Neue Wirtschaftsinitiativen in Zentralchina: Gansu 甘肃

Grüne Energie, Rohstoffe und internationale Logistikverbindungen

 
2. April 2025

Gansu ist mit einer Fläche von 364.000 Quadratkilometern die siebtgrößte Provinz Chinas. Sie umfasst Gebiete zwischen dem Hochland von Tibet, dem Lössplateau und dem Plateau der Inneren Mongolei. Sie wird im Süden vom Gelben Fluss durchquert und liegt teilweise in der Wüste Gobi. Mit 27,7 Millionen Einwohnern ist Gansu recht dünn besiedelt.

In der Geschichte hat Gansu als Herkunftsort der Qin-Dynastie und als Standort zahlreicher Orte der Seidenstraße eine besondere Bedeutung. Die Orte der historischen Seidenstraße und der früheren chinesischen Grenzbefestigungen gegen Zentralasien gehören heute zu den touristischen Anziehungspunkten Gansus.

Hohes Wirtschaftswachstum

Gansu ist eine der weniger entwickelten Provinzen Chinas. Die wirtschaftlichen Wachstumsraten liegen jedoch über dem Landesdurchschnitt und Gansu holt auf. Die Provinz Gansu verfügt über reiche Vorkommen an Bodenschätzen und Bergbau ist eine wichtige Säule der Wirtschaft. Hier erfolgt eine umfassende Modernisierung. Grüner Bergbau, vernetzte Digitalisierung und Effizienz sind dabei die Schlagworte.

Bis 2014 trug der Industriesektor am meisten zur Wirtschaft Gansus bei. Die wichtigsten Industriezweige sind Petrochemie, Nichteisenmetallurgie, Maschinenbau und Elektronik. Die Provinz ist zudem ein wichtiger Standort für Wind- und Solarenergie. Aufgrund der Umweltschutzpolitik wächst der Industriesektor nicht mehr. Auch hier zählen Umweltverträglichkeit und Effizienz mehr als die reinen Wachstumszahlen. Die neuen Investitionen sollen sich auf fünf Kernindustrien konzentrieren: erneuerbare Energien, Kohle, Chemie, Nichteisenmetalle, Pharmazeutika und Dienstleistungen.

Rohstoffreichtum

Ein großer Teil der Wirtschaft Gansus basiert auf dem Bergbau und der Gewinnung von Mineralien, insbesondere von Seltenen Erden. Die Provinz verfügt über bedeutende Vorkommen an Antimon, Chrom, Kohle, Kobalt , Kupfer, Fluorit, Gips , Iridium, Eisen, Blei, Kalkstein, Quecksilber, Mirabilit, Nickel, Rohöl, Platin, Troilit, Wolfram und Zink. Die Ölfelder von Yumen und Changqing gelten als bedeutsam. Gansu verfügt über die größten Nickelvorkommen Chinas und deckt über 90 Prozent der gesamten Nickelreserven des Landes ab.

Wirtschafts- und Technologieentwicklungszonen

In Gansu befinden sich folgende Wirtschafts- und Technologiezonen:

- Die Nationale Wirtschafts- und Technologieentwicklungszone Lanzhou wurde 1993 im Zentrum des Bezirks Lanzhou Anning gegründet. Die geplante Fläche der Zone beträgt 9,53 km² . 17 Hochschulen, 11 Forschungseinrichtungen, 21 große und mittelständische Unternehmen sowie 1735 weitere Unternehmen haben sich in der Zone angesiedelt. Zu den wichtigsten Industriezweigen zählen Textilfabriken, Gummi- und Düngemittelfabriken, Ölraffinerien, Petrochemie, Maschinenbau und Metallurgie.

- Die Lanzhou New & Hi-Tech Industrial Development Zone, eine der ersten 27 nationalen Hightech-Industriezonen, wurde 1998 mit einer Fläche von über 10 km² gegründet . Sie soll um weitere 19 km² (7,3 Quadratmeilen) erweitert werden . Die Zone konzentriert sich hauptsächlich auf Biotechnologie, chemische Industrie, Baumaterialien und Informationstechnologie.

