29. April 2025
Anhui grenzt im Osten an Jiangsu und Zhejiang , im Süden an Jiangxi, im Westen an Hubei und Henan und im Norden an Shandong. Ihre Provinzhauptstadt und größte Stadt ist Hefei. Mit 61 Millionen Einwohnern ist Anhui die neuntbevölkerungsreichste Provinz Chinas. Sie ist dank der neuen einmaligen Infrastruktur nicht mehr eine abgelegene Binnenprovinz. So dauert die schnellste Zug-Verbindung von der Provinzhauptstadt Hefei zu dem etwa 470 Kilometer entfernten Shanghai zur nur noch 1 Stunde und 54 Minuten.
Durch die überwiegend landwirtschaftlich geprägte Wirtschaft galt Anhui bis 1949 als rückständigste Provinz Ostchinas. Inzwischen hat sie sich jedoch zu einem Zentrum der Schwerindustrie, vor allem der Automobilindustrie um den Hersteller Chery, Nio oder Volkswagen entwickelt.
Anhui, einst bekannt für seine Kohle-, Getreide- und Stahlproduktion, hat einen bedeutenden Wandel vollzogen. Sie hat sich von einer traditionellen Agrarprovinz zu einem Zentrum des verarbeitenden Gewerbes gewandelt und sich von einer Basis für Energie und Rohstoffe zu einem Zentrum für aufstrebende Industrien entwickelt. Die Provinz ist nun bestrebt, sich als führende Kraft im verarbeitenden Gewerbe zu etablieren. Aufstrebende Industrien wie Halbleiter, Display-Technologien, Elektrofahrzeuge und intelligente Technologien nehmen an Umfang zu, während zukunftsorientierte Sektoren wie die Wirtschaft in geringer Höhe und die Quanteninformation ebenfalls an Zugkraft gewinnen. Das verarbeitende Gewerbe in Anhui entwickelt sich weiter und verändert die Außenwahrnehmung.
Im Jahr 2022 hatte sich die wirtschaftliche Position Anhuis nach offiziellen Angaben stark verbessert. In Bezug auf das Pro-Kopf-BIP lag Anhui mit 73.603 Yuan auf Platz 10 der 22 Provinzen Chinas (86 Prozent des nationalen Durchschnitts von 85.698 Yuan).
Anhui setzt bei seiner Entwicklung auf internationale Kooperationen. Yang Guangrong, stellvertretender Direktor des Ständigen Ausschusses des Volkskongresses von Anhui, sagte, dass sich die World Manufacturing Convention in Anhui zu einer wichtigen globalen Plattform des industriellen Austauschs entwickelt habe. Bisher seien über 4.300 Projekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 1,2 Billionen Yuan RMB (1.435,8 Milliarden Euro) unterzeichnet worden. In den vergangenen Jahren habe Anhui die neue Industrialisierung stark vorangetrieben und 2024 ein Bruttoinlandsprodukt von über 5 Billionen Yuan RMB erwirtschaftet.
Anhui setzt auf grüne Zukunftstechnologien
Im ersten Halbjahr 2025 erreichte die Kfz-Produktion in Anhui über 1,49 Mio. Einheiten, die Fertigung von Fahrzeugen der Neuen Energie über 730.000 Einheiten. Nahezu 10 Prozent der weltweiten Bildschirmpanels, rund 8 Prozent der Industrieroboter, 15 Prozent der Haushaltsgeräte und 20 Prozent der Photovoltaik-Module tragen den Stempel „Hergestellt in Anhui". Unternehmen wie iFLYTEK bringen das „Lingyang"-Industrie-Großmodell sowie die „Spark"-Entwicklungsplattform für automobile intelligente Agenten hervor – ein sichtbarer Ausdruck der tiefen Verzahnung von Künstlicher Intelligenz und Fertigungsindustrie.
