40 Jahre
Hamburg/Shanghai
Schleswig-Holstein/Zhejiang
Geschichte einer Künstlerfreundschaft
1989 Ausflüge von Shanghai

11. August 2025

Sinologen, selbsternannte Chinaexperten und ein Heer von Beratern machen ein Zauber um das Wesen von "den Chinesen" und bieten gerne lukrative interkulturelle Seminare an. Aber das sollte eine Binsenwahrheit sein: in China sind die Menschen im Grunde genommen wie bei uns. Sie sind sehr unterschiedlich. Auch der einzelne Mensch ist verschieden. Ist er manchmal noch morgens gut gelaunt, so kann er bei einer anstrengenden Wanderung durch Regen und eiskalten Wind mittags total genervt sein und abends in der warmen Dorfgaststätte wieder lustig und lebendig. Gut lernten wir unsere chinesischen Freunde bei den vielen Wochenend-Ausflügen kennen, die wir auch zum Zeichnen und Malen nutzten.

Yin Jia hatte sich in wenigen Wochen sehr verändert. Aus dem eher stillen, ernsten jungen Mann war ein fröhlicher, lebendiger Mensch geworden. Und der Grund war, wie überall wo die Welt wunderschön ist, die Liebe. Er hatte die Architekturstudentin Fang Jang kennengelernt, die jetzt auch unsere Ausflüge begleitete.

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Nach unserem Wochenend-Ausflug nach Suzhou sind wir wieder ein paar Tage in Shanghai. Ich male zurzeit viel, was gut ist und mich voranbringt. Ich frage mich, was die chinesischen Künstler von mir denken. Ich habe das Gefühl, dass sie meine Bilder nicht verstehen; Yin Jia vielleicht ein bisschen. Zwei Kulturen prallen aufeinander und suchen sich.



Yin Jias Bilder sind offener, ehrlicher, er versteckt sich nicht, auch wenn vieles in seinen Bildern noch ungeklärt ist. Er ist eher ein Suchender, wie ich auch, mit dem Unterschied, dass er offizielle künstlerische Pflichten hat.
Das Bier verschlimmert die Schweißausbrüche, zurzeit ist es mal wieder feuchtheiß.



Kultur ist ein (gesellschaftlicher) Zustand. Bei jedem Bild lässt man sich wieder aufs Neue auf die Gesetze des Bildes ein.
Die Chinesen lassen uns eine sehr rührende Führsorge zukommen.

Versorgt sind wir auf jeden Fall als Ausländer sehr gut, obgleich man als Europäer den Morgenkaffee sehr vermisst. Der grüne Tee macht einfach nicht wach und auch geschmacklich fehlt einem wirklich etwas! So ist es auch mit dem Mensaessen, man wird zwar einigermaßen satt davon, aber was mein eigentlich genau gegessen hat, weiß man nicht. Eines Mittags knusperten wir dann mal wieder an einer trockenen Schuhsohle, die wie ein Fisch aussah herum, bis plötzlich ein Teller wie ein Diskus über unsere Köpfe hinweg durch die Mensa schoss und an der Essensausgabe zerschellte. Der kam von dem Tisch einiger schimpfenden arabischer Studenten, die waren wohl aus wohlhabemden Familien und etwas Besseres gewohnt. Die waren nachts mit viel Alkohol auch mächtig am Feiern


ASIA MEDIA SERVICE, Dr. Thomas Kiefer / Ulf Ludzuweit
Foto: Thomas Kiefer

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