Brics fordert mehr internationale Kooperationen, freien Handel und Klimaschutz


10. Juli 2025

Die Seidenstraßeninitiative plädiert für den Ausbau der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zum gegenseitigen Nutzen. Sie ist nicht nur ein eurasisches Projekt, sondern China möchte damit weltweit zu einer positiven Entwicklung beitragen. Besonders Schwellen- und Entwicklungsländer profitieren davon. Als Folge davon wird China dort immer beliebter, auch wenn dies in unseren Medien oft anders dargestellt wird. Nach neuesten Umfragen überholte China die USA in der Beliebtheitsskala. In mehr als 75 Prozent der untersuchten Länder herrsche diesmal eine positivere Meinung von China als von den Vereinigten Staaten, heißt es in einer jährlich erscheinenden Studie zur Wahrnehmung der Demokratie ("Democracy Perception Index"). Diese veröffentlichte die Organisation Alliance of Democracies des früheren Nato-Generalsekretärs Anders Fogh Rasmussen. Auch die EU verliert weltweit an Ansehen. Die EU redet, macht Vorhaltungen. China investiert, baut Infrastruktur und Industrieparks, ist in vielen weniger entwickelten Ländern zu hören.

Wir hat sich die Welt geändert! Am 6. und 7. Juli fand in Rio de Janeiro der Gipfel der BRICS-Staaten statt. Eine Staatengemeinschaft der Schwellenländer plädierte dort für globale Umweltpolitik, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und internationale Wirtschaftskooperationen. Die bisherige Leitmacht der westlichen Staaten, die USA, beendet internationale Kooperation und droht mit noch höheren Zöllen. Die EU lässt sich aus Sicht der BRIC erpressen und wird zum Dealmaker nach Trumps Gnaden.

Doch was sich als Kampf zweier Werteordnungen ansieht, ist differenzierter. Weder die BRICS noch der sogenannte Westen sind eine homogene Gruppe. Aber der Aufstieg der BRICS-Staaten und die Aufkündigung der westlichen Wertegemeinschaft durch Trump könnte mittelfristig eine positiv Wirkung haben: eine multipolare Weltgemeinschaft entsteht, in der es weniger um Vorherrschaft eines Landes oder einer Region und mehr um Kooperationen und globale Verantwortung geht. Die UN erlebten im achtzigsten Jahr ihres Bestehens einen beispiellosen Bedeutungsverlust. Angesichts sich zuspitzender Weltprobleme ist dies dramatisch.

Regelbasierte Ordnung zerstört

Zur Eröffnung bemängelte Brasiliens Präsident Lula da Silva zu wenig Investitionen in die Entwicklungshilfe. Auch das Weltgesundheitssystem sei deutlich geschwächt, womit er auf den Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation WHO anspielte. "Die regelbasierte Ordnung ist tot - ebenso die Mechanismen zur friedlichen Konfliktregulierung". Lula kritisierte den jüngsten NATO-Beschluss zur massiven Aufrüstung aus einer Perspektive des Globalen Südens, für den die BRICS-Staaten sprechen wollen. "Es ist einfacher, fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Militärausgaben bereitzustellen als die versprochenen 0,7 Prozent für die öffentliche Entwicklungshilfe. Das zeigt, dass das Geld zur Umsetzung der Agenda 2030 zwar da wäre, aber aufgrund falscher politischer Prioritätensetzung nicht zur Verfügung steht," so Lula.

Nicht in Krieg, sondern in Frieden und Entwicklung investieren

Wie weit der Westen und die Schwellenländer politisch auseinanderliegen war besonders deutlich beim Thema Sicherheitspolitik zu erkennen. Es sei immer einfacher, in den Krieg zu investieren, als in den Frieden, sagte Lula. Den Angriffskrieg, den das BRICS-Mitgliedsland Russland gegen die Ukraine führt, sprach Lula nicht an, kritisierte aber die Konflikte in Kaschmir und den Angriff der Hamas auf Israel, um dann seine frühere harsche Verurteilung der israelischen Angriffe auf Gaza zu wiederholen: "Wir dürfen nicht gleichgültig bleiben, angesichts des Genozids, den Israel in Gaza verübt und dem Tod Unschuldiger durch den Einsatz von Hunger als Kriegswaffe." Den israelischen und US-amerikanischen Angriff auf das neue BRICS-Mitglied Iran verurteilte Lula als völkerrechtswidrig.

