IAA München
BYD

12. September 2025

Elektromobilität hatte in den vergangenen 15 Jahren einen Namen: Tesla. Das Unternehmen von Elon Musk war Pionier, Marktführer und Treiber der technischen Entwicklung. Doch das ändert sich. Bald könnten drei Buchstaben als Sinnbild für die Elektromobilität stehen: BYD, schreibt die "Neue Zürcher Zeitung".

BYD und seine Premium-Submarke DENZA stellten auf der IAA in München sieben Topmodelle vor, darunter den DENZA Z9GT, den DENZA D9 und den BYD SEAL 6 DM-i, sowie ihre neue Megawatt-Schnellladetechnologie. Noch für dieses Jahr kündigte Stella Li, Executive Vice President von BYD und für das Europageschäft zuständig, eine Produktion in Ungarn an.

BYD SEAL 6 DM-i TOURING

Wichtigste Neuvorstellung auf der IAA war das Model Seal 6 DM-i Touring, ein Kombi mit Hybridtechnik und über 1350 Kilometer Reichweite, einen Kombi, der speziell für europäische Kunden entwickelt wurde. Das Modell kombiniert den DM-i-Hybridantrieb des Unternehmens mit der Designsprache europäischer Kombis und ist bereits in mehreren europäischen Ländern auf dem Markt.

Der SEAL 6 DM-i TOURING ist bereits das zweite Super-Hybrid-Modell, das von BYD auf den europäischen Markt gebracht wird und folgt damit auf das SUV SEAL U DM-i, das weltweit über eine Millionen Verkäufe verzeichnet. Er nutzt eine Version des bewährten Antriebsstrangs dieses Fahrzeugs, verbindet ihn mit dem niedrigeren Profil einer Kombi-Karosserie und erzielt so überzeugende Effizienzwerte.

„Wir waren immer davon überzeugt, dass ein Super-Hybrid mit DM-Technologie eine zukunftsweisende Innovation darstellt, da er den Kunden ein Elektro-Fahrerlebnis ohne Reichweitenangst ermöglicht“, so Stella Li. „Dies hat sich bei unserem SUV SEAL U DM-i bestätigt, und wir sind zuversichtlich, dass unser neuestes Modell das gleiche Potenzial hat. Unsere Kunden überzeugt die Möglichkeit, in der Stadt oder im täglichen Pendlerverkehr rein elektrisch zu fahren und dennoch das Potenzial zu haben, mit einer vollen Ladung und einem vollen Tank 1.350 Kilometer weit zu reisen.”

Neben diesen beeindruckenden Effizienzwerten überzeugt der Super-Hybrid mit Dual-Mode-Technologie auch durch komfortable Leistungsfähigkeit: Alle Versionen des SEAL 6 DM-i TOURING beschleunigen in weniger als neun Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h.

Darüber hinaus ermöglicht das neue Modell mit seiner Blade-Batterie Vehicle-to-Load (V2L). Mit dieser Technologie können Geräte – egal ob tragbarer Grill, Kompressor, Kaffeemaschine oder Lichterketten – bis zu einer Leistung von 3,3 Kilowatt mit Strom versorgt werden. So kann der SEAL 6 DM-i TOURING einen aktiven Lebensstil überall unterstützen – von der eigenen Hauseinfahrt bis hin zu Wald oder Strand.

Der BYD SEAL 6 DM-i TOURING kann ab sofort in vielen europäischen Ländern bestellt werden. Die ersten Auslieferungen an Kunden sollen noch vor Ende 2025 starten. Alle Modellvarianten des SEAL 6 DM-i TOURING verfügen serienmäßig über eine sechsjährige Herstellergarantie sowie eine achtjährige Garantie auf Antriebsstrang und Batterie. Li erklärte, das Unternehmen werde innerhalb der nächsten sechs Monate drei bis vier neue Plug-in-Hybridmodelle in Europa auf den Markt.

Mit dem Seal 6 DM-i TOURING wächst das Modellprogramm von BYD in Deutschland auf neun Modelle an – obwohl der Marktstart vor weniger als drei Jahren erfolgte. Neben reinen Elektroautos bietet BYD in Europa auch Plug-in-Hybride an, die potenziell den idealen Mittelweg zwischen Reichweite und lokal emissionsfreiem Fahren darstellen

DOLPHIN SURF -„World Urban Car of the Year“

Nur 27 Monate nach dem Debut sind bereits über eine Million DOLPHIN SURF auf den Straßen, der Kompakt-EV wurde zum „World Urban Car of the Year“ gewählt. Das zugänglichste Modell von BYD in Europa wurde vom Branchenverband Euro NCAP mit der Höchstwertung von fünf Sternen ausgezeichnet.

Werk in Ungarn

Die Fertigung des vollelektrischen Kleinwagens Dolphin Surf soll noch vor Jahresende in einem neuen Werk im südungarischen Szeged anlaufen, erklärte Stella Li. BYD plant seine Produktion für den europäischen Markt innerhalb von drei Jahren vollständig nach Europa zu verlegen, um EU-Zölle zu vermeiden. Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeuge (PHEVs) werden den Absatz in Europa nur kurzfristig dominieren.

BYD möchte sich durch die Lokalisierung von Lieferketten an das Handelsumfeld anpassen, mit Blick auf weiteres Wachstum in Europa „Zölle sind für niemanden von Vorteil. Sie schaden europäischen Verbrauchern. Aber für BYD als globalen Markt- und Technologieführer haben wir eine globale Denkweise. Daher sind wir bereits dabei, uns zu lokalisieren,“ sagte Stella Li.

