1. August 2025
Die Zollkeule der EU gegen chinesische Elektroautos schlägt aus den USA zurück. Dabei dürften sich nicht die Zölle an sich als die eigentliche Katastrophe für die deutsche Industrie und für die Welt erweisen. Weitaus zerstörerischer ist die damit verbundene Aufkündigung der regelbasierten Ordnung, der Vertrauensverlust durch immer neue Deals, welche Planungen verunmöglichen. Katastrophal sind die Beschränkungen von Forschungskooperationen, die den Westen im Technologiewettlauf zurückwirft. Weltzerstörend könnte diese Deal-Politik den grünen Umbau der Industrie und Wirtschaft verhindern. Die Umstellung auf Elektroautos ist kein Selbstzweck, sondern sollte ein wesentlicher Baustein einer CO2-armen Gesellschaft sein.
Wirtschaft kritisiert EU-USA „Zoll-Deal“
Mit den Zöllen gegenüber Elektroautos aus China lieferte die EU Trump eine Blaupause für seine eigene Zollpolitik. Diese untergraben die bewährte internationale Wirtschaftsordnung und haben mittelfristig für alle Staaten gewaltige negative Auswirkungen. Wirtschaft, Verbände und Medien kritisieren daher überwiegend den EU-USA Zoll-Deal.
„Der gestern (27.07.2025) vereinbarte Deal zwischen der EU und den USA ist kein guter Deal – er ist Appeasement, also eine Politik der Beschwichtigung. Die EU versucht kurzfristig, einen Handelskrieg abzuwenden, zahlt dafür aber langfristig einen hohen Preis: Sie verlässt damit die Prinzipien des multilateralen und regelbasierten Welthandelssystems der Welthandelsorganisation (WTO), das Europas Wohlstand bislang maßgeblich garantiert hat“, kommentiert Prof Julian Hinz, Experte für internationalen Handel am Kiel Institut, so den jetzt vereinbarten Handelsdeal zwischen der EU und den USA, der für europäische Exporte in die Vereinigten Staaten Zollsätze von 15 Prozent vorsieht.
Wolfgang Niedermark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), warnt: „Auch ein Zollsatz von 15 Prozent wird immense negative Auswirkungen auf die exportorientierte deutsche Industrie haben. Das Übereinkommen ist ein unzureichender Kompromiss und sendet ein fatales Signal an die eng verflochtene Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks. Durch die Einigung mit den USA nimmt die EU schmerzhafte Zölle in Kauf."
Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) nannte die Vereinbarung zwischen EU und den USA einen „schmerzhaften Kompromiss“, der für viele Händler eine existenzielle Bedrohung darstelle. Jedes Prozent Zoll sei ein Prozent zu viel, erklärte BGA-Präsident Jandura. Auch wenn jetzt zunächst Sicherheit über die Handelsbedingungen herrsche, würden sich Lieferketten verändern und Preise erhöhen. Die Einigung mit den USA werde in Deutschland Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze kosten, so Jandura.
„Was jetzt als diplomatischer Durchbruch verkauft wird, trifft am Ende die Kunden - mit weniger Auswahl und höheren Preisen“, so der Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), Thomas Peckruhn. „Der Zollsatz der USA in Höhe von 15 Prozent auch für automobile Produkte wird die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie jährlich Milliarden kosten und belastet sie inmitten der Transformation", erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
Der Deal ist überwiegend eine Unterwerfung vor der Gewalt des mutmaßlich Stärkeren. Zudem ist er für Trump kaum verbindlich. Grundlegende Einzelheiten sind nicht geregelt und es gibt viele Möglichkeiten für ein Nachtreten. Trump hat mit seinen Erpressungsmethoden Erfolg und so ist anzunehmen, dass er laufend nachlegt, für sich vermeintlich noch mehr herausholen will. Der EU-Zoll von zehn Prozent auf US-Autos soll auf null sinken. Auf EU-Autoexporte in die USA sind 15 Prozent geplant, Stand Ende Juli. Morgen kann dies schon wieder anders aussehen. Durch diese staatswirtschaftlichen Interventionen setze die Politik die Grundregeln des freien Markts aus, welche in den vergangenen Jahrzehnten für einen gewaltigen Wohlstand sorgte. Langfristige Planungen der Industrie sind kaum möglich.