Anlässlich des Gipfeltreffens geben die Teilnehmer eine gemeinsame Erklärung ab. Darin kritisieren sie ukrainische Angriffe auf Russland, nicht aber dessen Attacken auf die Ukraine. "Wir verurteilen auf das Schärfste die Angriffe auf Brücken und Eisenbahninfrastrukturen, die am 31. Mai sowie am 1. und 5. Juni 2025 in den Regionen Brjansk, Kursk und Woronesch der Russischen Föderation absichtlich auf Zivilisten gerichtet waren und bei denen mehrere Zivilisten, darunter auch Kinder, ums Leben kamen", heißt es in dem gemeinsamen Dokument.

Der Westen zerstört Weltwirtschaftsordnung

Der Westen zerstört seine selbst geschaffene Wirtschaftsordnung. Da sagen China und die großen Schwellenländer: Wir übernehmen gerne!,“ titelte die Zeit. „Das Treffen der großen Schwellenländer, die unter dem Kürzel Brics firmieren, ist als diplomatisches Mega-Event für die vielversprechendsten Wachstumsregionen der Welt gedacht: Zusammen vereinen sie mehr als 56 Prozent der Weltbevölkerung und mehr als 40 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung auf sich. Die Stimmung beim Auftakt? Nun, viele hier haben den Westen ziemlich satt,“ so der Bericht in „Die Zeit“.

BRICS steht für Großteil der Weltbevölkerung und höhere Wirtschaftsleistung als G7

Da hatte die Zeit anscheinend Beitrittskandidaten hinzugerechnet. Doch mit ihrer Wirtschaftsleistung hat bestehende BRICS mittlerweile die G-7-Länder überholt. Sie erwirtschafteten 2023 knapp 35 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung, die G7 lediglich 30 Prozent. Fast die Hälfte der Weltbevölkerung, G7 weniger als 10 Prozent. Detaillierte Daten zur BRIC zeigen die Übersichten der „Deutschen Welle.

Trump schafft Weltwirtschaftsordnung ab und BRICS schafft neue internationale Strukturen

Trump zündelt am Welthandel – BRICS-Staaten gehen in die Offensive!, so ein Bericht in „wallstreet-online“. „Während westliche Medien den BRICS-Gipfel in Rio de Janeiro ignorierten, formiert sich dort eine neue geopolitische Front gegen die alte Weltordnung, sagt Jan Willhöft, Partner bei AXINO Capital.

BRICS fordert grünes Wirtschaftsmodel

Brasiliens Präsident Lula warb in Rio dafür, dass die BRICS-Staaten ein neues Modell von Entwicklung vorantreiben, das auf nachhaltiger Landwirtschaft und »grüner Industrie« basiert. »Unsere Länder gehören bereits zu den größten Investoren in erneuerbare Energien.« Es gebe ein großes Potenzial zur Ausweitung der Produktion von Biokraftstoffen, Solar und Windkraft. Man verfüge über die für eine Energiewende erforderlichen strategischen Mineralien.

Klimaschutz muss international geregelt werden

Die BRICS-Staaten fordern mehr Klimafinanzierung vom Globalen Norden – und kritisieren westliche Umweltgesetze als protektionistisch. Uneinigkeit herrscht intern unter anderem beim Umgang mit fossilen Energien. In einer gemeinsamen Erklärung werden die reichsten Länder aufgefordert ihren Beitrag zu den Klimafinanzierungszielen zu erhöhen. Die Initiative zur Mittelbeschaffung mit dem Titel „Roadmap from Baku to Belém – 1,3 Billionen US-Dollar” betont, wie wichtig es ist, diesen Betrag bis zur COP30 im November in Brasilien zu erreichen. „Wir sind ernsthaft besorgt über die mangelnden Ambitionen und die unzureichende Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen der Industrieländer im Zeitraum vor 2020. Wir fordern diese Länder nachdrücklich auf, diese Lücken dringend zu schließen, ihre Ziele für 2030 in ihren national festgelegten Beiträgen (NDCs) zu überarbeiten und zu verstärken und bis 2050, vorzugsweise bis 2030, Netto-Null-Treibhausgasemissionen deutlich vor 2050, vorzugsweise bis 2030, und negative Nettoemissionen unmittelbar danach zu erreichen“, heißt es in dem Dokument.

