Gansu
Grüne Energie und IT

12. Mai 2025

Gansu (chinesisch 甘肃) ist mit 364.000 Quadratkilometern die siebtgrößte Provinz Chinas. Zum Vergleich: Mit 357.588 Quadratkilometern ist Deutschland etwas kleiner. Gansu umfasst Gebiete zwischen dem Hochland von Tibet, dem Lössplateau und dem Plateau der Inneren Mongolei. Sie wird im Süden vom Gelben Fluss durchquert und liegt teilweise in der Wüste Gobi. Die größte Stadt ist die Provinzhauptstadt Lanzhou, die sich am Gelben Fluss im Süden der Provinz befindet.

Grundlegende Umstrukturierung der Wirtschaft

Gansu gehört zu den weniger entwickelten Regionen Chinas. Bergbau ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. In den vergangenen Jahren machte die Provinz jedoch einen wirtschaftlichen Aufstieg und wird durch ihre im Vergleich zu den Küstenstädten niedrigen Lebenshaltungskosten auch für Facharbeiter attraktiv.

Noch im Jahr 2015 betrug das BIP pro Kopf lediglich 27.458 Yuan (4.134 US-Dollar / KKP: 7.906 US-Dollar) pro Jahr. Das Wohlstandsniveau in der Provinz betrug nur 51 Prozent des chinesischen Durchschnitts. Gansu war damit die ärmste Provinz des Landes. Sie ist wirtschaftliches Entwicklungsgebiet und wird von der Zentralregierung unterstützt.

Die Provinz ist reich an Bodenschätzen; 145 Mineralien wurden dort entdeckt. Sie verfügt außerdem über 94 Arten von Reserven, darunter Nickel, Kobalt, Platin, Selen, Gold und Iridium, und besitzt große Vorkommen an Erdöl, Erdgas, Chromit und Zink. Im Jahr 2024 stieg das BIP der Provinz im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Prozent auf 1,3 Billionen Yuan (180,21 Milliarden US-Dollar). Auch für Gansu gilt: Die Wirtschaft muss sich von einer CO2-intensiven Produktion verabschieden, neue Technologien sind gefragt. Besonders im Bereich grüne Energie hat die Provinz viel Potenzial, um das weitere Zukunftsbranchen entstehen.

Die Landwirtschaft produziert etwa ein Fünftel des BIP, beschäftigt jedoch drei Fünftel der Arbeitskräfte. Die wichtigsten Produkte sind Getreide wie Weizen, Mais, Hirse; Reis gedeiht aus klimatischen Gründen nicht. Daneben werden Gemüse, Kartoffeln und Hülsenfrüchte, speziell Sojabohnen, angebaut. Gansu ist auch ein wichtiger Produzent von Baumwolle, Nüssen, Tabak und Hanf. In der Viehzucht dominieren die Haltung von Ziegen, Schafen, Schweinen, Rindern, Pferden, Kamelen und Yaks, etwa 30 Prozent der Oberfläche werden als Viehweiden benutzt.

Die Industrie trägt etwa 45 Prozent zum BIP bei und beschäftigte dabei weniger als 20 Prozent der Arbeitnehmer. Noch dominieren der Abbau von Rohstoffen, die Schwerindustrie sowie das Baugewerbe, wobei diese Branchen zurzeit eine gewaltige Umbruchphase erleben.

Staatsbetriebe erwirtschaften etwa drei Viertel der Industrieproduktion. Bedeutende Industrieprodukte sind Baustoffe, petrochemische Produkte und Maschinen. Lanzhou ist das Zentrum der Industrie (Atomenergie, Ölverarbeitung, Wasserkraft), während Jiayuguan das Zentrum der Stahlherstellung Gansus ist.

Das Dienstleistungsgewerbe erwirtschaftete etwa 36 Prozent des BIP. Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind hier der Handel und Transport; Tourismus spielt eine immer wichtigere Rolle und ist zu einer der wichtigsten Einnahmequellen geworden.

Rohstoffreichtum

Ein großer Teil der Wirtschaft Gansus basiert auf dem Bergbau und der Gewinnung von Mineralien, insbesondere von Seltenen Erden. Die Provinz verfügt über bedeutende Vorkommen an Antimon, Chrom, Kohle, Kobalt , Kupfer, Fluorit, Gips, Iridium, Eisen, Blei, Kalkstein, Quecksilber, Mirabilit, Nickel, Rohöl, Platin, Troilit, Wolfram und Zink. Die Ölfelder von Yumen und Changqing gelten als bedeutsam. Gansu verfügt über die größten Nickelvorkommen Chinas und deckt über 90 Prozent der gesamten Nickelreserven des Landes ab. Bei der Bergbauindustrie ist in jüngster Zeit ein grundlegender Umbau zu sehen, da China eine kohlenstoffarme Wirtschaft anstrebt.

Grüne und kostengünstige Energie

Mit Wasserkraft war Gansu schon seit Jahren ein Vorreiter bei grünen Energien. Viel Sonne, Wind und riesige Wüstenflächen bieten viel Potenzial für grüne Energie. Das größte Sonnenwärmekraftwerk der Welt, die größten Windparks der Welt liegen in Gansu. Doch nicht nur die Größe zählt, sondern die Effizienz des Gesamtsystems, der Nutzen für die Menschen und die Wirtschaft. Zum einen entstehen mit KI optimierte Energieübertragungssysteme zu den Ballungsgebieten und Industriezentren an Chinas Ostküste. Die preisgünstige Energie nutzt jedoch auch die Industrie vor Ort zur Umsteuerung in eine CO2-freie Produktion. Zudem siedeln sich in Gansu energieintensive Industrien an, welche von günstigen Preisen für grünen Strom angelockt werden.

