China größte ausländische Ausstellernation auf der IAA-Transportation

 
23. September 2024

IAA-Transportation Hannover 17. – 22. September 2024

In Hannover war China mit 420 Ausstellern die größte ausländische Ausstellernation der IAA-Transportation. Doch standen die chinesischen Konzerne nicht unbedingt im Mittelpunkt des Publikumsinteresses und der Medienberichte. Mittelfristig könnten sie aber zu einer großen Herausforderung für die etablierten europäischen Hersteller werden, vor allem auf Drittmärkten.

Deutsche Nutzfahrzeug-Hersteller stehen gut da

Die deutschen Lkw-Hersteller haben ihre Hausaufgaben gemacht und leistungsfähige neue Modelle mit alternativen Antrieben auf den Markt gebracht, lobte VDA-Präsidentin Hildegard Müller bei der Eröffnung der IAA Mobility. Hier bestehe im Unterschied zur Pkw-Branche weniger ein Entwicklungsvorsprung chinesischer Konzerne.
VDA-Präsidentin Hildegard Müller betonte: „Die IAA TRANSPORTATION hat eindrucksvoll gezeigt, dass unsere Branche den Wandel hin zu klimaneutralen und digitalen Lösungen aktiv mit Investitionen und Innovationen vorantreibt, dass wir die Produkte für die vielfältigen Herausforderungen bereits entwickelt und zur Serienreife gebracht haben."
Gleichzeitig wurde in Hannover deutlich: „Das größte Hindernis für einen schnellen, erfolgreichen und flächendeckenden Hochlauf klimaneutraler Antriebe ist die dafür notwendige Infrastruktur – das gilt insbesondere für die Ladeinfrastruktur und den vorauseilenden Netzausbau, genauso auch für Wasserstofftankstellen. Alle relevanten Akteure müssen nun in die Pflicht genommen werden, ein klarer Fahrplan mit regelmäßigem Monitoring und entsprechenden Nachbesserungsmöglichkeiten etabliert werden. Um hier entscheidend voranzukommen, müssen Berlin und Brüssel nun eine Infrastruktur-Offensive ausarbeiten und schnellstmöglich umsetzen."

Chinesische Hersteller holen schnell auf

Doch chinesische Produzenten haben sich in kurzer Zeit gut aufgestellt, vor allem dank ihres Zugangs zu sehr guter Batterietechnologie, so Christian Levin, Chef der Volkswagen-Truckholding Traton. "Wenn man das hochrechnet und sich Lastkraftwagen ansieht, kann man sich eine ähnliche Entwicklung vorstellen." Besonders mit der neuesten digitalen Technologie, smarten, über die gesamte Nutzungsdauer vernetzten Fahrzeugen holen chinesische Konzerne schnell auf.

Technologieaustausch nutzt allen

Mats Harborn, Chinachef von Traton, sagte auf dem IAA China Tag, dass sein Konzern jedoch von einem gegenseitigen Technologieaustausch mit China profitiere: „Besonders bei der Digitalisierung der Produktion und der Vernetzung der Fahrzeuge können wir von China lernen.“ Die VW-/Traton-Marke Scania baut derzeit in China ein eigenes Lkw-Werk, womit die Schweden die erste eigenständige Fertigung von Lkw eines ausländischen Herstellers in der Volksrepublik hätten.

SuperPanther produziert in Österreich

Die chinesischen Konzerne setzen ebenfalls auf Kooperationen. SuperPanther vereinbarte eine Partnerschaft mit Steyr Automotive und möchte in Oberösterreich produzieren. Das erste Fahrzeug dieser Zusammenarbeit, der eTopas 600, ist eine elektrische Sattelzugmaschine, die speziell für den europäischen Markt entwickelt wurde und 2025 auf den Markt kommen soll. Mit der DHL Group vereinbarte SuperPanther auf der IAA eine Kooperation und möchte damit in das Großkundengeschäft einsteigen.