„Obwohl beide Seiten das Abkommen als einen Schritt zur Wiederherstellung des „Handelsgleichgewichts“ und zur Förderung eines gerechteren Handels in beide Richtungen bezeichneten, erlaubt das Abkommen den Vereinigten Staaten, einen breiten Zoll von 15 Prozent auf EU-Waren zu erheben und gleichzeitig den zollfreien Zugang für eine Reihe strategischer US-amerikanischer Exporte zu gewährleisten. Im Gegensatz dazu hat sich die EU verpflichtet, US-Energie im Wert von 750 Milliarden US-Dollar zu kaufen und zusätzliche 600 Milliarden US-Dollar an Investitionen in den Vereinigten Staaten zu tätigen," so "china.org.cn".
Der Markt, die Unternehmen und Kunden sollten entscheiden welche Produkte wettbewerbsfähig sind. Zwangsabnahmen zerstören diesen Mechanismus. Amerikanische Autos sind auf europäischen Straßen deshalb kaum zu sehen, da die amerikanischen Konzerne nicht genügend auf europäische Kundenwünsche eingehen und Fahrzeuge kaum zu attraktiven Preisen anbieten. Die Vereinbarung fossile Energien aus den USA verbindlich zu kaufen hebelt nicht nur den Marktmechanismus aus, sondern bremst zudem die notwenige grüne Transformation. Ob diese Vereinbarung überhaupt eine Einigung ist steht jedoch in den Sternen. Die 27 EU-Mitgliedstaaten müssen der Einigung noch zustimmen.
EU-China Gipfel – verschenkte Chancen
Bei dem EU-China Gipfel kurz zuvor gab es kaum konkrete Ergebnisse (siehe Bericht zum EU-China Gipfel:
Mehr Vertrauen und praktische Kooperationen notwendig). Die EU hatte China über Monate keine konstruktiven Vorschläge bei Wirtschafts- und Zollfragen gemacht und versucht Druck gegenüber China aufzubauen. Das funktioniert nicht und sie schwächt damit ihre Position.
„Von der Leyen reiste aus Tokio an, womit sie offenbar signalisieren wollte, dass ihr Japan wichtiger ist. In Beijing trat sie dann belehrend und drohend auf, dabei verkennend, dass die EU nicht mehr auf Augenhöhe mit China ist. „Der alte Kontinent ist mental noch nicht in der Rolle des Juniorpartners angekommen“, schreibt FAZ-Wirtschaftskorrespondent Gustav Theile. China ist inzwischen in einer stärkeren Verhandlungsposition. Das kann man bedauern, aber man sollte es zumindest zur Kenntnis nehmen. China hat nun mal – um ein Beispiel zu nennen - die Seltenen Erden, die wir brauchen. China hat sie, weil es seit Jahren das Thema strategisch angegangen ist, während wir in Europa fast nur geredet haben. China ist uns zudem in vielen Technologiebereichen voraus. Deshalb verlagern ja viele deutsche Unternehmen ihre Forschungsabteilungen nach China, um an diesen Entwicklungen zu partizipieren. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig, als mit China zu kooperieren, so Wolfgang Hirn in „Chinahirn“. Dabei dürfte es China weniger um eine Vormachtstellung gehen. Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist gefragt.
Internationale Zusammenarbeit und Regeln für Zukunftstechniken erforderlich
Die EU müsste sich nicht von Trump erpressen lassen. Seine vermeintliche Stärke kommt eher daher, dass die EU gegenüber China eine ähnliche Politik verfolgt und nicht genügend auf global verbindliche Regeln und internationale Organisationen setzt. Dabei geht es nicht nur um Wirtschaftsstandards. Angesichts der von der US-Regierung angedrohten Zölle sollten große Volkswirtschaften unter europäischer Führung eine strategische Allianz bilden, die geschlossen und koordiniert mit Gegenzöllen auf US-Exporte antwortet. Dies würde die USA wirtschaftlich empfindlich treffen und wäre konform mit den Regeln der WTO. Die zunehmende Anzahl bilateraler Handelsdeals mit den USA bedroht dagegen den globalen Wohlstand und könnte mittelfristig eine gefährliche Eskalation an Handelskonflikten auslösen. Zu diesem Schluss kommen die Autoren eines aktuellen "Kiel Policy Briefs".