Effiziente und sichere Stromtrassen

Doch die Provinz erzeugt viel mehr Energie, als sie selbst verbraucht. Bis Ende März 2024 erreichten Gansus Stromexporte einen Rekordwert von 16,17 Milliarden Kilowattstunden, ein Anstieg von 29,10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Exporte neuer Energien stiegen um 71,55 Prozent auf 8,84 Milliarden Kilowattstunden und machten damit einen deutlich größeren Anteil aus.

Mehr und effizientere Übertragungssysteme für den Stromexport sind notwendig. In der nordwestlichen Provinz Gansu wurde das erste in ein 750-kV-Umspannwerk integrierte drahtlose Privatnetz für Breitband und Schmalband in Betrieb genommen. Das private Netzwerk im 750-kV-Umspannwerk Xizhou des Landkreises Lintao soll den Zugang und den Betrieb von IoT-Terminals (Internet of Things, Internet der Dinge) und intelligenten Geräten erleichtern. Es wird als „spezieller Hochgeschwindigkeitskanal“ die Datenübertragung für die intelligenten Terminals vor Ort übernehmen.

Darüber hinaus kann das Netzwerk mit intelligenten Geräten wie mobilen Überwachungskameras und Inspektionsrobotern verbunden werden, wodurch die synchronisierte Datenübertragung von drahtlosen Geräten wie Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren sowie Wassersensoren realisiert wird. Als Teil des chinesischen Stromübertragungsprogramms von West nach Ost ist das 750-kV-Umspannwerk Xizhou ein wichtiges Verbindungsglied zwischen Qinghai und Gansu.

Leistungsfähigstes Sonnenwärmekraftwerk der Welt

Vergangenes Jahr wurde in China das größte Solarkraftwerk der Welt aus 5,26 Millionen Modulen in Betrieb genommen. Laut einem Bericht des "China Global Television Network (CGTN)" baut China aktuell zudem das global erste Sonnenwärmekraftwerk. Im Gegensatz zu Photovoltaik-Anlagen, die Sonnenlicht in Strom umwandeln, nutzt die neue Anlage in China das Sonnenlicht zur Produktion von Wärme.

Es besteht aus zwei 200 Meter hohen Türmen und 30.000 Spiegeln. Die Spiegel bündeln und reflektieren das Sonnenlicht auf die Türme. Berechnungen zeigen, dass die neue Anlage in China jährlich rund 1.800 Gigawattstunden (GWh) Energie erzeugen kann.

Die Spiegel des Sonnenwärmekraftwerks, die in Fachkreisen als Heliostaten bezeichnet werden, sind kreisförmig um die beiden Türme angeordnet und werden durch Motoren automatisch so ausgerichtet, dass sie zu jeder Tageszeit die einfallenden Sonnenstrahlen optimal auf den Absorber auf der Spitze der Türme umlenken. Insgesamt nehmen die Heliostaten des Kraftwerks in der nordwestlichen Provinz Gansu eine Fläche von 800.000 Quadratmetern ein. Dies entspricht rund 112 Fußballfeldern.

Größter Windpark der Welt

Mit einer Leistung von 20 Gigawatt ist die neue Windparkanlage in Gansu die größte der Welt, mit über 7.000 Windturbinen auf einer Fläche von 39.000 Quadratkilometern. Zum Vergleich. Im größten Windpark Deutschlands, dem Offshore-Windpark „He Dreiht“, finden sich lediglich 64 mit einer Leistung von 960 Megawatt.

Dies ist nicht die einzige Windparkanlage. Weitere sind im Bau sowie in der Planung. Doch gleichzeitig müssen die Stromübertragungssysteme ausgebaut und noch mehr energieintensive Industrien angesiedelt werden.

Digitalwirtschaft

Für energieintensive Rechenzentren ist Gansu ein besonders guter Standort. Im Jahr 2021 hat China das Projekt „Ost-Daten, West-Computing“ ins Leben gerufen, wobei der Rechenbedarf verschiedener Branchen im Osten Chinas, wie Datenverarbeitung, Berechnung und Speicherung, dank eines neuartigen Rechennetzsystems in die westlichen Regionen des Landes verlagert wird.

Im Rahmen dieses Projekts hat die nordwestchinesische Provinz Gansu in den letzten Jahren ihre Digitalindustrie gefördert, wobei entsprechende Unternehmen neu gegründet wurden. Gleichzeitig wird die Industriekette aufgebaut und ausgebaut. Bis Ende vorletzten Jahres sind 31.000 Standardracks im Cluster der Datenzentren Qingyang – dem Knotenpunkt des nationalen integrierten Rechennetzes in Gansu – fertiggestellt und in Betrieb genommen worden.

Die Stadt Qingyang hat mehr als 300 Unternehmen der digitalen Wirtschaft zur Ansiedlung angezogen. Mehr als die Hälfte der Marktführer chinesischer Unternehmen für künstliche Intelligenz haben sich in diesem Gebiet niedergelassen. Zu diesem Zweck befindet sich der Industriepark des Projekts „Ost-Daten, West-Computing“ mit einer Fläche von 17.000 Hektar im Bau.


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