- In den letzten Jahren wurden in der Lanzhou New Area 1.080 hochwertige Industrieprojekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 528 Milliarden Yuan (etwa 72,8 Milliarden US-Dollar) eingeführt, und die jährliche Wachstumsrate der industriellen Wertschöpfung lag weiterhin bei über 50 Prozent. Von 2011 bis 2023 ist das regionale Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Lanzhou New Area von weniger als 500 Millionen Yuan (etwa 69 Millionen US-Dollar) auf 37,5 Milliarden Yuan (etwa 5,2 Milliarden US-Dollar) gestiegen.

Grüne und kostengünstige Energie

Mit Wasserkraft war Gansu schon seit Jahren ein Vorreiter bei grünen Energien. Viel Sonne, Wind und riesige Wüstenflächen bieten viel Potential für grüne Energie. Das größte Sonnenwärmekraftwerk der Welt, die größten Windparks der Welt liegen in Gansu. Doch nicht nur die Größe zählt, sondern die Effizienz des Gesamtsystems, der Nutzen für die Menschen und die Wirtschaft. Zum einen entstehen mit KI optimierte Energieübertragungssysteme zu den Ballungsgebieten und Industriezentren an Chinas Ostküste. Die preisgünstige Energie nutzt jedoch auch die Industrie vor Ort zur Umsteuerung in eine CO2-freie Produktion. Zudem siedeln sich in Gansu energieintensive Industrien an, welche von günstigen Preisen für grünen Strom angelockt werden.

Effiziente und sichere Stromtrassen

Doch die Provinz erzeugt viel mehr Energie als sie selbst verbraucht. Mehr und effizientere Übertragungssysteme für den Stromexport sind notwendig. In der nordwestlichen Provinz Gansu wurde das erste in ein 750-kV-Umspannwerk integrierte drahtlose Privatnetz für Breitband und Schmalband in Betrieb genommen. Das private Netzwerk im 750-kV-Umspannwerk Xizhou des Landkreises Lintao soll den Zugang und den Betrieb von IoT-Wahrnehmungsterminals (Internet of Things, Internet der Dinge) und intelligenten Geräten erleichtern. Es wird als „spezieller Hochgeschwindigkeitskanal“ die Datenübertragung für die intelligenten Terminals vor Ort übernehmen.
Darüber hinaus kann das Netzwerk mit intelligenten Geräten wie mobilen Überwachungskameras und Inspektionsrobotern verbunden werden, wodurch die synchronisierte Datenübertragung von drahtlosen Geräten wie Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren sowie Wassersensoren realisiert wird. Als Teil des chinesischen Stromübertragungsprogramms von West nach Ost ist das 750-kV-Umspannwerk Xizhou ein wichtiges Verbindungsglied zwischen Qinghai und Gansu.

Leistungsfähigstes Sonnenwärmekraftwerk der Welt 

Vergangenes Jahr wurde in China das größte Solarkraftwerk der Welt aus 5,26 Millionen Modulen in Betrieb genommen. Laut einem Bericht des China Global Television Network (CGTN) baut China aktuell zudem das global erste Sonnenwärmekraftwerk. Im Gegensatz zu Photovoltaik-Anlagen, die Sonnenlicht in Strom umwandeln, nutzt die neue Anlage in China das Sonnenlicht zur Produktion von Wärme.

Es besteht aus zwei 200 Meter hohen Türmen und 30.000 Spiegeln. Die Spiegel bündeln und reflektieren das Sonnenlicht auf die Türme. Berechnungen zeigen, dass die neue Anlage in China jährlich rund 1.800 Gigawattstunden (GWh) Energie erzeugen kann.

Die Spiegel des Sonnenwärmekraftwerks, die in Fachkreisen als Heliostaten bezeichnet werden, sind kreisförmig um die beiden Türme angeordnet und werden durch Motoren automatisch so ausgerichtet, dass sie zu jeder Tageszeit die einfallenden Sonnenstrahlen optimal auf den Absorber auf der Spitze der Türme umlenken. Insgesamt nehmen die Heliostaten des Kraftwerks in der nordwestlichen Provinz Gansu eine Fläche von 800.000 Quadratmetern ein. Dies entspricht rund 112 Fußballfeldern.