Maxus setzt auf Europa

Die Nutzfahrzeugmarke von SAIC, Maxus, bringt Ende des Jahres einen elektrischen Pick-up nach Europa. Der eTerron9 feierte in Hannover seine Weltpremiere. Er verfügt über einen Doppelmotor-Allradantrieb mit 325 kW/442 PS, der von einer 102 kWh großen LFP-Batterie mit Strom versorgt wird. Die Reichweite ist mit 430 Kilometern angegeben. Der eTerron9 ist das erste Modell seiner Art im mittleren Segment auf dem europäischen Markt. „Europa spielt eine zentrale Rolle für Maxus und den SAIC-Konzern. Nach dem erfolgreichen Start in einer der anspruchsvollsten Regionen der Welt gehen wir nun in die Offensive. Mit weiteren neuen Modellen wollen wir unsere Vorreiterrolle bei nachhaltiger und emissionsfreier Mobilität ausbauen“, erklärt Utz Rachner, Country Manager Deutschland bei SAIC Maxus Europe.

JAC-Motors zeigt Preisbrecher JAC M3EV

JAC-Motors, wie SAIC ebenfalls ein VW-Partner, stellte auf der IAA Transportation drei speziell für den europäischen Markt entworfene vollelektrische Fahrzeuge vor. Der Konzern aus Hefei möchte insbesondere mit dem Preisbrecher JAC M3EV und den elektrisch angetriebenen Lkw N75EV punkten.

Wuzheng präsentiert Feidi Motors

FEIDI Motors ist eine Nutzfahrzeugmarke unter dem Dach der Wuzheng Group. Neu nach Europa kommt ein rein elektrisches leichtes Nutzfahrzeug (e-LCV) Fedi Enter. In Hannover war auch der FEIDI EW5, ein vollelektrischer Lkw in der Fahrzeugkategorie N2, sowie den 3MX, ein rein elektrischer Kleintransporter zu sehen.

Wenny Jiang, die CEO der Wuzheng Group, betonte bei der Produktvorstellungdie langjährige Geschichte des Unternehmens in der Fahrzeugproduktion seit 1961 und den Fokus auf Nachhaltigkeit. Jiang hob hervor, dass Feidi Motors das einzige Unternehmen der Welt ist, das eine vollständige Palette von Transportprodukten anbietet, die alles von Traktoren bis hin zu elektrischen leichten Nutzfahrzeugen umfasst. Sie erklärte: „Nachhaltigkeit ist ein globales Problem, das kleine Städte ebenso betrifft wie große. Wir müssen Produkte liefern, die auch wirtschaftlich sinnvoll für unsere Kunden sind.“

Der Feidi Enter ist ein kompakter und effizienter Elektro-Van, der für die städtische Lieferung konzipiert ist und innovative Designelemente wie eine Heckklappe mit 270-Grad-Öffnung und eine Ladekapazität von bis zu 6 Kubikmetern aufweist. Auch der EW5-Leichtlastwagens und das vielseitige Modell 3MX, zielen darauf ab, nachhaltigen gewerblichen Transport zu fördern, so Jiang.

Smith Thepvongs, der Direktor für Forschung und Entwicklung bei Feidi, lobte die Ingenieur- und Designanstrengungen hinter dem Feidi Enter, die die Zusammenarbeit mit Teams aus mehreren Ländern, darunter Deutschland, Spanien, das Vereinigte Königreich und die USA, umfassten. Thepvongs betonte das Engagement, die Kundenbedürfnisse zu erfüllen und den Erfolg mit zukünftigen Händlern und Partnern in Europa sicherzustellen. Er wies auf die fortschrittlichen Sicherheitsmerkmale des EW5-Leichtlastwagens und das innovative Design des 3MX hin, dass das weltweit erste elektronische Roll-Over-Minderungssystem in seiner Kategorie umfasst.

Das Unternehmen freut sich auf die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern, Lieferanten und Kollegen in ganz Europa, um elektrische Fahrzeuge für alle zugänglich und praktisch zu machen. Feidi Motors ist bereit, einen bedeutenden Einfluss auf den europäischen Markt auszuüben und sein Engagement zu verstärken, nachhaltige Transportlösungen anzubieten, die sowohl umweltfreundlich als auch wirtschaftlich tragfähig sind, so eine Unternehmensinformation.

