12. September 2025
2005 klangen ungewohnte Gesänge in den Messehallen der IAA in Frankfurt. Das sei keine Pekingoper, sondern Zhejiang-Oper aus seiner Heimat nahe Shanghai. Er wolle nicht nur Autos, sondern auch in Europa wenig bekannte Kultur aus Zhejiang zeigen. Bei der Pekingoper singen nur Männer, aber bei der Zhejiang-Oper werden alle Rollen von Frauen gesungen. Auch bei Geely sei einiges anders, auch wenn sein Unternehmen in Europa pauschal meist als einer der gleichförmig angenommenen Chinaproduzenten gesehen werde, erklärte Firmengründer Li Shufu.
Ganz groß wolle er noch nicht in den europäischen Markt einsteigen, sagte Li vor zwanzig Jahren. Dafür seien seine Autos noch nicht gut genug, obwohl sein Konzern große Modernisierungen machte. In erste Linie wolle er der Welt zeigen, das es ihn und Geely gibt. Das damalige Interview mit Li war ein spannendes Gespräch, wobei er selbst leise sehr viele Fragen stellte, ihn eine unbändige Neugier auszeichnete. Nach dem Interview fragte er, ob ich noch ein Messerundgang mit ihm machen wolle. Ohne weitere Begleitung sahen wir uns die damaligen Marktführer an, und ohne dass ihn jemand erkannte, ließ er sich viele technische Details erklären.
In der Zwischenzeit kennt die Fachwelt Li, der jetzt mit 9,7 Prozent zweitgrößter Einzelaktionär der Mercedes-Benz Group ist. Der ehemalige Bauernjunge ist jetzt Multimilliardär und bestimmt über ein riesiges Unternehmensgeflecht. Dazu gehören nicht nur Autokonzerne. Beteiligungen an Zulieferern mit Schwerpunkt Elektronik, Satelliten, eine Bank und andere Unternehmen gehören dazu.
Dieses Jahr war auf der IAA in München immer noch kein Geely zu sehen. Dafür präsentierte der Konzern mehrere Marken seiner Oberklassemodelle. Und Geelys europäische Marken stehen für Nachhaltigkeit und Hightech.
Die Fachwelt schaute auf der IAA 2025 insbesondere auf die chinesischen Autokonzerne. Doch Chinas Autobranche hat bereits den Sprung ins Elektrozeitalter geschafft. Jetzt zählen KI und Elektronik. Smarte, selbstfahrende Autos sind die Zukunft. Das zeigten in München – weniger beachtet – viele chinesische Zulieferer. Geely ist dabei mit vielen Innovationsführer verbunden. Die Li-Strategie des eigenwilligen Konzernlenkers kann wohl kaum von etablierten Großkonzernen kopiert werden.
Links
Geely
2005. Chinesische Autobauer präsentieren sich auf der IAA
Chinas Macher - Li Shufu. Vom Bauernjungen zum Gründer eines Weltkonzerns mit ehrgeizigen Zielen
DAIMLERS GRÖßTER AKTIONÄR: Der märchenhafte Aufstieg eines chinesischen Bauernjungen
How the Chinese tycoon driving Volvo plans to tackle Tesla‘
Chinesischer Daimler-Aktionär Li Shufu im Porträt. Der märchenhafte Aufstieg eines Bauernjungen
Geely-Vorsitzender Li Shufu: Die weltweite Automobilindustrie leidet derzeit unter erheblichen Überkapazitäten
ASIA MEDIA SERVICE, Dr. Thomas Kiefer
Fotos: Geely 2005 auf der IAA Frankfurt © Thomas Kiefer
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