Das „Hefei-Modell“
Staatliche Institutionen uns staatliche Unternehmen haben in Anhui einen großen Stellenwert. Diese wurden in den vergangenen Jahren grundlegend umorganisiert und sollen eher wie Start-Ups zukunftsmärkte erschließen. Sie beteiligen sich jedoch auch an Firmenneugründungen. Das „Hefei-Modell“ basiert auf einem einfachen, aber wirkungsvollen Prinzip: Die Stadt agiert wie ein Venture-Capital-Fonds. Statt Subventionen wahllos zu verteilen, beteiligt sich die lokale Regierung gezielt an Unternehmen mit Potenzial – und steigt mit Gewinn wieder aus, sobald die Firmen auf eigenen Beinen stehen.
Was Hefei von vielen anderen chinesischen Städten unterscheidet, ist die aktive Rolle der Regierung als Investor. Statt zentralistisch von Peking aus gelenkt zu werden, entscheidet die lokale Verwaltung eigenständig, in welche Unternehmen sie investiert. Dieser pragmatische Ansatz hat sich in mehreren Industrien bewährt, so die Provinzregierung.
Im Bereich Elektromobilität setzte Hefei früh auf die richtige Strategie. Neben NIO siedelten sich zahlreiche Zulieferer und Batteriehersteller an, sodass die Stadt heute ein wichtiger Standort für Chinas EV-Industrie ist. Auch in der Halbleiter- und KI-Forschung mischt Hefei mittlerweile mit. Die Stadt investiert gezielt in Zukunftstechnologien und zieht dadurch Technologiefirmen an, die den Innovationsstandort weiter stärken. Ähnlich ambitioniert ist die Stadt in der Biotechnologie: In den letzten Jahren wurden gezielt Unternehmen aus der Medizintechnik gefördert, um eine neue Wachstumsbranche aufzubauen.
Hefei verdoppelt seine Wirtschaftsleistung alle 10 Jahre
Dass dieser Ansatz funktioniert, zeigen die Wirtschaftsdaten. Hefeis Bruttosozialprodukt wuchs 2024 um 6,1 Prozent und lag damit 1,1 Prozentpunkte über dem nationalen Durchschnitt. Die Wirtschaftsleistung der Stadt erreichte 1,35 Billionen Yuan (rund 171 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Vor 20 Jahren war das BIP noch 26-mal niedriger.
Besonders bemerkenswert ist, dass Hefei dieses Wachstum nicht durch übermäßige Staatsverschuldung finanziert hat. Die Investitionen der Stadt werden strategisch getätigt und in vielen Fällen mit hohen Gewinnen wieder abgestoßen. Der Staat ist hier nicht nur Förderer, sondern ein aktiver Player, der langfristig an einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung interessiert ist.
Hefei zeigt neuen Kurs für Investoren
Für westliche Unternehmen, insbesondere in der Automobilindustrie, birgt das Hefei-Modell eine wichtige Botschaft: Wer in China erfolgreich sein will, muss die lokalen Dynamiken verstehen. Die alte Strategie, sich auf staatliche Vorgaben aus Peking zu verlassen, greift nicht mehr – stattdessen sind es Städte wie Hefei, die die Zukunft gestalten. Die Unternehmen müssen sich intensiver mit regionalen Partnerschaften auseinandersetzen, flexibler auf Marktveränderungen reagieren und selbst stärker in lokale Innovationsökosysteme investieren.
Hefei zeigt, dass wirtschaftlicher Erfolg in China nicht nur von zentralen Vorgaben abhängt, sondern von geschickten Entscheidungen auf lokaler Ebene. Und vielleicht ist genau das die größte Herausforderung für westliche Unternehmen: die neuen Spielregeln in einem Markt zu verstehen, der längst nicht mehr nur aus einer großen Planwirtschaft besteht – sondern aus vielen kleinen, hochdynamischen Wirtschaftszentren. China hat schließlich mehr als dreimal so viel Einwohner als die EU. Durch den wirtschaftlichen Aufstieg haben die Regionen innerhalb des Landes teilweise eine größere Selbstständigkeit als Länder innerhalb der EU.