Weltpremiere des BYD-Elektrotransporters

BYD stellt auf der IAA Transportation als Weltpremiere einen neuen großen Elektrotransporter in der Klasse von 3,5 bis 4,25 Tonnen vor. Der speziell auf den europäischen Markt und Lieferdienste zugeschnittene Kastenwagen setzt auf reichlich Stauraum. Zentrales Bedienelement und Infozentrale ist ein großer Touchscreen mit Split-Screen-Technik mittig auf der Armaturentafel. Dieser bietet Internetzugang, Sprachsteuerung, bindet Smartphones per Apple CarPlay und Android Auto ein und lässt sich online aktualisieren.

Dongfeng, Sinotruk, Shacmoto, Weichai

Dongfeng (Ostwind), zeitweise größter Lkw-Hersteller der Welt aus dem zentralchinesischen Wuhan, möchte in Deutschland zunächst mit Pkw starten. Shandong Heavy Industry, zu der außer Dongfeng unter anderem der MAN-Partner Sinotruk, Linde Hydraulics und der Dieselmotor-Konzern Weichai-Power gehören, stellte eine breite Produktpalette seiner Marken aus. Weichai präsentierte vor Kurzem den effektivsten Dieselmotor der Welt. Auch in dieser Entwicklung steckt deutsche Technologie – von Bosch.

Sinotruk - „Zero to Hero“

China National Heavy Duty Truck Group Corporation (Sinotruk) stellte unter dem Motto „Zero to Hero“ sieben energieeffiziente Modelle vor. Der neue Yellow River mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor und einem Luftwiderstandskoeffizienten von 0,286 soll die niedrige Windwiderstandsgrenze kommerzieller Schwerlastkraftwagen einhalten.
Die Serie „Zero to Hero" von Sinotruk zeigt auch die Brennstoffzellen-Zugmaschine Shandeka und den rein elektrischen Leicht-Lkw HOWO Commander. Für die Markteinführung in Europa vereinbarte Sinotruk auf der IAA eine Kooperation mit dem TÜV Rheinland.

Hunderte Zulieferer wenig beachtet

Hunderte chinesische Zulieferer konzentrierten sich mit kleinen Ständen in Hallen 14/15, die jedoch wenig Fachbesucher anzogen. Noch mehr als für die großen chinesischen Konzerne bestehen für sie große Hürden beim Aufbau eines europäischen Vertriebsnetz und der Markenbildung.

Doch insbesondere mit Vernetzung, selbstfahrenden Nutzfahrzeugen und praktischen Erfahrungen dürfte Chinas Industrie einen Vorsprung haben. Audrey Ma, bei REFIRE zuständig für internationale Märkte berichtete auf dem China Tag, das der Konzern einen Marktanteil von über 42 Prozent bei Brennstoffzellen-Lkw erarbeitete, die bereits 230 Millionen Kilometer zurückgelegt haben.

Die Produktion in China legt weiter zu, besonders auch bei Nutzfahrzeugen mit neuen Antrieben. Laut Daten von Interact Analysis erreichten die Zulassungen von Nutzfahrzeugen mit neuen Antrieben im Jahr 2023 einen neuen Rekordwert von 308.531 Einheiten, was einem Anstieg von 29,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Noch mehr steigen die Exporte. Im Jahr 2000 wurden aus China 235.000 Nutzfahrzeuge exportiert; 2024 bereits 770.000. In einigen Wachstumsmärkten der Schwellenländer sind chinesische Produzenten Marktführer. Der drohende Verlust von Weltmarktanteilen ist die eigentliche Herausforderung für die europäische Nutzfahrzeugindustrie.


Asia Media Service, Dr. Thomas Kiefer


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IAA Transportation - Chinas Nutzfahrzeugbranche drängt auf den Weltmarkt

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