Größter Windpark der Welt

Mit einer Leistung von 20 Gigawatt ist die neue Windparkanlage in Gansu die größte der Welt, mit über 7.000 Windturbinen auf einer Fläche von 39.000 Quadratkilometern. Zum Vergleich. Im größten Windpark Deutschlands, dem Offshore-Windpark „He Dreiht“, finden sich lediglich 64 mit einer Leistung von 960 Megawatt.

Dies ist nicht die einzige Windparkanlage. Weitere sind im Bau sowie in der Planung. Doch gleichzeitig müssen die Stromübertragungssysteme ausgebaut werden oder noch mehr energieintensive Industrien angesiedelt werden.

Digitalwirtschaft

Für energieintensive Rechenzentren ist Gansu ein besonders guter Standort. Im Jahr 2021 hat China das Projekt „Ost-Daten, West-Computing“ ins Leben gerufen, wobei der Rechenbedarf verschiedener Branchen im Osten Chinas, wie Datenverarbeitung, Berechnung und Speicherung, dank eines neuartigen Rechennetzsystems in die westlichen Regionen des Landes verlagert wird.
Im Rahmen dieses Projekts hat die nordwestchinesische Provinz Gansu in den letzten Jahren ihre Digitalindustrie gefördert, wobei entsprechende Unternehmen neu gegründet wurden. Gleichzeitig wird auch die Industriekette aufgebaut, erweitert und ausgebaut. Bis Ende vorletzten Jahres sind 31.000 Standardracks im Cluster der Datenzentren Qingyang – dem Knotenpunkt des nationalen integrierten Rechennetzes in Gansu – fertiggestellt und in Betrieb genommen worden.

Die Stadt Qingyang hat mehr als 300 Unternehmen der digitalen Wirtschaft zur Ansiedlung angezogen. Mehr als die Hälfte der Marktführer chinesischer Unternehmen für künstliche Intelligenz haben sich in diesem Gebiet niedergelassen. Zu diesem Zweck befindet sich der Industriepark des Projekts „Ost-Daten, West-Computing“ mit einer Fläche von 17.000 Hektar im Bau.

Seidenstraßen-Knotenpunkt

Gansu ist nicht nur ein Highlight der touristischen historischen Seidenstraße , sondern auch ein Knotenpunkt der neuen Eisernen Seidenstraße. Züge verbinden Gansu mit den eurasischen Nachbarländern und Europa. Neue hochwertige Güter nutzen diese Verbindungen. Ein Zug mit 261 Fahrzeugen verließ Anfang des Jahres erstmals Lanzhou in Richtung Almaty in Kasachstan und markierte damit den Beginn eines Autoexport-Logistikzentrums. Der Zug verkehrt über den Hafen von Horgos in der Uigurischen Autonomen Region Xinjiang und braucht etwa zwölf Tage bis Almaty in Kasachstan.

Das Logistik-Vertriebszentrum werde ein Knotenpunkt für Fahrzeuge sein, die in ganz China hergestellt und über China-Europa-Güterzüge exportiert werden, sagte Zhang Zheng, Beamter des Internationalen Umschlagbahnhofs Lanzhou. Zhang sagte, der Bau des Zentrums werde dazu beitragen, dass sich Dienstleistungsunternehmen ansiedeln und ein komplettes Lieferkettensystem für den Automobilexport und die Abholung von Fahrzeugen aus anderen Provinzen Chinas und deren Transport aufbauen.

Der internationale Umschlagbahnhof Lanzhou ist ein wichtiger internationaler Logistikknotenpunkt für die Zusammenarbeit im Rahmen der „Belt and Road“-Initiative (BRI). In den letzten Jahren hat er die Chance des Automobilexports genutzt und eine ausgereifte, vollstufige Kfz-Dienstleistungskette aufgebaut, die Fahrzeuginspektion, Zollerklärung, Logistik und Transport umfasst, so „People´s Daily“.

Links

Gansu

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