Noch entscheidender als Handelsfragen dürften technologische Themen für die Zukunftsindustrien sein. „Ende Juli hatte US-Präsident Trump die KI-Vorgaben gelockert - doch China schwebt als größtem Konkurrenten anderes vor. Statt einer unkontrollierbaren Entwicklung müsse es ein weltweit anerkanntes Regelwerk geben, forderte Ministerpräsident Li“, so die „Tageschau“ am 26. Juli 2025. Chinas Regierung hat vorgeschlagen, eine weltweite Organisation für die Zusammenarbeit im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) zu gründen. Die Regulierung von KI sei derzeit zersplittert, sagte der chinesische Ministerpräsident Li Qiang in seiner Eröffnungsrede auf der Welt-KI-Konferenz in Shanghai.
Es sei wichtig, die Koordinierung zwischen den Ländern zu verstärken, um ein weltweit anerkanntes Regelwerk für die Entwicklung und Sicherheit von KI zu schaffen, sagte Li. "Um ein Gleichgewicht zwischen Entwicklung und Sicherheit zu finden, brauchen wir dringend einen Konsens in der gesamten Gesellschaft. Kontrollen seien wichtig, um die Risiken und Herausforderungen, die Künstliche Intelligenz mit sich bringt, beherrschen zu können."
"Im Gegensatz zu den USA werde China die Entwicklung von Open-Source-KI aktiv fördern", betonte Li. Peking sei bereit, Fortschritte und neue Erkenntnisse mit anderen Ländern zu teilen, insbesondere mit Entwicklungsländern. "Wenn wir uns auf technische Monopole, Kontrollen und Blockaden einlassen, wird künstliche Intelligenz die Domäne einiger weniger Länder und einiger weniger Unternehmen sein. Wenn wir uns auf technische Monopole, Kontrollen und Blockaden einlassen, wird Künstliche Intelligenz die Domäne einiger weniger Länder und einiger weniger Unternehmen sein,“ berichtet die Deutsche Welle von der Welt-KI-Konferenz (WAIC) aus Shanghai
Nicht-materielle Geschäfte, wie virtuelle Geschäfte und Dienstleistung haben eine zunehmende Bedeutung, werden jedoch bei diesen Zoll- und Kooperationsfragen kaum gesehen. Hier hat die USA einen gewaltigen Handelsüberschuss. Google und Co. haben sich vor kurzem aus ihren sozialen Verpflichtungen verabschiedet, stellen Trump ihr außerhalb der USA gewonnenen Daten für kriegerische Zwecke zur Verfügung. Gleichzeitig verpflichtete China sich auf dem KI-Gipfel in Paris dazu international verbindliche Regeln einzuhalten. China als Datenschützer und Kooperationspartner, die USA als Datenkrake und Diktator der Regeln. Für viele in der EU scheint dies eine verkehrte Welt zu sein, mit der sie nicht umgehen können.
Verkaufszahlen China, erstes Halbjahr
Doch nach der großen Weltpolitik und den globalen Zukunftsfragen noch einige Verkaufszahlen aus China. Laut dem „2025 First Half New Energy Vehicle Sales Ranking“ des "Gasgoo Automotive Research Institute" lauten die spezifischen Daten wie folgt:
Nr. 1 BYD Seagull, das Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr betrug 284.421 Einheiten.
Nr. 2 BYD Song Plus mit 275.035 verkauften Einheiten im ersten Halbjahr.
Nr. 2: Tesla Model Y mit 214.034 verkauften Einheiten im ersten Halbjahr.
Nr. 4 Galaxy Star Wish, das Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr betrug 205.506 Einheiten.
Nr. 5 Wuling (Silberlabel) Hongguang MiNi EV, mit 194.803 verkauften Einheiten im ersten Halbjahr.
Nr. 6 Xiaomi SU7, das Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr betrug 155.692 Einheiten.
Nr. 7 Tesla Model 3, das Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr betrug 150.440 Einheiten.
Nr. 8 BYD Qin Plus, das Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr betrug 138.134 Einheiten.
Nr. 9 BYD Qin L, das Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr betrug 134.398 Einheiten.
Nr. 10 BYD Song Pro, das Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr betrug 133.919 Einheiten.
Das „2025 First Half Year Fuel Vehicle Sales Ranking“ des "Gasgoo Automotive Research Institute" für den gleichen Zeitraum enthält die folgenden spezifischen Daten:
"
Nr. 1 Geely Xingyue L mit einem Absatz von 155.435 Einheiten im ersten Halbjahr.
Nissan Sylphy Nr. 2, das Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr betrug 135.213 Einheiten.