Wichtige wirtschaftliche und technologische Entwicklungszonen
Auch in Anhui bündelt die Regierung technologische und wirtschaftliche Aktivitäten in High-Tech-Parks.
Hefei Wirtschafts- und Technologieentwicklungszone
Die Hefei Economic and Technological Development Zone liegt im Südwesten von Hefei und wurde 1993 gegründet. Sie befindet sich in der Nähe des internationalen Flughafens Hefei Luogang.
Hefei Hi-Tech Industrieentwicklungszone
Die Hefei High-Tech Industrial Development Zone wurde im Oktober 1990 gegründet und im März 1991 vom Staatsrat als staatliche Entwicklungszone anerkannt. 1997 wurde die Entwicklungszone als APEC Science and Technology Industrial Park anerkannt und steht den APEC- und EU-Mitgliedern offen. Im Jahr 2000 wurde der Hefei High Tech Park zudem als nationale High-Tech-Exportbasis anerkannt und erhielt 2003 im Rahmen des Torch-Programms den Titel einer Advanced High Tech Zone. Bislang haben sich mehr als 100 High-Tech-Unternehmen in der Zone niedergelassen. Zu den geförderten Branchen gehören die chemische Produktion und Verarbeitung, die Montage und Herstellung von Elektronik, Instrumente und Industrieausrüstung, medizinische Geräte und Telekommunikation.
Wirtschafts- und Technologieentwicklungszone Wuhu
Die 1993 gegründete Wuhu Economic and Technological Development Zone war die erste staatliche Entwicklungszone in Anhui, die von der Zentralregierung genehmigt wurde. Sie nutzte die verkehrstechnischen Vorteile des Jangtse-Deltas bei Wuhu .
Wuhu Exportverarbeitungszone
Die Wuhu Export Processing Zone wurde als Exportverarbeitungszone auf nationaler Ebene mit einer geplanten Gesamtfläche von 2,95 km 2 (1,14 Quadratmeilen) genehmigt.
Partnerschaft von Niedersachsen mit der Provinz Anhui
Die Partnerschaft zwischen dem Land Niedersachsen und der Provinz Anhui besteht seit 1984 und ist damit die älteste Partnerschaft eines deutschen Bundeslandes mit einer Provinz der Volksrepublik China. Im Rahmen der partnerschaftlichen Zusammenarbeit werden Projekte in verschiedenen Bereichen durchgeführt. Aktuelle Schwerpunktthemen sind die Hochschulzusammenarbeit, die berufliche Bildung, die Automobilwirtschaft sowie die Umwelttechnologie.
Hochschulen beider Seiten tauschen sich regelmäßig zu anwendungsorientierter Wissenschaft (nachhaltige Landnutzung, Schutz natürlicher Ressourcen) aus. Durch Investitionen niedersächsischer Unternehmen wird die berufliche Bildung in Anhui unterstützt. Von dem interkulturellen Lernen profitieren auch die Berufsbildenden Schulen in Niedersachsen.
Zahlreiche niedersächsische Unternehmen wie die Volkswagen AG, die Continental AG, die Sievert AG, die KWS AG und die Hellmann Gruppe haben sich in der Partnerprovinz Anhui angesiedelt. Die Continental AG bietet gemeinsam mit der Universität Hefei seit 2017 ein duales Ausbildungssystem an. Darüber hinaus ist mit der Vereinbarung eines Joint Ventures zwischen der Volkswagen AG und dem chinesischen Automobilhersteller Anhui Jianghuai Automobile (JAC) die Basis für eine intensive Kooperation geschaffen.
Links
Entwicklung aufstrebender Branchen treibt im chinesischen Anhui die hochwertige Entwicklung der Wirtschaft voran
Die Entwicklung von Anhui: Landwirtschaftliches Kernland wird zum Tech-Powerhouse
Niedersachsen. Partnerschaft mit der Provinz Anhui (VR China)
ASIA MEDIA SERVICE, Dr. Thomas Kiefer
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