19. Mai 2025
Seit der Gründung des Uigurischen Autonomen Gebiets Xinjiang hat sich die Wirtschaftsleistung Xinjiangs fast verzweihundertfacht. Von 2014 bis 2019 wuchs das Bruttoregionalprodukt von Xinjiang von 919,6 Milliarden Yuan auf 1,36 Billionen Yuan, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 7,2 Prozent. Mit der Wirtschaft wuchsen auch die Einkommen. Die absolute Armut, in der dort noch vor wenigen Jahren Millionen Menschen lebten, ist überwunden.
Landwirtschaft und Bergbau bilden die Basis der Wirtschaft. Dabei geht die Tendenz zu hochwertigen ökologisch angebauten Lebensmitteln und grüner Energie. Die Industrieproduktion und Tourismus werden ausgebaut. Xinjiang wurde zudem ein wichtiger Knoten der Seidenstraße mit Logistik- und Handel. Wie auch in anderen Provinzen Chinas ist die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in einen Plan eingebunden, in dem sich die verschiedenen Branchen gegenseitig stärken sollen.
In den letzten Jahren sind große Erdöl- und Gasvorkommen besonders inmitten der Taklamakan-Wüste und in ihren Randbereichen gefunden worden, die nunmehr erschlossen und ausgebeutet werden. Vor allem Karamay und Aksu sind stark vom Ölwirtschaft geprägt. Von hier aus verläuft die West-Ost Gaspipeline nach Shanghai. Der Öl- und Gassektor trägt mehr als die Hälfte zur Wirtschaftskraft von Xinjiang bei.
Kontinuierliches Wirtschaftswachstum
Xinjiang werde sich als erstklassiges Investitionsziel und Drehscheibe der Öffnung weiter nach außen öffnen, so Erkin Tuniyaz, Vorsitzender der Regionalregierung. Besonders die Wirtschaftskooperationen mit den zentralasiatischen Nachbarländern sind intensiv. In der ersten Hälfte des Jahres 2024 stieg das regionale Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Xinjiang im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent auf 921,14 Milliarden Yuan (rund 130 Milliarden US-Dollar). Von Januar bis August wuchs die industrielle Wertschöpfung um 7,2 Prozent, während die Anlageinvestitionen um vier Prozent stiegen.
Außenhandel boomt
Trotz des zunehmenden Drucks westlicher Länder sowie Importbeschränkungen und Sanktionen erreichte die Autonome Region Xinjiang der Uiguren im Nordwesten Chinas im Jahr 2024 einen historischen Höchststand im Außenhandel, berichtet die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua.
Im vergangenen Jahr stieg der Import- und Exportwert der Region auf 435,11 Milliarden Yuan (60,68 Milliarden US-Dollar), was einer Steigerung von 21,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht und die bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und Vitalität der Region unterstreicht.
Xinjiang verzeichnete im ersten Quartal 2025 ein weiteres Wachstum des Außenhandels um 15,4 Prozent auf insgesamt 108,16 Milliarden Yuan, wie die Zollbehörden mitteilten. In diesem Zeitraum beliefen sich die Exporte der autonomen Region auf 95,17 Milliarden Yuan, während die Importe 12,99 Milliarden Yuan erreichten. Bis heute sind mehr als 3.000 staatliche und private Unternehmen aktiv im Außenhandel der Region tätig.
Zhao Rui, Mitarbeiter der Zollbehörde von Urumqi, führte das Wachstum auf einen Aufschwung in den wichtigsten Handelsmärkten Xinjiangs und eine starke Dynamik in den Schwellenländern zurück. Die Handelsstruktur Xinjiangs verbessere sich weiter, sagte Zhao und fügte hinzu, dass der allgemeine Handel im Zeitraum von Januar bis März zur größten Handelskategorie der autonomen Region geworden sei. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs sie um 66,7 Prozent und machte mehr als die Hälfte des gesamten Außenhandels von Xinjiang aus. Dies sei ein Zeichen für die zunehmende Entwicklungsfähigkeit der Unternehmen. Xinjiang will ein jährliches Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von rund sechs Prozent erreichen, nachdem das BIP im vergangenen Jahr die Marke von zwei Billionen Yuan überschritten hat.
Freihandelszone
Die Pilot-Freihandelszone China (Xinjiang) wurde im November 2023 gegründet. Sie umfasst drei Gebiete – Ürümqi, Kashgar und Horgos – und ist die erste Freihandelszone in Chinas nordwestlichen Grenzregionen.
