilität und Sicherheit im Land seien der Führung wichtiger als irgendwelche Eroberungen jenseits der Grenzen: „China will nicht andere Länder invasieren und erobern." In ihrem Fazit schreiben die Autoren: „Wir stellen fest, dass China nicht die Art von militärischer Bedrohung darstellt, die das herkömmliche Denken behauptet. Folglich besteht keine Notwendigkeit für eine feindliche Militärhaltung im Pazifik." Stattdessen fordern sie zur Kooperation mit China auf: „Es gibt reichlich Raum für China um in überaus wichtigen Fragen zusammenzuarbeiten, wie: Dem Umgang mit dem Klimawandel, dem Übergang zu erneuerbaren Energien, der Verringerung der Umweltverschmutzung und der Bekämpfung von Pandemien“, so die Zusammenfassung der Studie in „Chinahirn“.

Aus Sicht der nicht-westlichen Welt entspringt diese China-Angst dem kolonial inspirierten Denken des Westens, das auf Überlegenheit abzielt. Donald Trump ist dafür das Paradebeispiel. Doch scheinen auch weite Bereiche der europäischen Politik in diesem moralischen Überheblichkeits-Dilemma gefangen.

VDA lobt chinesisch-deutsche Zusammenarbeit

Die deutschen Konzerne machen in China, dem weltgrößten Automarkt, gute Geschäfte, auch wenn sie dort zunehmend heimische Konkurrenz bekommen. Abschottung würde uns am meisten Schaden, da die Exporte der deutschen Autobranche bei 75 Prozent liegen. Ein Wert den China nie erreichen dürfte. Zudem produzieren deutsche Konzerne in China und von dort und aus China werden smarte Technologien übernommen.

Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), erklärte auf dem Kongress, dass die chinesische und die deutsche Automobilindustrie durch enge Zusammenarbeit globale Herausforderungen angehen und gemeinsam die Umsteuerung zu Elektromobilität und intelligenten Technologien anführen. Die erfolgreiche World New Energy Vehicle Conference (IAA Mobility) 2025 und die Teilnahme von 116 chinesischen Unternehmen an der IAA Mobility zeigten die Tiefe und Breite der Zusammenarbeit zwischen den Automobilindustrien beider Länder.

Die deutsche Automobilindustrie mit ihrer jahrhundertlangen globalen Präsenz ergänze die Innovationskraft der chinesischen Automobilindustrie perfekt. Diese tiefe Integration habe ein industrielles Ökosystem mit technologischer Tiefe und enormer Marktbreite geschaffen. Die substanzielle Zusammenarbeit beider Seiten in Bereichen wie Elektrifizierung, autonomes Fahren und künstliche Intelligenz habe den Maßstab für die nachhaltige Entwicklung der globalen Automobilindustrie gesetzt, und wird die grüne Transformation und die industrielle Modernisierung des globalen Transportsektors beschleunigen.

Chinesischer Botschaftsrat lobt Kooperation für grüne Transformation

Bei der vergangenen Konferenz vor zwei Jahren waren eine Reihe hochrangiger chinesischer Politiker angereist. Da dieses Jahr von deutscher und europäischer Seite anscheinend keine Referenten gewonnen werden konnten, waren auf chinesischer Seite auch keine Spitzenpolitiker erschienen.

Zhai Qian, Botschaftsrat der chinesischen Botschaft in Deutschland, betonte, dass die chinesischen und deutschen Automobilketten eng miteinander verflochten und für beide Seiten von Vorteil seien. 2024 starteten China und Deutschland ihren ersten Dialog- und Kooperationsmechanismus zum Klimawandel und zur grünen Transformation und vertieften die Zusammenarbeit in Bereichen wie autonomes und vernetztes Fahren sowie grenzüberschreitender Datenverkehr. Die wechselseitige Konvergenz von „chinesischer Innovationskraft“ und „deutscher Präzisionstechnik“ wird eine starke Synergie schaffen, die technologische Barrieren durchbrechen, die globale Lieferkette optimieren und die grüne Transformation vorantreiben kann.