Nr. 3 Geely BinYue/BinYue Pro, das Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr betrug 116.689 Einheiten.
Nr. 4 Volkswagen Sagitar, das Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr betrug 113.428 Einheiten.
Nr. 5: Volkswagen Passat Pro, das Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr betrug 107.459 Einheiten.
Nr. 6 Changan CS75 Plus, das Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr betrug 104.966 Einheiten.
Nr. 7 Chery Tiggo 8/8 Plus/Pro, Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr betrug 104.476 Einheiten.
Nr. 8 Chery Tiggo 5X, das Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr betrug 102.811 Einheiten.
Nr. 9 Volkswagen Magotan, das Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr betrug 100.144 Einheiten.
Nr. 10 Changan Eado/Eado Plus, mit einem Absatz von 98.708 Einheiten im ersten Halbjahr.
Autoabsatz in China steigt um 18,6 Prozent
Chinas Automarkt schwächelt. Daher hätten deutsche Konzerne dort Absatzprobleme. Chinas Pkw-Verkäufe stiegen im Juni um 18,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat zogen die Auslieferungen an Endkunden um gut 18 Prozent auf 2,08 Millionen Pkw an, wie der Branchenverband PCA (China Passenger Car Association) am Dienstag in Peking mitteilte. Die Verkäufe von sogenannten New Energy Vehicles (NEV) – vor allem Elektro- und Hybridantriebe – stiegen im Juni im Jahresvergleich noch etwas stärker als der Gesamtmarkt um fast 30 Prozent auf 1,11 Millionen Autos. Damit bilden sie mittlerweile die Mehrheit der verkauften Personenwagen.
Durch auslaufende Subventionen dürfte der Zuwachs sinken. Doch auch beim Blick auf die Verkäufe im ersten Halbjahr gibt es noch ordentliche Zuwachsraten. Die Autoverkäufe stiegen dort im ersten Halbjahr 2025 um 11,4 Prozent auf 15,65 Millionen Einheiten. Die Autoproduktion des Landes belief sich in diesem Zeitraum auf insgesamt 15,62 Millionen Einheiten und lag damit um 12,5 Prozent höher als vor einem Jahr, meldet die China Association of Automobile Manufacturers (CAAM). Schwächeln sieht anders aus und der mit Abstand größte und weiterwachsende Absatzmarkt lockt viele Produzenten, die mit ihren neuen Produktionsanlagen den Wettbewerb und Innovation befeuern.
Auch ausländische Joint-Venture-Marken konnten zulegen. Zusammen mit den Verkaufszahlen verschiedener Joint-Venture-Automobilhersteller im ersten Halbjahr stiegen die Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr (mit Ausnahme von Honda und Nissan). SAIC Volkswagen verkaufte 523.000 Fahrzeuge, ein Plus von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr; FAW Volkswagen verkaufte 436.100 Fahrzeuge, ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr; FAW Toyota verkaufte 377.800 Fahrzeuge, ein Plus von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr; SAIC GM, dessen Verkäufe seit mehreren Jahren in Folge rückläufig waren, verkaufte ebenfalls 245.100 Fahrzeuge, ein Plus von 8,64 Prozent gegenüber dem Vorjahr, meldete „China Auto News“.
Im Jahr 2024 verloren Joint-Venture-Automobilhersteller Marktanteile, doch nur sechs Monate später gab es Anzeichen einer Erholung. Auch ausländische Marken profitierten von den staatlichen Absatzförderungsprogrammen in China.
Deutsche Elektroautos fluten Europa
Überproduktion von Autos flutet den Weltmarkt. Nicht ausgelastete Autowerke versuchen durch Kampfpreise den Absatz und Export zu stimulieren. Diese Zustandsbeschreibung bezieht sich nicht auf China. Deutsche Autowerke erreichten im Durchschnitt nur eine Auslastung von 68 Prozent – weit von der 85-Prozent-Marke entfernt, ab der sie als effizient gelten., berichtet AlixPartners im Global Automotive Outlook (GAO). Das Heil sehen VW und Co. In Exporten.
In China haben auch viele Hersteller hohe Überkapazitäten. Doch auch dort betrifft es vor allem deutsche Hersteller. Sie produzieren dort deutlich mehr Fahrzeuge als in Deutschland
Noch werden in China mehr Autos verkauft als produziert und Japan, Südkorea und Deutschland sind Exportmeister. Doch Angst machen den etablierten Herstellern die hohen Steigerungsraten. Ihr Marktanteil stieg in der ersten Jahreshälfte 2025 in Europa auf 5,1 Prozent, fast eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Marktanteil von Tesla brach von 2,4 auf nur noch 1,6 Prozent ein.
