30. Mai 2025
Usbekistans Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird laut Prognosen der Regierung und der Zentralbank des Landes 2025 um real etwa 6 Prozent zulegen. Im Jahr 2026 könnte das Wachstumstempo sogar leicht anziehen und ein BIP-Plus von 6,5 Prozent ermöglichen, meldet die gtai.
Die Impulse für die Konjunkturbelebung sind vielfältig. Dazu zählen:
- der boomende Dienstleistungssektor, dessen Sparten Handel, Finanzen, Information und Telekommunikation, Verkehr, Bildung und Gesundheit Zuwachsraten von 10 Prozent und mehr erreichen;
- der rege Zufluss ausländischen Kapitals sowie die hohe Investitionsneigung der usbekischen Privatwirtschaft;
- die anhaltende Expansion im verarbeitenden Gewerbe und Bauwesen.
Auch die fortgesetzten Wirtschaftsreformen leisten einen wesentlichen Wachstumsbeitrag. Diese sehen den weiteren Abbau staatlicher Monopole, die Marktöffnung im Energiesektor, die Transformation und Privatisierung staatlicher Betriebe sowie eine gezielte Unternehmensförderung vor. Beim Ausbau der Infrastruktur setzt das Land verstärkt auf öffentlich-private Partnerschaften.
Als einer der Hauptmotoren der Wirtschaft erweisen sich weiterhin die Bruttoanlageinvestitionen. Die seit 2023 anhaltende robuste Investitionsneigung dürfte auch 2025 und 2026 mit realen Zuwachsraten im deutlich zweistelligen Bereich anhalten. Investitionen und Kredite aus dem Ausland liefern dazu einen maßgeblichen Beitrag. Sie vereinigen 2024 rund zwei Drittel aller Bruttoanlageinvestitionen auf sich und fließen hauptsächlich in neue Maschinen und Ausrüstungen. Der Anteil dieser Anlageobjekte am gesamten Investitionsaufkommen erreichte zuletzt rund 40 Prozent.
Die Dominanz von Maschinen und Ausrüstungen bei den Investitionen geht mit der hohen Zahl von Ausbauprojekten im verarbeitenden Gewerbe einher. Als Schwerpunkte gelten die Textilindustrie, die Nahrungsmittelindustrie und der Fahrzeugbau. Es folgen die Rohstoffförderung, der Wohnungsbau, die Stromwirtschaft und der Transport- und Logistiksektor.
Breite Schichten der usbekischen Bevölkerung verzeichnen ein Einkommensplus. Neben höheren Reallöhnen tragen auch die steigenden Einkünfte kleiner Gewerbetreibender und die zunehmenden Umsätze mit Agrargütern aus dem Nebenerwerb vieler Familien dazu bei. Daraus resultieren Mehrausgaben, die dem Einzelhandel und anderen Dienstleistungssparten zugutekommen.
Wachstumsimpulse liefern dem privaten Konsum zudem die umfangreichen Geldtransfers usbekischer Arbeitsmigranten aus dem Ausland, vor allem aus Russland, sowie der wiederbelebte Incoming-Tourismus. Jedoch bewegen sich die monatlichen Pro-Kopf-Ausgaben immer noch auf einem recht niedrigen Niveau.
Mit der fortschreitenden Liberalisierung der usbekischen Wirtschaft geht auch ein Wandel im Einzelhandel einher. Supermärkte, Einkaufszentren und Fachhändler breiten sich immer stärker aus, wobei sich nationale wie internationale Einzelhändler gleichermaßen einbringen. Auf den Straßen wird der Verkehr immer dichter, wobei in jüngster Zeit Elektroautos aus China stark zulegten.
Grüne Energie
Der Ausbau erneuerbarer Energien boomt. Hat doch das Land weite Wüstenflächen, viele Sonnenstunden und genügend Windpotenzial. Lag ihr Anteil an der gesamten Stromerzeugung 2023 noch bei etwa 10 Prozent, sollen 2027 mit Wind, Sonne und Co. mindestens 25 Prozent erreicht werden. Für 2030 gibt die Regierung annähernd 40 Prozent als Ziel aus, wofür Solar- und Windparks mit einer installierten Leistung von 20 Gigawatt ans Netz gehen müssen. Hinzu kommen noch zahlreiche Wasserkraftprojekte.
Bereits bis 2027 sollen 28 Solar- und Windkraftparks mit circa 8 Gigawatt Leistung starten. Außerdem sind Batteriespeicher mit einer Kapazität von mehr als 1 Gigawattstunde geplant. Die ausländischen Investitionen in Ökostromprojekte summieren sich gegenwärtig auf circa 15 Milliarden US-Dollar.
Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland
Deutsche Lieferanten zählen auf dem usbekischen Markt zu den geschätzten Anbietern. Das betrifft Maschinen und Ausrüstungen genauso wie Chemiewaren oder Mess- und Regeltechnik. Größere Lieferanteile erzielt in diesen Sparten jedoch die Konkurrenz aus China und der Türkei. Usbekische Geschäftspartner schätzen an Deutschland vor allem die schlüsselfertigen Lösungen sowie die Zuverlässigkeit bei der Vertragserfüllung und beim Kundenservice, berichtet die gtai.
Die besten Absatzchancen haben deutsche Anbieter bei Arzneimitteln sowie bei Ausrüstungen vor allem für die Textilbranche, die Stromwirtschaft, die Lebensmittelindustrie, die Bereiche Bauwesen und Baustoffe sowie zum Kühlen und Lagern von Obst, Gemüse und anderen Agrargütern.
