Xinjiang - Jinghe
Bortala Mongol Autonomous Prefecture
Grüne Energie und Tourismus

21. Mai 2025

Um China zu verstehen ist es gut auch Städte und Dörfer zu besuchen, die nicht in der ersten oder zweiten Reihe stehen und eher abseits der großen Touristenrouten liegen. Jinghe, im gleichnamigen Kreis des Autonomen Bezirks Bortala der Mongolen im Nordwesten von Xinjiang, ist einer dieser Orte. Auch dort ist einiges in Bewegung. Jinghe baut dabei auf seine eigenen Stärken auf, nutzt seine lokalen Traditionen und rüstet seine Wirtschaft für die Zukunft. Augenfällig ist: die Stadt ist angenehm grün, sauber und die Menschen sind dort offen und freundlich. Bei Spaziergängen durch Parks wird man dort als Europäer noch öfters als exotischer Ausländer zu einem Gruppenfoto gebeten, was in den Metropolen nicht mehr so oft vorkommt.

Der Kreis hat eine Fläche von 11.175 km² und etwa 150.000 Einwohner. Sein Hauptort ist die Großgemeinde mit gleichen Namen Jinghe. In Jinghe herrscht Wüstenklima mit durchschnittlich nur 102 Millimetern Niederschlag pro Jahr und großen jahreszeitlichen Temperaturunterschieden mit langen, sehr kalten Wintern und heißen, trockenen Sommern. Wasser kommt vom malerischen Tianshan-Gebirge, dessen auch im Sommer schneebedeckten Gipfel in südlicher Richtung eine gewaltige Kulisse bieten. Von dort kommt auch der Jinghe-Fluss, der dem Autonomen Kreis und der Stadt ihren Namen gab.

Seit 2010 hat sich die Wirtschaftsleistung des Kreises fast vervierfacht. Sie stieg von 30 Milliarden Yuan 2020 (100 Yuan = 12,20 Euro) auf 119 Milliarden Yuan 2024. Bergbau, landwirtschaftliche Produkte und Leichtindustrie sind wichtige Wirtschaftsbereiche. In jüngster Zeit werden der Tourismus und grüne Energien ausgebaut. Jinghe bekommt auch als Kontenpunkt an der Seidenstraße eine zunehmende Bedeutung für die Logistik- Um die Logistik etablieren sich auch
überregionale Handelszentren. Besonders das Online-Marketing für Produkte aus der Region gewinnt an Bedeutung.

Tourismus

Durch seine Lage hat der Kreis sehr unterschiedliche Landschaftsformen und einige besonders interessante Gebiete. Hier befindet sich das nationale Naturschutzgebiet des Ebinur-See-Feuchtgebiets; der größte Haloxylon-Wald Asiens, welche als nationale Naturschutzgebiet des weißen Haloxylons des Ganjia-Sees ausgewiesen ist, und die größte Wanderwüste im Junggar-Becken – der Muttar-Nationalwüstenpark.

Wüste, Hochgebirge und Naturschutzgebiete. Noch haben wenige Touristen Jinghe entdeckt. Das soll sich ändern und der Tourismus soll auch dem Kreis selbst neue Impulse geben. Von Landpensionen bei traditionellen Bauernfamilien bis hin zu Festivals für elektronische Musik wird einiges geboten.

Seit Jahresbeginn nutzt der Kreis Jinghe die Vorteile seiner lokalen Ressourcen voll aus und setzt sein  Entwicklungskonzept „Kultur zur Gestaltung des Tourismus und Tourismus zur Förderung der Kultur“ um. Die Infrastruktur der Landschaftsregionen Bayingamen, Hongshanzui, Daxiaohaizi und Dongdujing und der Landschaftsregion Muttar-Wüste wird ausgebaut. Der flächendeckende Tourismus, der Ganzjahrestourismus und der branchenübergreifende Tourismus steigt stark an, so ein Mitarbeiter der Stadtregierung.

„Seit Jahresbeginn hat der Kreis Jinghe eine Reihe von Aktivitäten durchgeführt, darunter die Kulturtourismussaison in der Muttar-Wüste, Konzerte lokaler Sänger und die Karnevalsnacht für elektronische Musik in Jinghe, die Touristen aus aller Welt anziehen. Gleichzeitig haben wir die touristische Infrastruktur grundlegend verbessert und neue Beherbergungsdienste geschaffen. Im nächsten Schritt werden wir weiterhin neue Ressourcen des Kreises aktivieren, touristische Elemente wie Gesundheitserhaltung und Workshops zum immateriellen Kulturerbe umfassend anziehen und planen, die Standortvorteile maximieren und Jinghe zu einem attraktiven Reiseziel machen," erklärt Jin Zhongqiang, stellvertretender Direktor des Amtes für Kultur und Tourismus des Kreises Jinghe.

Spannend ist es auch in den Alltag einzutauchen und sich beispielsweise das Treiben, Tanz und Gesänge am Abend in den Parks anzusehen. Und auch die lokale Küche bietet einige Besonderheiten. Die in Jinghe allgegenwärtige Wolfsbeere wird in einigen Gerichten serviert und zu allerlei Getränken verarbeitet.

Grüne Energie

Bei der Anfahrt nach Jinghe kann der neue Wirtschaftszweig nicht übersehen werden. Kilometerweit ziehen sich riesige Solarparks über die kargen Wüsten. Geschätzt sind dabei mehr Anlagen zu sehen, als in ganz Deutschland in Betrieb sind.
Der Ausbau geht weiter. Ende Mai wurde das 900.000-Kilowatt-Photovoltaik-Stromerzeugungsprojekt des integrierten Basisprojekts „Solarthermische Energiespeicherung für neue Energie“ in Jinghe an das Stromnetz angeschlossen. Das Projekt hat eine Gesamtfläche von rund 39.000 Mu (1 Mu = 666,67 Quadratmeter) . Es ist ein Pionierprojekt für die Kombination aus einem 100.000-Kilowatt-Solarthermiekraftwerk mit Salzschmelze und einer 900.000-Kilowatt-Photovoltaikanlage.

Nach der vollständigen Inbetriebnahme des Projekts wird die jährliche Stromerzeugung alleine dieses Projekts voraussichtlich über 2000 Milliarden Kilowattstunden erreichen. Dies entspricht einer jährlichen Einsparung von 859.000 Tonnen Standardkohle und einer Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen um über 2000 Millionen Tonnen, der Schwefeldioxid-Emissionen um 16.600 Tonnen und der Stickoxid-Emissionen um 9.400 Tonnen.

In der Wüste Gobi stellten extreme Klimabedingungen und komplexe geologische Bedingungen die Projektausführung vor große Herausforderungen, so der Betreiber. Neue Verfahren sind erforderlich. Während der Bauzeit optimierte das Bauteam den Prozess, änderte den Bauplan und konnte dadurch die Schwierigkeiten beim Netzanschluss des Projekts meistern. Zhang Li, stellvertretender Geschäftsführer der Jinghe Xinhua New Energy Co., Ltd., erklärt, dass damit der Bau von Solarthermie-Türmen künftig beschleunigt und Demonstrationsprojekte für saubere Energie nach höheren Standards geschaffen werden.


Hinweis. Die Artikelserie ist keine bezahlte Auftragsarbeit und wurde nicht von Unternehmen oder Organisationen finanziert. Auch Reise- und Hotelkosten in Jinghe übernahm ASIA MEDIA SERVICE selbst.

(C) ASIA MEDIA SERVICE, Dr. Thomas Kiefer
(C) Fotos: Georg Hassa / Thomas Kiefer

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