Nun kann China mit seinen enormen Produktionskapazitäten nicht so hohe Exportquoten wie Japan oder Deutschland erreichen. Daher ist eine Neuordnung der globalen Wirtschaftsordnung notwendig. Die darf jedoch ein einzelnes Land nicht diktieren, sondern sollte sich im gleichberechtigten Dialog entwickeln. Ein wichtiger Punkt dabei wäre für Produktionswerke chinesischer Unternehmen in der EU offener zu sein. Dies tat China und schaffte damit Millionen Arbeitsplätze und steigenden Wohlstand. Alleine deutsche Unternehmen betreiben in China mehrere tausend Fabriken.
China fordert faire Marktbedingungen
Die Chinesische Handelskammer bei der EU (CCCEU ) forderte gleichberechtigten Marktzugang für chinesische Automobilhersteller. Mitte Juli traf sich eine Arbeitsgruppe der CCCEU mit Vertretern der Europäischen Kommission in Brüssel. An dem Gespräch nahmen auch Führungskräfte von sechs Unternehmen teil, darunter Nio, XPeng, Xiaomi, Eve Energy und Gotion High-Tech. Es gibt wachsende Bedenken auf chinesischer Seite, dass die EU von einer Strategie der Risikominderung zu einer drastischeren Entkopplung übergeht. Die Arbeitsgruppe äußerte zudem die Sorge, dass globale Handelsspannungen die Stabilität des EU-Marktes beeinträchtigen und eine Änderung der EU-Politik gegenüber China auslösen könnten. Zudem könnten eskalierende Handelsspannungen zwischen der EU und den USA die Stabilität des europäischen Marktes beeinträchtigen.
Die Vertreter des CCCEU wiesen darauf hin, dass die Entscheidung der Europäischen Kommission, zusätzliche Zölle auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge zu erheben, den Klimazielen der EU widerspreche, da sie den Zugang zu erschwinglichen emissionsfreien Fahrzeugen einschränke. „Chinesische Elektrofahrzeugunternehmen bieten wettbewerbsfähige, saubere Transportlösungen an und sollten einen fairen und gleichberechtigten Marktzugang in Europa erhalten“, sagte die Gruppe.
Die Gruppe äußerte die Hoffnung, dass die Verhandlungen über Preisobergrenzen für Elektrofahrzeuge zu einer für beide Seiten akzeptablen Einigung führen würden, die für mehr Sicherheit im bilateralen und globalen Handel sorgen würde. Darüber hinaus äußerte die Delegation Bedenken hinsichtlich der zunehmenden regulatorischen Hürden für chinesische Investoren und verwies auf die Subventionsvorschriften der EU und den Rahmen für die Überprüfung ausländischer Direktinvestitionen. Sie forderten mehr Transparenz und Unparteilichkeit bei der Entwicklung künftiger Rechtsvorschriften, einschließlich des bevorstehenden Aktionsplans für die EU-Automobilindustrie.
Die Diskussionen in Brüssel drehen sich um die Idee eines sogenannten Mindestpreis-Modells. Statt pauschaler Zölle auf importierte E-Autos aus China könnten demnach Preisuntergrenzen festgelegt werden. Ziel sei es, die Märkte zu stabilisieren, ohne den freien Wettbewerb zu gefährden. Nach Angaben der CCCEU gibt es bisher jedoch keine greifbaren Ergebnisse.
China-Institut für die deutsche Wirtschaft: Leistungsbilanz chinesischer Automarken im ersten Halbjahr 2025, Juli 2025
Leistungsbilanz der führenden chinesischen Automobilkonzerne:
- BYD verzeichnete von Januar bis Juni einen kumulierten Absatz von 2,15 Millionen Fahrzeugen und belegte damit den Spitzenplatz der Branche – ein Wachstum von 33% im Vergleich zum Vorjahr. Im gleichen Zeitraum erreichte der Auslandsabsatz 470.000 Fahrzeuge und übertraf damit bereits das gesamte Auslandsgeschäft von 417.200 Fahrzeugen im Jahr 2024.