Trotz zunehmender globaler wirtschaftlicher Unsicherheit hält China an seiner Politik der offenen Tür fest und hofft, dass dieses Treffen die EU und China dazu bewegen wird, den Streit um Elektrofahrzeuge durch Verhandlungen zu lösen. China und Deutschland sind bereit, auf ihrem bestehenden Fundament aufzubauen, einen Konsens über die Entwicklung zu erzielen, Risiken und Herausforderungen gemeinsam anzugehen, Chancen zu nutzen und ein neues Kapitel in der umfassenden strategischen Partnerschaft zwischen China und Deutschland aufzuschlagen, um zum stabilen Wachstum der Weltwirtschaft beizutragen, sagte Qian.

Chinesischer Verbandschef bezeichnet deutsch-chinesische Zusammenarbeit als Modell für die Welt

Hou Fushen, Vizepräsident und Generalsekretär der Society of Automotive Engineers of China (SAE-China), erklärte, die deutsch-chinesische Zusammenarbeit in der Automobilindustrie sei historisch gesehen zu einem Modell für gemeinsamen Fortschritt und für beide Seiten vorteilhafte Kooperation innerhalb der globalen Automobilindustrie geworden.

Spitzentechnologien wie künstliche Intelligenz und saubere Energie verändern die globale Automobilindustrie derzeit rasant, wobei die tiefgreifende Integration von kohlenstoffarmer Energie, Elektrifizierung und intelligenten Technologien zur wichtigsten Entwicklungsrichtung wird. Zukünftig werden die gemeinsamen Herausforderungen darin bestehen, technologische Entwicklungstrends zu erfassen, technologische Wege rational auszuwählen und interdisziplinäre Innovationsressourcen effizient zu integrieren, um ein wettbewerbsfähiges Innovationsökosystem aufzubauen. SAE-China wird weiterhin eine Brücke für die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen der chinesischen und deutschen Automobilindustrie und Wissenschaftsgemeinschaft bauen, Entwicklungsstrategien für Automobiltechnologie unterstützen und innovative Ressourcen zum Aufbau eines Ökosystems verknüpfen. SAE-China wird zudem den internationalen Austausch und die Zusammenarbeit in der strategischen Forschung zu Automobiltechnologie weiter vertiefen, um gemeinsam zukünftige Entwicklungsrichtungen zu erkunden.

Dialog auf Unternehmensebene

Bei dem Treffen hielten
Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns,
Ola Kallenius, Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz Group AG,
Oliver Zipse, Global Chairman des Vorstands der BMW AG,
Andreas Dempf, Mitglied des Global Board of Management der Bosch Smart Mobility Group und Leiter Vertrieb und Kundenbetreuung,
Klaus Zyciora, Vizepräsident von Changan Automobile,
Liu Qiang, Vizepräsident von Ideal Automotive und Leiter des deutschen Forschungs- und Entwicklungszentrums,
He Zhiliang, Executive Vice President von Desay SV,
Wang Shiting, General Manager des internationalen Automobilgeschäfts von SemiDrive Semiconductor und
Lv Peng, Vizepräsident von Horizon und Leiter der Strategieabteilung sowie der Produktplanungs- und Marketingabteilung für intelligentes Fahren,
jeweils Referate zu Themen wie digitale Transformation und künstliche Intelligenz, so Xinhua.

Holger Klein, Vorstandsvorsitzender der ZF Group,
Sebastian Wider, Vizepräsident von China Innovation Aviation Germany,
Liu Weihong, Mitbegründer und Präsident von Black Sesame Intelligence und
Liu Xiaobei, CTO von Cheling Technology, führten eine Podiumsdiskussion zum Thema grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Industrie- und Lieferkette.

Für die europäische Politik war die Konferenz nicht nur eine verpasste Chance um über Wege in eine CO2-emmisionsfrei Zukunft mit China ins Gespräch zu kommen, Die Spitzenmanager zeigten in vielfältiger Weise welche technologischen und industriepolitischen Konzepte dafür notwendig sind. Diesen technologischen und Industriepolitischen Sachverstand bräuchte Europa, um nicht gegenüber den aufstrebenden Ländern zurück zu fallen.


Der World New Energy Vehicle Congress 2025 (IAA Mobility Special Session) fand am 10. September 2025 auf dem Münchner Messegelände in Deutschland statt. Der Kongress wurde von der China Society of Automotive Engineers (China-SAE), dem Verband der Automobilindustrie (VDA) und der World New Energy Vehicle Development Group (WNEVDO) organisiert.


Links

World New Energy Vehicle Conference

2025 World New Energy Vehicle Congress (WNEVC)

2025 World New Energy Vehicle Conference (IAA Mobility Special Session) in Deutschland abgehalten

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