Das robuste Wachstum des Außenhandels in Xinjiang wurde durch starke politische Unterstützung sowie einer Reihe von Maßnahmen zur Rationalisierung der Zollabfertigung und Verbesserung der damit verbundener Dienstleistungen untermauert. „Die Zollbehörden haben eine Reihe spezifischer Maßnahmen umgesetzt, um die Effizienz der Abwicklung und die Servicequalität zu verbessern und so die qualitativ hochwertige Entwicklung des Außenhandels von Xinjiang sicherzustellen“, sagte Li Qinghua, ein Zollbeamter von Ürümqi.
Im Jahr 2024 hatte Xinjiang Handelsbeziehungen mit 213 Ländern und Regionen. Die Importe und Exporte in die an der BRI teilnehmenden Länder stiegen um 18,7 Prozent. Gleichzeitig wuchs auch der Handel mit den Mitgliedsländern der Regionalen Umfassenden Wirtschaftspartnerschaft (RECO) und des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN) um 167,8 Prozent bzw. 191,9 Prozent. Von Januar bis August 2024 stieg das Import- und Exportvolumen von Xinjiang um 30,9 Prozent auf 285,32 Milliarden Yuan.
Der amtierende Parteichef Ma Xingrui, ehemals Gouverneur der prosperierenden Provinz Guangdong, möchte neben Sicherheitsfragen einen stärkeren Fokus auf die wirtschaftliche Entwicklung der Region legen. Die Regierung will neben dem Ausbau des Tourismus vor allem den Handel mit Zentralasien intensivieren (u.a. durch Einrichtung einer regionalen Freihandelszone im November 2023) sowie mehr Unternehmen aus dem Bereich nachhaltige Energietechnologie (GreenTech) in der Region ansiedeln.
Tourismus boomt
Xinjiang besteht nicht nur aus Wüste und Steppe. Es hat sehr unterschiedliche Landschaften. Dies zieht auch immer mehr Touristen an. Xinjiang über 300 Millionen Touristen im Jahr 2024 empfangen. Dies gab die Behörde für Kultur und Tourismus des autonomen Gebiets neulich bekannt. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl um etwa 14 Prozent gestiegen und hat eine neue Rekordhöhe erreicht. Die Touristen haben in dem autonomen Gebiet insgesamt rund 355, 2 Milliarden Yuan RMB ausgegeben, was einem Wachstum von etwa 21 Prozent im Vergleich zu 2023 entspricht. Von Wüstenrally bis Hochgebirgs-Wintersport werden die Tourismusangebote weiter ausgebaut.
Westen geht auf Distanz
Eigentlich ist es nicht üblich in sachlich angelegten Wirtschaftsreportagen eine persönliche Stellung zu beziehen. Ich zögerte und hatte die nachfolgende Anmerkung mal gelöscht, mal gekürzt oder ergänzt. Doch bei vielen Lesern dürfte bei Xinjiang zunächst solche Begriffe wie Zensur, Unterdrückung oder Boykott einfallen. Unser Bild in Xinjiang war ein anderes und Wirtschaftszusammenarbeit mit dem Westen würde der Region helfen. Wir konnten dort als Journalisten alle gewünschten Orte ansehen. Unsere Begleiter der Provinzregierung waren sehr wortkarg, da sie nicht den Eindruck einer Beeinflussung erwecken wollten.
Was waren die Unruhen in Xinjiang? Für einen Schock sorgte dort, dass hunderte von Zivilisten von den sogenannten Aufständischen ermordet wurden. Zeitgleich übten kleine Gruppen, die sich dem IS anschlossen, Sprengstoffanschläge in ganz China mit vielen Toten aus.
Die Reaktion der Regierungsstellen war zunächst sicherlich in einigen Bereichen überzogen. Es gab jedoch keine Vorbilder, wie diese blutigen Anschläge zu verhindern sind. Jetzt scheinen die im Westen kritisierten Lager geschlossen zu sein. Neue Kritik kommt auf, da angenommen wird, dass einige dieser Lager in Gefängnisse umgewandelt wurden.
Was ist Inhaftierung, was Zwangsarbeit? In den USA beispielsweise dürften prozentual um einige mehr Menschen inhaftiert sein, als in Xinjiang. Überwiegend Nichtweise wegen Bagatelldelikte. Viele Haftanstalten sind privat betrieben, möchten hohe Gewinne machen und zwingen die Insassen durch ihre Arbeit und geringe Kosten möglichst viel dazu beizutragen. Es gilt international verbindliche Definitionen dafür zu finden.