- SAIC Motor (Shanghai Automotive Industry Corporation) setzte im ersten Halbjahr 2,05 Millionen Fahrzeuge ab (+12,4%). Im Bereich der New Energy Vehicles (NEV) lag der Absatz bei 646.000 Einheiten, was einem Zuwachs von 40,2% entspricht.
- Geely Auto erzielte einen Gesamtabsatz von 1,41 Millionen Fahrzeugen (+47%). Der Absatz von NEVs erreichte 725.000 Fahrzeuge, ein kräftiger Anstieg um 126%.
- Changan Auto erreichte ein Verkaufsvolumen von 1,36 Millionen Fahrzeugen – der höchste Wert für diesen Zeitraum in den letzten acht Jahren. Der Absatz von NEVs belief sich auf 450.000 Fahrzeuge (+48,8% ) .
- Chery Group setzte insgesamt 1,26 Millionen Fahrzeuge ab (+14,5%). Der Absatz von NEVs lag bei 359.000 Fahrzeugen, was einem starken Anstieg von 98,6% entspricht.
- Great Wall Motor erzielte im ersten Halbjahr einen kumulierten Absatz von 569.000 Fahrzeugen. Darunter entfielen etwa 35.000 Einheiten auf die Premium-NEV-Marke WEY.
Zur Entwicklung chinesischer Elektrofahrzeughersteller:
- Laut Daten von Caixin führte Leapmotor, unterstützt von Stellantis, im ersten Halbjahr 2025 die Verkaufszahlen im chinesischen EV-Markt an.
- Leapmotor lieferte 221.664 Fahrzeuge aus – mehr als doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
- Li Auto verzeichnete einen moderaten Anstieg der Verkaufszahlen um 8% im Vergleich zum Vorjahr auf insgesamt 203.938 Fahrzeuge.
- XPeng steigerte seine Auslieferungen im selben Zeitraum um 279% auf 197.189 Fahrzeuge.
- Xiaomi, das im April des Vorjahres mit dem Modell SU7 erstmals in den Markt eingetreten war, meldete für das erste Halbjahr einen Absatz von rund 150.000 Fahrzeugen.
- Huawei, das über Partnerschaften innerhalb seiner Harmony Intelligent Mobility Alliance (HIMA) im EV-Bereich tätig ist, veröffentlichte Verkaufszahlen lediglich für Januar, Februar, Mai und Juni. In diesen vier Monaten wurden insgesamt 153.705 Fahrzeuge verkauft.
- Nio verzeichnete im ersten Halbjahr mit 114.150 ausgelieferten Fahrzeugen die niedrigsten Verkaufszahlen unter den genannten Unternehmen (+31%).
Branchenentwicklung und Ausblick:
Aufgrund der guten Performance im ersten Halbjahr haben viele Hersteller ihre Verkaufsziele für das Gesamtjahr 2025 angehoben. Aus den Verkaufszahlen geht hervor, dass die meisten etablierten Hersteller ein deutliches Wachstum gegenüber dem Vorjahr erzielt haben, wobei insbesondere die New Energy Vehicles weiterhin das Marktwachstum anführen.
Diese Entwicklung hängt unter anderem zusammen mit:
- den chinesischen Konsumanreizen durch die "Trade-in“-Politik (Neu gegen alt),
- dem Wachstum der Autoexporte sowie
- einer differenzierten Preisanpassung, die zu Absatzsteigerungen in 3- und 4-Tier Städten sowie darunter geführt hat.
Nach dem Preiskrieg zu Jahresbeginn hat die chinesische Regierung verstärkt gegen den übermäßigen Wettbewerb ("Involution“) in der Automobilbranche eingegriffen, insbesondere um unlauteres Preisdumping einzudämmen. Infolge dieser politischen Maßnahmen verlagert sich der Fokus der Industrie zunehmend von Preis- auf Technologie-Wettbewerb. Die Hersteller investieren nun gezielt in strategische Schlüsselbereiche wie Batteriereichweite, autonomes Fahren und intelligente Fahrzeugsysteme. Die Branche befindet sich im Übergang zu einer Phase der Kostenoptimierung und Effizienzsteigerung, wobei Technologisierung und Internationalisierung als zentrale Entwicklungstrends gelten.
Quelle: China-Institut für die deutsche Wirtschaft
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Foto: From left to right: António COSTA (President of the European Council), Xi JINPING (President of the People's Republic of China), Ursula VON DER LEYEN (President of the European Commission). Copyright: European Union
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