Klimapolitik braucht Multilateralismus

Die Verteidigung des Multilateralismus war eines der Hauptanliegen der Gruppe, die sich auf dem Gipfeltreffen in Rio de Janeiro versammelt hatte. In diesem Sinne bekräftigt die BRICS-Gruppe die Rolle des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) und des Pariser Abkommens als wichtigste Kanäle der internationalen Zusammenarbeit zur Bekämpfung des Klimawandels. Es besteht Einigkeit darüber, dass die Mobilisierung von Ressourcen eine Verantwortung der entwickelten Länder gegenüber den Entwicklungsländern ist. Die Gruppe erkennt an, dass es gemeinsame globale Interessen gibt, aber unterschiedliche Fähigkeiten und Verantwortlichkeiten zwischen den Ländern. Der Text weist darauf hin, dass genügend globales Kapital vorhanden ist, um die klimatischen Herausforderungen zu bewältigen, dass dieses jedoch ungleich verteilt ist. Darüber hinaus wird betont, dass die Finanzierung durch die reicheren Länder auf direkten Transferleistungen beruhen sollte und nicht auf Gegenleistung.

Auch der Schutz des Tropenwalds und ein Kohlenstoffmarkt standen auf der Tagesordnung. „Wir betonen, dass der Tropenwaldfonds (TFFF), dessen Einführung auf der COP30 vorgeschlagen wurde, das Potenzial hat, ein vielversprechendes Instrument für Mischfinanzierungen zu sein, das vorhersehbare und langfristige Finanzierungsströme für die Erhaltung bestehender Wälder generieren kann“, heißt es in der Erklärung. Weitere Höhepunkte der Erklärung waren die Befürwortung von Mechanismen für den Kohlenstoffmarkt, die als Mittel zur Förderung des Engagements des Privatsektors angesehen werden.

EU sollte nicht nur auf Differenzen, sondern mehr auf Kooperationschancen sehen

Dem zunehmendem Selbstbewusstsein der BRIC-Ländern sieht der Westen, den es jedoch als Wertegemeinschaft nicht mehr gibt, ablehnend gegenüber, sieht deren Aufstieg als Bedrohung ihrer globalen Vorherrschaft. Die EU sieht dagegen weniger die Gefahren, welche durch die amerikanische Politik für die Weltwirtschaft entstehen. Feindbild sind China und die Schwellenländer. Beim G7-Gipfel in Kanada Mitte Juni hatte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gegen China gewettert. Dort sprach sie von „Dominanzgehabe“ und „Erpressung“, meinte aber nicht die Trump-Administration, sondern Chinas Führung. Wörtlich sagte sie: „Das größte kollektive Problem im Welthandel ist nicht der Zollkrieg, sondern Chinas Mitgliedschaft in der WTO, so „Chinahirn“.

Von der Leyen kann auch anders, dies zeigt jedoch keineswegs eine Verlässlichkeit der EU-Politik. Noch am 21. Januar beim World Economic Forum in Davos sagte sie: „2025 begehen wir den 50. Jahrestag der diplomatischen Beziehungen unserer Union zu China. Ich sehe darin eine Gelegenheit, unsere Beziehungen zu China zu vertiefen. Es ist an der Zeit, im Geiste der Fairness und der Gegenseitigkeit ausgewogenere Beziehungen zu China zu pflegen.“

Die EU ist auf gute Beziehungen mit China und den BRICS-Staaten angewiesen. Die BRICS vertritt zwischenzeitlich mehr Menschen, wie die G7 und hat auch prozentual eine höhere Wirtschaftsleistung. Alleine in China legen mehr als dreimal so viele Menschen als in der EU. Die Kräfteverhältnisse der Welt haben sich grundlegend verändert und das ist aus Sicht einer globalen Gerechtigkeit auch gut so. Um unsere Positionen in der Welt durchzusetzen sind Kooperationen mit Schwellenländer und China unabkömmlich. Es gibt keine Welt mehr von zwei gegensätzlichen Polen, von Ost-West oder Nord-Süd. Die Welt ist multipolar und das gibt neue Chancen für Kooperationen. Die Transatlantik-Beziehungen sollten auch auf Lateinamerika ausgerichtet sein. Afrika liegt vor der europäischen Haustür, dort muss die Wirtschaft und damit Wohlstand umweltverträglich aufgebaut werde. Eurasien oder die Asean-Staaten bieten viele Kooperationsfelder. Nicht nur, aber vor allen auch bei Freihandel und einer globalen Klimapolitik.