Eigenes Schnellladenetz

Auf der IAA kündigte BYD ein eigenes Schnellladenetz mit zu 1000 kW Ladeleistung an. 400 Kilometer Reichweite sollen damit in nur fünf Minuten aufgeladen werden können. Laut Li wolle BYD bis zum zweiten Quartal 2026 in Europa 200 bis 300 dieser ultraschnellen Ladegeräte installieren, welche doppelt so leistungsfähig sind wie die Spitzen-EV-Ladegeräte von Tesla.

200 Vertriebsstandorte und neue DACH-Zentrale

Doch der Erfolg von BYD basiert auf einem guten und professionellen Händlernetz, so Li. Bis zum Jahresende sollen 120 Vertriebsstandorte in Betrieb sein. Derzeit hat BYD Verträge für etwa 100 Betriebe abgeschlossen , wie Country-Manager Lars Bialkowski auf der IAA in München erklärte. Davon seien 55 bereits aktiv.

Im kommenden Jahr soll das Netz dann auf 300 Autohäuser wachsen. Um dieses schnelle Wachstum stemmen zu können, hat BYD ein eigenes Team gegründet, das sich um die Integration der neuen Händler kümmert. Eine Reihe von BYD-Händler haben sich auch schon in einem Verband zusammengeschlossen.

Zertifizierte Gebrauchtwagen

Auf der Münchner Automobilausstellung stellte BYD sein offizielles Programm für zertifizierte Gebrauchtwagen (BYD Certified Pre-owned) für seine Modelle vor. Fahrzeuge, die im Rahmen dieses Programms verkauft werden, profitieren von folgenden Vorteilen: 179 Präzisionsprüfungen, eine Batteriezustandsgarantie von mindestens 90 Prozent sowie Garantieleistungen, Notfallhilfe und Datendienste. Mit diesen Initiativen möchte BYD seinen Kunden die gleiche Zuverlässigkeit und Zufriedenheit bieten wie beim Kauf eines Neuwagens.

Neue DACH-Zentrale

Kurz vor der Messe eröffnete BYD eine neue DACH-Zentrale in Offenbach, um die Geschäfte in den deutschsprachigen Ländern zu bündeln. Die Zentrale umfasst 5.171 Quadratmeter. Davon entfallen 2.890 Quadratmeter auf Büros und 2.221 Quadratmeter auf Ausstellungs- und Vertriebsflächen. Herzstück wird ein Showroom mit Galerie und über sieben Metern Deckenhöhe, in dem die BYD-Modelle präsentiert werden.

Weltgrößter Elektroauto-Hersteller

Im vergangenen Jahr stieg BYD zum weltgrößten Hersteller von E-Autos auf, noch vor Tesla. 2,86 Millionen Elektroautos und Hybride verkaufte BYD in den ersten acht Monaten dieses Jahres, die meisten davon auf dem Heimatmarkt in China. Aber auch im Rest der Welt konnte BYD mehr als 600.000 Fahrzeuge absetzen.

Forschung und Entwicklung

Heute arbeiten mehr als 120.000 Ingenieure für BYD. Laut eigenen Angaben meldet BYD im Schnitt jeden Werktag 45 Patente an. Im ersten Halbjahr 2025 erreichte BYDs Umsatz 371,3 Milliarden Yuan (100 Yuan = ca. 12 Euro), ein Anstieg von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr, und entspricht in etwa dem Umsatzwachstum. Der der Muttergesellschaft zurechenbare Nettogewinn erreichte 15,5 Milliarden Yuan, ein Anstieg von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die die F&E-Investitionen lagen bei 30,9 Milliarden Yuan, ein Anstieg von 53 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

BYDs F&E-Investitionszahlen sind gewaltig und weit höher als die der Wettbewerber. Zum Vergleich: Apples F&E-Investitionen im ersten Quartal 2025 betrugen 8,27 Milliarden US-Dollar und der Nettogewinn betrug 23,434 Milliarden US-Dollar. Xiaomis F&E-Investitionen im zweiten Quartal 2025 betrugen 7,8 Milliarden Yuan und der Nettogewinn betrug 11,9 Milliarden Yuan. Geely, ebenfalls ein Automobilhersteller, investierte im ersten Halbjahr 7,328 Milliarden Yuan in F&E und erzielte einen Nettogewinn von 9,29 Milliarden Yuan. Great Wall Motors investierte 4,239 Milliarden Yuan in F&E und erzielte einen Nettogewinn von 6,337 Milliarden Yuan. Hohe Forschungsausgaben und günstige Preise, welche die Gewinnmarge schmälern. Dies scheint gewollte Unternehmensstrategie von BYD zu sein. Dies sorgt für hohen Umsatz und damit steigende Gewinne. Man könnte dies das „Fielmann-Prinzip“ nennen.

Marktwirtschaft ist Verdrängungswettbewerb

In München war nur ein kleiner Teil der mehr als hundert chinesischen Elektroauto-Produzenten zu sehen. Diese liefern sich einen knallharten marktwirtschaftlichen Wettbewerb, was ein Grund für die ungeheuerliche Modernisierungsdynamik und laufend fallenden Preise ist. Ein Grundprinzip des marktwirtschaftlichen Wettbewerbs ist, dass vielen dabei die Finanzen ausgehen und nur die besten, die leistungsfähigsten überleben.

„Ohne die Möglichkeit, Rabatte anzubieten, um Kunden anzulocken, werden einige der Hersteller verdrängt werden”, sagte Li. „Selbst 20 Hersteller sind zu viel. Li glaubt, BYD könne als Gewinner aus der Entwicklung hervorgehen, weil sich die Technologie und das Fahrerlebnis der Konzernprodukte durchsetzen würden."


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ASIA MEDIA SERVICE, Dr. Thomas Kiefer
Fotos: Thomas Kiefer
Titelfoto: Cetin Yaman


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