In Xinjiang hatten wir viel Zeit, um ohne Begleitung auf Märkten, Parks und überall ohne Beschränkungen Land und Leute zu sehen. Die meisten Einwohner interessierten sich vornehmlich für ihre Arbeit, ihre Geschäfte. Sie waren offen, man konnte über alles reden. Manche Fragen, beispielsweise nach der Ethnie versanden sie nicht, da sie sich nicht darüber definierten.
Die grundlegende Menschenrecht, neben Essen und ausreichender Versorgen, sind die Rechte von Kindern und Frauen. Einige der schönsten Begegnungen waren mit junge Schulmädchen, die einem lächelnd und selbstbewusst ansprachen, um etwas englisch zu üben. Sie erzählten unbefangen von ihrer Schule, von Zuhause oder ihren Freundinnen.
Die Boykottrufer haben ein Bild im Kopf, in dem sie ihre ideologischen Vorstellungen einordnen. Gut ist es jedoch, ohne zementierende Weltbilder an das Problem heranzugehen. Lassen sie sich doch Land und Leute zunächst von den kleinen Schulmädchen erklären.
Doch hinter den Boykottaufrufen stehen auch wirtschaftliche Interessen, insbesondere der USA. Durch Boykotte soll Chinas Aufstieg verhindert und „America first“ zementiert werden. Das ist kontraproduktiv. Das würde zur Verarmung von Millionen Menschen führen. Die selbsternannten Fachleute zu Xinjiang lassen auch wissenschaftlich Genauigkeit vermissen. Sie stützen sich hauptsächlich auf wenige anonymen Quellen, die nicht benannt werden.
Einer der häufig zitierten Kritiker der chinesischen Xinjiang-Politik ist Adrian Zenz. Er ist ein ehemaliger Katholik ,der sich zum wiedergeborenen Christen bekehrt hat. Er hat erklärt, dass er sich bei seiner Forschung über chinesische Muslime und andere Minderheitengruppen „von Gott geleitet“ fühlt. Auch soll er für den rechtskonservativen Thinktank „Victims of Communism Memorial Foundation“ arbeiten.
Es wäre sehr wichtig zu diesen Problemkomplexen Feldstudien vor Ort durchzuführen und gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Das Problem besteht weiter: International religiös begründeter Terrorismus. Den gilt es global und international abgestimmt zu bekämpfen, ohne dass die Freiheitsrechte des einzelnen unnötig eingeschränkt werden.
Westliche Konzept funktionieren dabei nicht unbedingt. Das zeigt Afganistan, das an Xinjiang grenzt. Der Westen gab dort etwa eine Billion Euro auf, um demokratische Strukturen aufzubauen. Die vom etliche Unterstützt aufgebaute Regierung hielt nur wenige Tage, nach dem Abzug der internationalen Truppen Ende August 2021 erlangten die Taliban schnell wieder die Kontrolle über das Land und proklamierten das Islamische Emirat Afghanistan. Dort regieren die Taliban totalitär und verüben noch deutlich massivere Menschenrechtsverletzungen. Unter ihnen gibt es viele willkürliche Festnahmen, Folter und Tötungen. Frauen werden unterdrückt, und die Meinungsfreiheit ist stark eingeschränkt. Im weltweiten Demokratieindex belegt Afghanistan seit 2021 jährlich mit Abstand den letzten Platz. Das Land ist von den mehr als vier Jahrzehnten Bürgerkrieg geprägt. Die humanitäre Lage in Afghanistan gilt als katastrophal. Viele Menschen in Afghanistan leben in großer Armut und leiden unter Hunger, so Wikipedia.
Freies Xinjiang könnte die Unfreiheit der vielen anderen Volksgruppen, die dort leben bedeuten. Freies Xinjiang könnte den Millionen Uiguren, die in den Küstengebieten Chinas gut bezahlte Arbeitsplätze gefunden haben, das Leben erschweren. Freies Xinjiang könnte ein Rückzugsbiet für die IS werden.
Völkische Konzepte führten bereits in zu vielen Ländern zu Millionen Todesopfern und unbeschreibliches Leid. Einen eigenen Weg versuchen zentralasiatische Staaten, wie Kasachstan oder Usbekistan zu schaffen, die eine harmonische Gesellschaft aufbauen möchten.
(C) ASIA MEDIA SERVICE, Dr. Thomas Kiefer
(C) Fotos: Georg Hassa / Thomas Kiefer
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