Die Weltwirtschaft, globale Entwicklung, Umweltpolitik und Wohlstand sind vor allen Dingen durch die populistische Politik von Trump bedroht. Die EU lässt sich aus Sicht der Schwellenländer jedoch erpressen, lässt sich auf kurzfristige „Deals“ ein. Sie verhängt selbst Strafzölle, die beispielsweise für Elektroautos aus China höher als die US-Zölle sind. Die Deutsche Autoindustrie kritisiert dies harsch, da dies ihre Geschäfte schädige, etablierte Lieferketten zerstöre. Dies führt auch zu Wohlstandsverlust, einer ausgebremste Umweltpolitik und erhöht den technologischen Rückstand bei grünen Zukunftstechnologien.

Doch das wirtschaftliche Erpressungspotential der USA ist nicht mehr so groß wie es viele vermuten. 
Lag der Anteil der USA im Jahr 1999 noch bei über 20 Prozent, so liegt er jetzt bei 14,8 Prozent. Den Drohungen und Erpressungsversuchen der USA kann die EU etwas entgegensetzen, mit China, mit Partner aus der ganzen Welt. Nur so können wir unsere europäische Wertegemeinschaft, unseren Wohlstand und eine intakte Umwelt verteidigen. Freihandel und Kooperationen versus Abschottung und Erpressungspolitik. Dafür sollte die EU die BRICS-Staaten in die Pflicht nehmen.

ASIA MEDIA SERVICVE, Dr. Thomas Kiefer


Links

n-tv. Umfrage: Sogar China beliebter. Trump schadet massiv dem Ansehen der USA

Deutschlandfunk. Die EU redet, china investiert

BRICS Portal

BRICS Brasil

Die Zeit. Brics-Gipfel: Angriff auf den Westen?

wallstreet-online. Trump zündelt am Welthandel – BRICS-Staaten gehen in die Offensive!

Deutsche Welle. BRICS: Wer ist das und warum sind sie wichtig?

Neue Zürcher Zeitung. Die Furcht vor Trumps Rache und die Abwesenheit Xis dominieren den Brics-Gipfel in Rio de Janeiro

Radio France Internationale. Lula widerlegt Trump: „Wir brauchen keinen Kaiser“

BRICS Staaten legen gemeinsamen Vorschlag für IWF-Reform vor

Asia Television News. BRICS-Staaten einigen sich auf Entwurf einer gemeinsamen Erklärung zur Verurteilung des Protektionismus

amerika21. BRICS+-Staaten fordern in Brasilien mehr Einfluss und globale Klimahilfen

Kasachstan bringt Umwelt- und Gesundheitsanliegen beim BRICS-Gipfel ein

Voice of Indonesia . Präsident Prabowo bekräftigt auf dem BRICS-Gipfel 2025 seine Ablehnung von Krieg und Doppelmoral

vietnam.vn. BRICS übernimmt die Blockfreienbewegung

Süddeutsche Zeitung. Brics-Gipfel - Indiens Premier rügt Umgang mit dem „globalen Süden“

china.org. Was bedeutet die „Groß-BRICS-Kooperation“ für den Globalen Süden?

china.org. China reagiert auf Trumps Drohung zusätzliche Zölle von zehn Prozent gegen BRICS-Staaten zu erheben

China Youth Daily. China wird mit den BRICS-Partnern zusammenarbeiten, um die globale Ordnungspolitik gerechter zu gestalten

CRI.online. WIR statt ICH: Die BRICS-Staaten sind bereit für eine neue Weltordnung

Botschaft der VR China Berlin. Li Qiang nimmt an Sitzung der ersten Phase des 17. BRICS-Gipfels teil

Chinahirn. POLITIK I EU und China auf Konfrontationskurs

Europäische Kommission. Rede der Präsidentin: Plenardebatte des EP über die Beziehungen zwischen der EU und China



ASIA MEDIA SERVICE, Dr. Thomas Kiefer

Foto: Press Information Bureau on behalf of Prime Minister's Office, Government of India
BRICS member states family photograph during the 17th BRICS Summit at Rio de Janeiro, Brazil on July 6, 2025. (from left) Foreign Minister of Russia Sergey Lavrov, Crown Prince of UAE Khaled bin Mohamed Al Nahyan, President of Indonesia Prabowo Subianto, President of South Africa Cyril Ramaphosa, President of Brazil Luiz Inácio Lula da Silva, Prime Minister of India Narendra Modi, Premier of China Li Qiang, Prime Minister of Ethiopia Abiy Ahmed, Prime Minister of Egypt Mostafa Madbouly and Foreign Minister of Iran Abbas Araghchi

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