China und Russland wichtigste Handelspartner
Doch liegen die Im- und Exporte Deutschlands im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Usbekistans wichtigste Handelspartner sind China und Russland.
Anteil am Gesamtimport 2024:
China: 29,13%
Russland: Mit einem Anteil von 22,43% am Gesamtimport.
Kasachstan: Mit einem Anteil von 7,59% am Gesamtimport.
Südkorea: Mit einem Anteil von 5,4% am Gesamtimport.
Wichtige Exportdestinationen 2024:
Russland: Mit einem Exportanteil von rund 14%.
China: Die größte Ausfuhrdestination.
Kasachstan: Ein weiterer bedeutender Exportmarkt.
Zusätzlich zu diesen Ländern spielt auch die Türkei eine wichtige Rolle im usbekischen Außenhandel. Auch arabische Länder etablieren sich als Wirtschaftspartner. Usbekistan ist nicht von einem Wirtschaftspartner abhängig, sondern kann sich aus einer größer werdenden Zahl die besten und für seine eigene Entwicklung interessantesten Länder heraussuchen.
China liefert Elektroautos und grüne Energie
China hat Russland als wichtigster Wirtschaftspartner abgelöst und ist besonders beim Ausbau grüner Energiegewinnung sehr aktiv. Zum einen sind chinesische Windturbinen rund 20 Prozent günstiger als vergleichbare Modelle aus der Europäischen Union oder den Vereinigten Staaten. Zudem stellt China Windturbinen her, die besser für die geografischen Bedingungen im Land geeignet sind. Außerdem bieten chinesische Unternehmen und Finanzinstitute günstigere Bedingungen zur Finanzierung von Investitionen in usbekische Windkraftprojekte.
Vertreter westlicher Länder warnen oft davor, dass dies eine Abhängigkeit von China erzeugen würde. Doch haben diese Kritiker meist keine bezahlbare und funktionierende Alternativen zu bieten. Die Preise für chinesische Solar- und Windkraftanlagen sind in den zurückliegenden Jahren stark gefallen und sinken weiter. Grüne Energie wird damit preisgünstige Energie.
China und Chinesen sind auch in Usbekistan keinesfalls unbeliebt. Scharen von Touristen aus China geben dort ihr Geld aus. So berichtet die Webseite https://uza.uz/uz: "Das vergangene Jahr war reich an historischen Ereignissen in den Beziehungen zwischen Usbekistan und China. Die Vereinbarungen, die während der Verhandlungen während des Staatsbesuchs unseres Staatsoberhaupts in China zu Beginn des Jahres getroffen wurden, haben die Partnerschaft in vielen Bereichen auf ein qualitativ neues Niveau gebracht. Die Zusammenarbeit im wirtschaftlichen Bereich hat sich besonders ausgeweitet, wobei das Handelsvolumen jedes Jahr zunimmt. So erreichte es in den ersten elf Monaten des Jahres 2024 12,34 Milliarden US-Dollar. Die Investitionen chinesischer Unternehmer in die Wirtschaft des Landes nehmen zu, und die Zahl der Joint Ventures in verschiedenen Branchen steigt regelmäßig.
In Usbekistan werden derzeit viele große gemeinsame Investitionsprojekte mit China in so wichtigen Bereichen wie Hochtechnologie, alternative Energien, Chemie, Maschinenbau, Metallurgie, Elektrotechnik und Modernisierung der Infrastruktur durchgeführt.
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In Usbekistan wurde ein Programm zur Armutsbekämpfung verabschiedet. Auf dem Treffen sagte Zhao Leji, dass China die sozioökonomischen Reformen in Usbekistan, insbesondere das Programm zur Armutsbekämpfung, nachdrücklich unterstützt und plant, strategische Kooperationsprogramme in den Bereichen Infrastrukturentwicklung, industrielle Zusammenarbeit, Landwirtschaft und grüne Energie zu verabschieden.
"Abschließend stellen wir fest, dass Chinas Errungenschaften die Menschen weltweit in Erstaunen versetzen. In den letzten zehn Jahren hat sich das Land zu einer mächtigen Weltmacht entwickelt, enorme wissenschaftliche, technologische und innovative Fortschritte erzielt und ein einzigartiges Ökosystem für die Entwicklung von Wirtschaft und Unternehmen geschaffen." Der Präsident von Usbekistan sagte dazu: „Jedes Mal, wenn ich China besuche, bewundere ich aufrichtig das Ausmaß der hier stattfindenden Reformen und die erzielten Erfolge, die schöpferische Kraft, die harte Arbeit und das Talent des chinesischen Volkes, das sich selbstbewusst auf dem Weg der Modernisierung zur Verwirklichung seines jahrhundertealten Traums bewegt.“
Es ist leicht, sich Newsseiten aus Usbekistan und anderen zentralasiatischen Ländern per Internet anzusehen und automatisch übersetzen zu lassen. Die Aussagen sollen hier nicht gewertet werden. Doch zeigt dies und auch eine Reise durch das Land: Der Blick auf die Welt ist in Taschkent ein völlig andere als in Berlin, Brüssel oder Washington. Es geht nicht darum, wer die Nummer eins in der Welt ist. Es geht dort um Kooperationen, offene Wirtschaftszusammenarbeit und eine gemeinsame Zukunft.
Links
GTAI. Wirtschaft in Usbekistan
GET. Usbekistan
Usbekistan. Auf dem Weg zur Marktwirtschaft
Im Jahr 2024 erreichten die Beziehungen zwischen Usbekistan und China ein hohes Niveau
ASIA MEDIA SERVICE, Dr. Thomas Kiefer
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